Woodwalkers, neue Gesichter

Ein alter Bekannter

Ich konnte nur noch perplex auf den Mann starren. Er trug ein kariertes Hemd und war schlecht rasiert. Früher war sein Gesicht immer glattrasiert gewesen, aber das war wohl nicht das einzige, das sich verändert hatte.

„Hey", Mia stupste mich von der Seite an, „wo starrst du denn die ganze Zeit hin?" Ich schüttelte den Kopf und versuchte, mich wieder auf das Essen zu fokussieren. „Nirgendwo", sagte ich leise.

Kurz danach standen die anderen auf. „Kommst du?", fragte Micha und sah mich fragend an. „Geht schon mal vor", antwortete ich, „ich finde den Weg bestimmt gleich auch allein."

Mia sah aus, als ob sie noch etwas sagen wollte, aber Anni zog sie schon mit sich nach draußen. „Du musst einfach die Treppe runter und dann nach rechts, wir haben gleich Sei dein Tier bei Mrs Parker", meinte Micha bevor er auch ging.

Mein geflüstertes: „Danke", hörte er bestimmt nicht mehr. Mein Burger lag immer noch halb auf meinem Teller, aber ich hatte keinen Appetit mehr.

Meine Gedanken kreisten nur noch um eine einzige Frage, als ich bemerkte, wie der Mann sich erhob und seinen Blick noch kurz beiläufig durch den Raum schweifen ließ. Für einen Moment blieb er an mir hängen und meine Herz machte einen Satz.

Hatte er mich erkannt? Doch er ging einfach aus dem Raum und unterhielt sich währenddessen noch mit einer Lehrerin. So ein Pech konnte trotzdem nur ich haben.

Warum musste ausgerechnet James Bridger an meiner neuen Schule unterrichten?

„Hey, isst du das noch?", fragte plötzlich eine helle Stimme neben mir. Ich schüttelte den Kopf und schaute dann hoch. Wing, das Mädchen von vorhin schnappte sich meinen Teller und verschwand damit grinsend.

Ich folgte ihr mit meinen Augen, als sie sich an den zu ihren Freunden setzte. Am Tisch daneben saß ein Junge mit goldblonden Haaren, der in gewisser Weise im Mittelpunkt zu stehen schien.

Mich faszinierte aber eher das Mädchen, das neben ihm saß. Sie hatte schmale Augen und eine schmale Nase und dunkle Haare. Sie lachte und ihre Augen blitzten. Doch dann fühlte ich mich unwohl dabei, sie zu beobachten und ließ meinen Blick weiter durch den Raum schweifen.

Langsam ließ der Schock, James Bridger gesehen zu haben, nach und schließlich stand ich auf und ging aus der Cafeteria. Weil es noch nicht zu nächsten Stunde geläutet hatte, streifte ich ein wenig durch die Schule.

Zuerst suchte ich den Raum, in dem ich gleich Unterricht hatte, dann lief ich durch die restlichen Gänge und versuchte mir alles einzuprägen. Die meisten Schüler waren bei dem schönen Wetter draußen, so war ich drinnen ungestört.

Als ich das Gefühl hatte, mich einigermaßen auszukennen, ließ ich mich an der Wand vor dem Klassenraum herabrutschen und lehnte den Kopf nach hinten an die Wand.

Bevor meine Gedanken mich überrollen konnten, hörte ich zwei Stimmen hinter der Ecke, die sich leise unterhielten.

„James, wir haben noch eine neue Schülerin bekommen", sagte die erste Stimme. Ich vermutete, dass es Lissa Clearwater, obwohl ich die Stimme nicht so genau zuordnen konnte.

„Ah, wie heißt sie denn?", antwortete die andere Stimme und mir lief ein Schauer über den Rücken, denn ich erkannte James Bridgers Stimme.

„Linnea Starshine", meinte Miss Clearwater. „Okay, das sagt mir jetzt nichts", sagte Mr Bridger darauf. Ich atmete aus und merkte, dass ich die Schultern angespannt hatte.

„Machst du dir Sorgen wegen ihr?", fragte Mr Bridger dann. Ich hob die Augenbrauen. „Na ja, sie hat erzählt, dass ihre Eltern gestorben sind, außerdem war sie so kurz angebunden und hat kaum geredet."

Langsam entfernten die Stimmen sich und ich konnte nichts mehr verstehen. Ich nahm mir vor, hier wirklich vorsichtig zu sein. Einerseits war da Miss Clearwater, die so aufmerksam auf alles achtete.

Andererseits war da noch James Bridger. Sobald er mich erkannt hatte, würde er nicht aufhören in der Vergangenheit zu stochern und davor hatte ich die größte Angst.