36.

798 62 25
                                    

,,Brauchst du Hilfe?", frage ich Eléonore.

Sie ist gerade dabei, Dreck von ihren Schuhen unter ihrer Sohle abzukriegen.

,,Klar doch. Was auch immer das hier ist, es ist sehr hartnäckig.", nimmt Eléonore lächelnd mein Angebot an.

Lächelnd setzte ich mich neben sie und nehme mir ihren anderen Schuh und versuche mit einem Stock aus den Rillen den Dreck abzukriegen.

,,Wo bist du denn rumgelaufen, dass sich solch ein Dreck ansammeln kann?", frage ich verblüfft.

,,Ich hab keine Ahnung. Eigentlich bin ich ja nur durch die Sachen gelaufen, durch die auch alle anderen gelaufen sind, und ich würde jetzt mal eher weniger auf Hundekacke tippen."

,,Ich auch nicht.", lache ich.

Ein Weile versuchen wir noch den Dreck aus den Sohlen herauszubekommen und ich muss wirklich sagen, es ist sehr anstrengend. Denn es hat sich nicht nur Dreck an ihren Schuhen verfangen, sondern auch Steinchen. Manche stecken sogar so quer, dass du mit aller Gewalt ziehen musst. Es ist ziemlich ermüdend.

,,Wie findest du das Ganze eigentlich hier?", fragt Eléonore mich, während sie ihren Blick weiterhin konzentriert an ihrem Schuh haften lässt.

,,Wie meinst du das?"

,,Glaubst du, dass alles hier hat überhaupt eine Chance? Ich meine, klar, momentan läuft es noch gut, aber was ist wenn Krisen kommen? Wenn wir keine Nahrung mehr kriegen oder Wasser oder wenn wir angegriffen werden von was weiß ich was. Hätte das alles überhaupt einen Sinn?"

,,Du wirst hier ja richtig philosophisch", scherze ich, ehe ich sie wieder ernster angucke ,,aber ich weiß nicht ob das alles hier einen Sinn hat. Du hast Recht, im Moment läuft das alles. Aber wenn Krisen kommt, dann.. ich weiß nicht. Vor allem hat Devon den entscheidenden Fehler gemacht, uns zu Dux zu machen. Nicht, dass wir jetzt irgendwie zu ungeeignet sind, aber wir sind halt noch Kinder. Wir müssen selbst eigentlich noch geführt werden. Wir sollten selbst noch nicht geführt werden. Wir sind Kinder, wir äffen die Erwachsenen nach und wenn es da niemanden zum nachäffen gibt. ich weiß nicht was wir tun sollen. Wir haben vor allem in diesen Themen keine wirkliche Bezugspersonen, nur uns gegenseitig. Was Ernst sich dabei gedacht hat, weiß ich immer noch nicht.", erläutere ich ihr meine Sichtweise.

,,Vielleicht ist es ja gerade das, was Ernst dazu gebracht hat. Wie du gesagt hast, Kinder äffen Erwachsene nach. Doch wenn da keine Erwachsenen sind, müssen sie selber Erfahrungen sammeln und entscheiden. Und ich denke, Ernst dachte sich bei Devon, dass wenn er Dux ist, ein ganz neuer Regierungsstil aufkommt. Er wird den grauenhaften Regierungsstil von den jetzigen Erwachsenen nicht kopieren, da es da nichts zum kopieren gibt. Ich denke, deswegen hat Ernst Devon als großen Dux zugelassen.", sagt Eléonore.

,,Irgendwie passt uns dieses ernste Geschwafel nicht. Reden wir doch mal über etwas anderes.. Etwas Fröhliches!", versuche ich abzulenken.

,,Ich weiß nicht worüber es Fröhliches zu reden gibt.", schmunzelt sie.

,,Oh Gott! Jetzt sei doch nicht so pessimistisch!", äffe ich sie nach.

,,Hab ich mich ernsthaft so angehört?", lacht sie.

,,Oh ja!"

,,Wie peinlich!", Eléonore lässt den Schuh fallen und vergräbt lachend ihr Gesicht in ihre Hände.

,,Komm schon! Aber irgendetwas Fröhliches muss es doch geben!", meine ich.

,,Ich denke eine Sache gibt's da schon..", flüstert Eléonore und sieht grinsend auf den Boden.

Selbst ihre Wangen färben sich zartrosa. Automatisch muss ich bei diesem Anblick schmunzeln.

,,Erzähl!", fordere ich sie erwartungsvoll auf.

Regina Bellum - Anfang einer neuen ÄraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt