12.

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Nachdenklich starre ich in der Gegend herum, während ich die Flammen brennen höre, als ob sie genau neben meinem Ohr wären.

Bei jeden Beben zucken wir alle synchron zusammen und beten, dass die Bombe bloß nicht diesen Keller trifft.

An sich ist es ja schon ein großes Wunder, dass dieser Keller noch nicht beschädigt wurde. Devon meinte, dass hinter der Backsteinwand eine weitere Wand eingemauert ist, die besonders Bombenwiderstandsfähig ist. Aus dem zweiten Weltkrieg, meinte er. Ein Bunker.

Doch das hat das Krankenhaus wohl einfach umgebaut und zum Keller gemacht, einen ziemlich großen Keller.

Ich frage mich, wie er das herausgefunden hat. Aber sonderlich interessiert es mich jedoch auch nicht, wenn man bedenkt, in was für einer Situation ich gerade bin.

,,Ich glaube wir sollten uns Essen suchen." Devon unterbricht vorsichtig die Stille.

Selbst er ist besorgt.

,,Und wie sollen wir hier bitte Essen finden?", fragt Daniel harsch.

,,In einem Keller gibt es doch immer Essen. Vor allem in einem Krankenhaus. Wenn sie mal kein Geld für Essen haben, hat ein Krankenhaus im Keller noch ein Lager an Essen.", meint Devon.

,,Das meinte ich nicht. Sondern wir haben überhaupt keine Lampe oder etwas derartiges. Nur hier, unter dem Fenster scheint Licht. Oder die Flammen. Wie man es nimmt." Daniel sieht Devon zweifelnd an.

,,Stimmt.." Man merkt an Devons Stimme, dass selbst seine Hoffnung langsam verfliegt.

Verzweifelt setzt er sich hin, genauso wie Daniel und starrt wie der Rest von uns, in die Leere.

,,Wir werden hier sterben, oder?", flüstert Eléonore.

Ich sehe schweigend zu ihr rüber und sehe ihre feuchten Augen und nehme sie in den Arm. Beruhigend versuche ich ihr über den Rücken streichen, damit sie sich beruhigt. Doch sie weint weiter, diesmal lauter. Ich weiß nicht was ich für sie tun kann und ich denke, ich kann auch nichts für sie tun. Nicht einmal mich selbst kann ich retten, wie soll ich dann Eléonore retten?

Es ist ganz ruhig. Wenn man mal von Eléonores Gejammer, dem Beben und dem hörbaren Brennen der Flammen absieht.

,,Ich hab eine Idee. Aber das wäre praktisch ein Himmelfahrtsmanöver.", sage ich und meine es auch so.

,,Und welche?", fragt Daniel hoffnungsvoll.

,,Einer könnte doch daraus. Unter dem ganzen Schrott da oben muss doch ein Stock zu finden sein und Feuer erst Recht.", erkläre ich.

,,Sehr schlau. Und was machst du wenn der Stock verbrennt, bevor du hier ankommst?", meint Devon ironisch.

,,Wer sagte denn hier, dass ich gehe?", knurre ich leicht aggressiv.

,,Wer sagt, dass hier irgendwer in dieses Himmelfahrtsmanöver geht?", knurrt Devon genauso aggressiv zurück.

,,Hört auf!", schreit Steven und sieht uns böse an.

,,Es ist ehrlich gesagt eine super schlechte Idee. Aber was bleibt uns denn, Devon? So oder so werden wir sterben. Dann haben wir es wenigstens versucht." Steven versucht es möglichst laut zu erklären. Doch auch seine Stimme stockt mehrmals.

,,Und was dann? Dann sitzen wir hier rum und sehen quasi zu wie einer stirbt. Nennst du das super Plan?", kontert Devon wütend.

,,Nein, nenn ich nicht. Aber wir müssen irgendetwas machen.", meint Steven nachdenklich.

,,Okay, okay. Mal angenommen, jemand würde daraus gehen und würde einen guten Stock finden. Wir brauchen etwas, was die Fackel dazu bringt nur oben zu brennen.. ich kann das nicht erklären. Wisst ihr was ich meine?", erklärt Devon.

,,Ja.", antworten wir ihm.

,,Wisst ihr zufällig wie wir das schaffen?", fragt Devon.

,,Nicht wirklich..", murmle ich frustriert.

Wir brauchen etwas brennbares. Etwas, was nicht so schnell verbrennt oder ausgeht. Was die Leute an die Fackel machen.. Keine Ahnung.

,,Ich habs!", schreit Steven freudig.

,,Ach ja?", fragt Devon mit hochgezogener Augenbraue.

,,Denkt doch mal nach. Welches Holz wird für den Kamin benutzt. Welches lange brennt und warmhält?", hilft uns Steven auf die Sprünge.

,,Eichenholz. Aber selbst wenn. Wo sollen wir denn jetzt Eichenholz herkriegen? Wir können ja schlecht losgehen und eine Eiche fällen, oder?" Devon hört sich so genervt an, dass es schlimmer nicht mehr geht.

,,Ich hab eine Idee..", sagt Eléonore zögernd.

,,Schieß los.", fordert Devon sie auf.

,,Die Idee ist gar nicht so schlecht. Wir sollten etwas warten, bis die Flammen etwas weniger werden. Dann können wir, oder einer, rausgehen und Eichenholz suchen. Vielleicht auch einen Stein und einen Stock. Und etwas Asche mitnehmen-" ,,Und was soll das nützen?", unterbricht Devon sie harsch.

,,Naja. Wir könnten mit dem Stein aus dem Eichenteil eine Art Behälter schnitzen und den auf diesen Stock rauf machen."

,,Der Stock wird aber auch brennen.", meint Devon genervt.

,,Eben nicht. Wir spucken auf die Asche und reiben damit den Stock vollständig ein. Wenn ich eines gelernt habe, dann, dass Asche nicht mehr brennt. So kommen die Flammen nicht auf den Stock.", erklärt sie langsam.

Eine kurze Stille herrscht. Das ist eigentlich eine ziemlich gute Idee. Zwar etwas unwahrscheinlich, dass man da draußen noch Holz findet. Einerseits, da wir in der Stadt sind und es da generell nicht viele Bäume gibt. Andererseits, da die Suche sehr gefährlich werden kann, aufgrund des ganzes Rauches und des Feuers.

,,Gut. Machen wir das so. Wer geht los?", fragt Devon.

,,Ehm..", stammeln alle.

Ich glaube, ich liege ziemlich richtig, wenn ich sage, dass niemand daraus möchte.

,,Weicheier", schnaubt Devon ,,ich gehe."

,,Bist du dir sicher?", frage ich besorgt nach.

,,Ja, ja.", murrt Devon.

,,Wenn ich nicht zurück komme, sucht nicht nach mir. Bleibt hier.", befiehlt Devon und alle nicken.

Etwas nervös atmet er ein, öffnet das Fenster und wirft sich sogleich auf den Boden und kriecht voran, ehe er im Rauch verschwindet.

Wir machen das Fenster wieder zu und setzen uns hin.

,,Glaubt ihr, dass er es schafft?", fragt Eléonore besorgt.

,,Bestimmt.", antwortet Daniel.

Doch selbst er hat einen Hauch Zweifel in seiner Stimme. Wir sind alle ziemlich besorgt. Wer weiß ob er zurückkehrt? Ihn wegen einer Fackel in den Tod zuschicken ist ziemlich naiv, wenn ich genauer darüber nachdenke.

,,Das ist Devon. Der wird nicht eher ruhen, bis er wieder gemütlich andere fertigmachen kann.", witzelt Daniel.

Ich weiß, er möchte uns damit aufmuntern. Doch solche Witze zu machen und nicht einmal zu wissen, ob er zurückkommt ist, denke ich, unangebracht. Ich bete zu Gott. Wenn du mir schon jeden nimmst. Lass ihn bitte lebend zurückkommen!

Regina Bellum - Anfang einer neuen ÄraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt