Manchmal komme ich mir vor, als wäre die ganze Welt gegen mich. Sie quält mich, heitert mich auf, um mich danach wieder quälen zu können und es in vollen Zügen zu genießen. Es ist einfach unerträglich.
Meine Hand bringt schon das gefühlte tausendste Wort auf Papier und fühlt sich an, als würde sie jeden Moment der anderen Seite beitreten.
Von meinem Gesicht kann man sicher schon mein leiden ablesen; die Augenbrauen zusammengezogen, meine Lippen zu einer schmalen Linie geformt und mein Blick ähnelt der, eines Serienmörders.
Doch so fühle ich mich auch. Den Anderen anscheint auch, denn diese sehen angestrengt drein und können sich gerade noch vor dem ausrasten beherrschen.
Schreiben habe ich ehrlich gesagt etwas leichter in Erinnerung. Aber das war vor dem Flugzeugabsturz, wo mir alles.. genommen wurde.
Eine stille Träne kullert meine Wange herunter und findet ihr Ziel auf dem Papier, auf dem ich gerade schreibe.
,,Ist alles in Ordnung, Saphira?", fragt mich Kathleen besorgt und legt ihre warme Hand auf meine Schulter.
Abwehrend nicke ich und versuche stark zu bleiben und das ist viel leichter gesagt als getan, denn meine Mundwinkel zucken immer wieder von alleine nach unten, und meine Augen werden schon ganz glasig.
Mit meinem Handgelenk wische ich mir blitzschnell über die Augen und versuche ruhig ein und auszuatmen.
Wenig überzeugt nickt Kathleen und begibt sich zu den Anderen, um ihnen über die Schulter zu gucken.
Ich weiß das sie es gut meint, aber ich hasse es, wenn Personen sich unnötige Sorgen machen, was meine Erlebnisse betrifft.
Vorsichtig schmule ich zu Daniel, der grinsend dasitzt und stolz auf sein Papier sieht.
,,Schon fertig?", frage ich erstaunt.
Wir haben von Kathleen aus irgendeinem Buch über so einen Jungen der alleine überleben muss drei Seiten zum abschreiben bekommen. Und die Schrift ist so übertrieben klein, dass es einfach eine Ewigkeit dauert!
,,Jop.", grinst Daniel stolz.
Hinter ihm steht plötzlich Kathleen und liest sich Daniels Zeilen durch und nickt lächelt: ,,Das hast du super gemacht, Daniel! Mach erst einmal eine Pause und warte bis die anderen fertig sind."
Mit einem riesigen Grinsen nickt Daniel Kathleen zu, die ihm anerkennend zunickt.
,,Streber.", zischt Devon Augenrollend. Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck schlägt Kathleen ihm über den Kopf. Nicht fest, dennoch fest genug, um einen Todesblick von Devon einzufangen.
,,Was habe ich dir gesagt, Faurelios?", faucht Kathleen sauer und betont seinen Nachnamen. Ehrlich gesagt finde ich seinen Nachnamen richtig lustig. Faurelios. Wie sich das anhört. Lächerlich. So ein Name für Möchtegern harte Typen.
,,Das sie auf die Toilette müssen?", lacht Devon spöttisch. Da muss sogar ich etwas kichern. Das verleitet Devon anscheint sich besser zu fühlen, weshalb ich abrupt aufhöre zu Kichern.
,,Sehr witzig. Sie machen bitte noch Seite vierunddreißig." Kathleen verschränkt die Arme vor der Brust und grinst, als sie Devons bestürzten Gesichtsausdruck sieht.
,,Bist du fertig, Saphira?", fragt sie mich erneut. Ich schüttle den Kopf und sie nickt. ,,Dann beeil dich bitte."
Ich sehe wieder auf die abzuschreibenden Seiten und seufze herzzerreißend. Ich will das nicht machen! Das ist viel, viel, viel zu anstrengend. Wie hat Daniel das bitte in dieser enormen Geschwindigkeit geschafft?
Ein Blick auf sein Papier genügt, um zu wissen, dass es nur irgendein Gekritzel ist, was er anscheint Schrift nennt.
Grinsend setze ich die Feder meines Füllers (keine Ahnung woher der kommt) aufs Papier und schreibe in einer enormen Geschwindigkeit, dass einem glatt die Puste wegbleibt. Zugegeben, ich schreibe nicht gerade wunderschön, aber Daniel hat auch nicht gerade schöner geschrieben.
In Lichtgeschwindigkeit blättere ich die Seite um, damit ich keine Schreibpause einlegen kann. Ich kenne mich auf jeden Fall gut genug um zu wissen, dass wenn ich aufhöre, erst einmal eine lange Pause benötige. Also warum nicht alles auf einmal schreiben?
Mein Gesicht erhellt sich, als ich sehe, dass nur noch ein Satz zu schreiben ist. Doch genau da, habe ich keine Kraft mehr zum Schreiben. Mir ist zu Heulen zu Mute. Nur noch ein verdammter Satz, den ich nicht hinbekomme, weil ich zu erschöpft bin!
Innerlich schlage ich mir gegen die Stirn und werfe mir Beleidigungen an den Kopf.
,,Geht's dir gut?", flüstert Eléonore mir zu.
Ich nicke abwesend und starre auf mein Blatt. Das kann doch nicht so schwer sein! Immerhin habe ich davor einen ganzen Schwall von Sätzen aufgeschrieben!
Innerlich heulend versuche ich mich an den letzten Satz. Als ob meine Hand eine ganze Flut von Schmerzen überwinden müsse, so fühlt es sich an. Langsam wird sie auch noch taub.. super.
Mit zitternder Hand bringe ich noch den Punkt zu Papier, ehe ich in lauthals ,,Fertig!" schreie. Als mich alle undefinierbar ansehen, sehe ich zu Boden und würde dort am liebsten auch versinken.
,,Gut gemacht, Saphira.", lobt mich Kathleen. ,,Jetzt können wir ja weitermachen."
Moment! Bin ich etwa die Letzte die fertiggeworden ist? Eben waren doch noch alle konzentriert am schreiben! Man. Das ist unfair. Dabei habe ich mir doch solche Mühe gegeben!
,,Also. Als nächstes nehmt ihr euch alle einen dieser Hüpfbälle und legt euch mit dem Rücken drauf. Versucht euch zu dehnen.", befiehlt Kathleen und deutet mit ihrem Zeigefinger auf die Hüpfbälle in der Ecke.
Missmutig trotten wir gemeinsam zu den Plastikbällen, von denen ich mir den hellblauen Ball nehme. Wenn schon, dann einen schönen.
Als ich mich mit dem Rücken drauflege, spüre ich ein Knacken in meinem Kreuz und stöhne schmerzvoll auf: ,,Ich glaube ich habe mir etwas gebrochen!"
,,Saphira. Deine Rippen und deine Wirbelsäule sind in Ordnung. Sie dehnen sich gerade nur. Das ist gut. Denn ansonsten wirst du völlig steif und kannst dich nicht mehr bewegen. Willst du das?", erklärt sie mir.
Mit zusammengedrückten Kiefer nicke ich. Von wegen! Natürlich habe ich mir was gebrochen! Ich habs doch deutlich gespürt!
,,Und jetzt macht ihr bitte so gut es geht ein Brücke. Zwischen Rücken und Boden soll der Ball sein."
Gleichzeitig versuchen wir es, und im nächsten Moment krachen wir alle zusammen und ächzen schmerzvoll auf.
Will die uns umbringen?!
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Regina Bellum - Anfang einer neuen Ära
Ciencia Ficción-TEIL 1.- »Dies war die Zeit, in der sich alles änderte. Als eine neue Ära anbrach.« Saphira Stewart lebt so wie jedes Teenagermädchen ihr Leben: Parties, gegen Regeln verstoßen und, natürlich, Jungs. Doch auf einen Schlag ändert sich alles. Die Nac...