XV - Über die Grenze

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Das Kleid war eng. Ich spüre wie es meine Brust umschnürte. Der warme Wind berührte meinen nackten Rücken. Ich fühlte mich unwohl. Unzufrieden zupfte ich den Fetzen hin und her. Zayns Blick belastete mich. Es ist eine Blamage diese Kleidung zu tragen.
„Steht dir", meinte Zayn mit einem nervösen Lächeln auf seinem Gesicht. Er war sich wohl nicht sicher, ob sein Kommentar gut bei mir ankommt oder ob er eine Schelle dafür kassiert. Eigentlich tendierte ich zum zweiten. Doch meine Vernunft und meine Manieren hielten mich zurück. Es gehört sich nicht, den Mann, der sich in ein fremdes Land eingeschlichen hat, die letzten Münzen für ein Kleid ausgegeben hat, zu schlagen. Dankbarkeit kann ich allerdings auch nicht zeigen. Nicht für diesen Fetzen.
„Lass uns gehen", sagte ich nur etwas lästig, griff nach meinem Bogen. Dann ging ich an Zayn achtungslos vorbei und machte mich auf, durch das kleine Loch im Zaun zu steigen.

Wir gingen eine lange Zeit. Die Städte und Dörfer sind weit entfernt vom Zaun. Wahrscheinlich ist dies beabsichtigt. Somit kann man Reisende besser überwachen und Bewohner des Reiches werden ebenfalls besser unter Kontrolle gehalten. Mit jedem Schritt wurde es heisser. Die Luft wurde dicker und man fühlte sich beinahe, als wäre man in der Hölle gelandet. Meine Kleidung klebte an meiner nassen Haut. Mein Atem war laut. Kein Wunder, dass das Gerücht herrscht, die Menschen aus dem Feuerreich versuchen zu fliehen.
Zayns Zustand war noch schlechter als meiner. Da sein Element ausschließlich aus Wind besteht, belastet ihm die Hitze. Feuer entfacht sich umso mehr Luft es an sich reißen kann. Sein Schwert und seine Fähigkeit ist hier im Feuerreich total nutzlos. Meine allerdings sind umso stärker. Wasser dominiert über Feuer.

„Lavea kannst du mit deinen Kräften nicht Wasser herstellen?", hauchte Zayn erschöpft und konnte kaum noch laufen. Er ist schon viel länger im Feuerreich als ich. „Wasser aus dem nichts herstellen verbraucht sehr viel Energie. Wäre hier irgendwo eine Quelle wäre es kein Problem. Allerdings- habe ich keine Lust deinen verdursteten Leichnam wegzuräumen", machte ich mich etwas lustig. Ruhig zog ich einem Pfeil auf meiner Tasche und griff grob nach Zayns Kragen. Er erschrak etwas und blickte geschockt zu mir hinauf. Als würde ich die Pfeilspitze durch seinen Rachen rammen wollen. Er schätzt mich zu brutal ein. „La-Lavea...?", flüsterte er ängstlich. Vorsichtig steckte ich den Pfeil in die Öffnung seines Mundes. „Sei still", befahl ich und ließ meine elementare Kraft in den Pfeil fließen. Der Holzbestand sowie die harte Spitze lösten sich auf und wurden zu Wasser. Mir ist bewusst, dass meine Art und Weise ihm trinken zu geben etwas grob war. Aber ein Glas oder eine Flasche war nicht in der Nähe. Außerdem ist Respekt vor meiner Kraft nicht schlecht.

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