doncaster train station || Larry Stylinson

E P I L O G

Überraschenderweise war die Bahn an diesem besonderen Morgen so gut wie leer. Ich setzte mich also auf einen Platz am Fenster von dem ich, sobald die Sonne aufgeht, einen perfekten Ausblick auf die Schneelandschaft hatte. Es hatte die ganze letzte Nacht geschneit, weswegen es mich überraschte, dass der Zug überhaupt fährt.

"24.12.2014, 7:31 Uhr. Guten Morgen, liebe Gäste. Sie befinden sich auf dem direkten Weg nach Sheffield. Der nächste Halt wird Doncaster sein. Voraussichtliche Ankunftszeit dort: 10:22 Uhr. Wir wünschen ihnen eine angenehme Fahrt."

Ich ließ mich ganz in meinen Sitz fallen und schloss die Augen. Ein seliges Lächeln schlich sich in mein Gesicht. Heute war der Tag auf den ich seit über einem Monat wartete. Heute würde ich meinen Freund erstmal seit unserem allerersten Treffen wiedersehen. Ob er davon weiß? Nein, tut er nicht. Es soll eine Überraschung sein. An seinem Geburtstag. Ich habe nicht mal Lottie Bescheid gesagt, denn ich habe in den letzten Wochen gelernt, dass sie ganz gut darin ist Geheimnisse auszuplaudern.

Nur leider waren die letzten Wochen sowohl für mich als auch für Louis schrecklich. Wir haben zwar jeden Tag irgendwie Kontakt gehabt, aber haben es nicht geschafft uns zu treffen, weil immer irgendetwas dazwischen kam. In den ersten 2/3 Wochen hatten wir beide einfach keine Zeit. Ich hatte viel Stress mit meinem Studium und Louis mit Arbeit, Fußball und seiner Familie. Obwohl man die Sache mit seiner Familie nicht als Stress bezeichnen sollte, denn er verbringt nunmal jeden Sonntag in der Vorweihnachtszeit mit ihnen. Er hat mir zwar immer wieder versichert, dass ich trotzdem kommen kann, da ich auch zu seiner Familie gehöre, aber ich wollte um ehrlich zu sein die Familientage nicht crashen, weil ich weiß, wie wichtig sie ihm sind. Außerdem war ich bis vor wenigen Tagen wirklich sehr mit Klausuren beschäftigt.

Doch dann gab es in der zweiten Dezemberwoche ein Wochenende, dass uns gehören sollte. Wir haben alles genau geplant und sind vor Freunde fast geplatzt. Wir saßen an jedem Abend davor vor dem Bildschirm und haben beide durchgehend durch die Gegend gegrinst. Aber dann hat mich Louis ein paar Tage davor angerufen und mir mitgeteilt, dass sein Großvater verstorben ist und an dem Wochenende an dem wir uns treffen wollten die Beerdigung , auch wenn nur in einem kleinen Kreis, stattfindet.

Aber ich habe nicht das Gefühl, dass diese Schwierigkeiten unserer Beziehung irgendwie geschadet haben. Im Gegenteil: Ich denke durch diese Schwierigkeiten ist unsere Bindung nur noch strärker geworden.
Und außerdem sehen wir uns ja in wenigen Stunden und dann müssen wir die Sache mit der Fernbeziehung definitiv nochmal besser planen. Es wird sicher eine Möglichkeit geben, damit wir uns öfter sehen.

Die Zugfahrt verlief wirklich ruhig und wir kamen pünktlich in Doncaster an. Der Sonnenaufgang in Verbindung mit der Schneelandschaft war wirklich wunderschön.

Aber nicht so schön wie Lou!

Mit meinem Navi in der Hand machte ich mich auf den Weg zu Louis' Wohnung und tatsächlich kam mir der Weg noch recht bekannt vor. Hoffentlich ist er überhaupt zu Hause. Ich kann ich ja schlecht fragen, denn dann würde ich die Überraschung versauen. Nur leider ist es sogar ziemlich wahrscheinlich, dass er nicht in seiner Wohnung, sondern bei seiner Familie ist.

Leider bestätigten sich meine Sorgen, als ich etwa 20 Minuten später seiner verschlossenen Tür stand. Netterweise hatte mich eine andere Mitbewohnerin des Hauses ins Treppenhaus gelassen, aber ich konnte so oft ich wollte an der Tür zu seiner Wohnung klopfen, es machte niemand auf. Ich seufzte und fuhr mir durch die langen Haare, was mit dem riesigen Blumenstrauß in meiner Hand gar nicht so einfach war.

Es blieb also nur eine Möglichkeit.

Ich wählte Lotties Nummer und hielt mir mein Handy ans Ohr. Kurze Zeit später ging sie auch ran. Ich fragte sie, ob Louis bei ihnen ist. Ja, ist er. Soll sie ihn ans Telefon holen? Nein, ich komme vorbei.