Schatten der Vergangenheit

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Auf leisen Pfoten schlich ich durch den Wald, immer hinter der grauen Füchsin her, die vor mir lief. Langsam schien es, als hätte sie mich bemerkt, denn sie begann auch über Bäume und Steine zu springen und zu klettern und wurde immer schneller.

Mehr und mehr versuchte sie mich abzuschütteln, aber folgte ihr hartnäckig. Sie wollte mich loswerden, aber ich hatte schon längst gespürt, dass sie keine normale Füchsin war und ich war sicher, dass ich dringend mit ihr reden wollte.

Nachdem ich ihr mehrere Menschenstunden hinterhergelaufen war, war ich kurz davor, aufzugeben, aber endlich blieb sie stehen und drehte ihren Kopf in meine Richtung.

Erleichtert blieb ich einige Schwanzlägen vor ihr stehen und sah sie an. Was willst du? fragte sie, ihre Stimme war in meinem Kopf, doch gleichzeitig knurrte sie warnend.

Ich habe gespürt, dass du bist wie ich. Ich dachte, du kannst mir vielleicht weiterhelfen. Ich war vorsichtig, weil es viele gab, die waren, wie ich und kein Interesse hatten, mit anderen zu kommunizieren.

Und wenn ich dir nicht helfen will? Wer bist du überhaupt? Sie zeigte mir ihre Zähne, aber das machte mir keine Angst. Ich sprach die Sprache wilder Graufüchse nicht, wusste nicht, was sie mir damit mitteilen wollte.

Man nennt mich Leni. Sie sah auf. Wer nennt dich Leni? Die Menschen? Ihr Ton war ein wenig feindselig. Was hatte sie gegen die Menschen?

Die Menschen nennen mich so. Ich glaube, meine wahrer Name ist mit der Zeit verloren gegangen. Ohne jemanden, der ihn aufbewahrt hat.

Ich schreckte auf, ihre Stimme noch immer in meinen Ohren. James saß neben mir auf dem Boden und seine Hand lag noch immer auf meinem Rücken.

Eben hatte es sich noch beruhigend angefühlt, aber jetzt war es, als würde er mich festhalten. Meine Muskeln verkrampften sich und ich stand hastig auf und machte einen Schritt zu Seite.

James sah auf, sein Blick war besorgt. Alles in Ordnung? fragte er. Nein. Ja... nein. Ich...kannst du das Fenster aufmachen? Bitte...ich muss hier raus.

James stand auf und öffnete das Fenster, nicht ohne mir einen weiteren besorgten Blick zuzuwerfen. Mit einem Satz war ich auf dem Fensterbrett, dann draußen auf der Wiese.

Ich rannte in Richtung Wald und versuchte, meine Gedanken abzuschütteln, die Erinnerung zum Schweigen zu bringen. James folgte mir nicht.

Als ich die ersten Bäume erreicht, flog eine Taube erschrocken auf. Im Schutz der Bäume verringerte ich mein Tempo ruckartig und lief dann langsam weiter.

Eine Maus flüchtete vor mir in ihr Mauseloch, einige Ameisen kreuzten meinen Weg und irgendwo klopfte ein Specht gegen einen Baum. Es hatte etwas Friedliches an sich. Ich alleine im Wald.

Die Clearwater High schien fast wie ein Traum in weite Ferne zu rücken. Als wäre ich nie dagewesen. Als hätte ich davon geträumt und wäre jetzt wieder aufgewacht, in meinem Leben, so wie es wirklich war.

Ich war lange alleine im Wald gewesen. Nicht nur alleine. Alleine heißt, dass niemand anderes da ist. Aber im Wald leben tausende Wesen. Große und kleine Tiere, also war ich eigentlich nie alleine gewesen.

Ich war einsam. So wie es ist, wenn man alleine in einer Menge von Wesen ist. So wie es war, wenn ich in der Klasse saß und doch so weit von allen entfernt war. Aber das wollte ich nicht mehr sein.

In einem Bogen machte ich mich auf den Weg zurück zur Schule. Das war der Platz, an dem ich sein sollte. An dem tatsächlich Menschen waren, die sich um mich sorgten, obwohl sie mich kaum kannten.

Dabei wussten sie nicht, was ich getan hatte. Wofür ich verantwortlich war. Und sie sollten es nie erfahren.

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Heyy, ihr Lieben

Hier wäre das neue Kapitel...Was denkt ihr, wer die fremde Füchsin war? Und was hat Linnea getan?

Wir sehen uns am Sonntag wieder...

Woodwalkers, neue GesichterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt