„Als Elisabeth damals zurückkam, war sie wie verändert. Der hübsche junge Turner war nicht bei ihr, was sie vermutlich nicht sehr gut verkraftet hat.", daran erinnerte sich Lorey noch allzu gut. Erst hatte sie dabei zugesehen, wie sich die beiden im Strudel und im Kampf gegen ihren Vater das Jawort gaben und anschließend wie eben er es war, der Will seinen Dolch in die Brust gestoßen hatte. Auf ewig verdammt, die sieben Weltmeere zu befahren als Kapitän der Flying Dutchman, nur alle zehn Jahre konnte er an Land gehen, um bei denen zu sein, die ihn lieben. Einen Fluch, für den ihre Mutter verantwortlich war. „Elisabeth suchte mich auf, sie wollte Port Royal verlassen, für immer. Ich half ihr, die wichtigsten Sachen aus dem Anwesen zu schaffen und zusammenzupacken. Sie erzählte mir viel über Piraten und wie sie mit ihnen Seite an Seite gegen die East India Traiding Company gekämpft hatte, so wie du. Und dass Lord Swan nicht mehr zurückkehren würde. Nach einem Jahr, in dem das Anwesen still lag, verlassen, weil alle ihre Bewohner auf See waren. Hatte ich gehofft sie würde hierbleiben. Dem Haus den alten Glanz zurückgeben und Commodre Norrington heiraten, wie ihr Vater es gewollt hatte." Marie nahm kurz einen Schluck ihres Tees und unterbrach somit ihr Gespräch. „James, er war auch hier?", stellte Lorey leise fest. „Ja, er hat Elisabeth begleitet als sie ankam und auch als sie wieder fortgingen", Loreys Magen zog sich kurz zusammen. Sie hatte seine letzten Worte, die er an sie richtete, nicht vergessen. „Sie haben Port Royal gemeinsam verlassen. Wohin wollten sie?", „Elisabeth wollte einfach nur weg, weg von der Insel und weg von allem, was sie hier an ihr altes Leben und ihren Vater erinnerte", erneut nahm die alte Dame einen Schluck von ihrem Tee. „Also weißt du nicht, wo sie heute lebt?", wollte Lorey nun ungeduldig wissen". „Doch das weiß ich. Der ehrenwerte Mister Norrington schlug vor, dass sie auf die andere Seite der Insel gehen. In die Nähe der Sandy Bay. Ob sie allerdings dortgeblieben sind oder noch weiter gezogen weiß ich nicht. Elisabeth hat sich seitdem nie wieder bei mir gemeldet, keinen Brief hab ich je von ihr erhalten.". Sandy Bay. Lorey hatte einen Anhaltspunkt. Sie stand abrupt auf, überhörte wissentlich das protestierende Geschwafel von Marie und stürmte aus der Tür. Sandy Bay. Sandy Bay. Wiederholte sie mehrere Male in ihrem Kopf und dachte angestrengt nach wo diese nochmal lag. Auf der anderen Seite der Insel waren Maries Worte. Sie brauchte ein paar Tage um die Insel zu um schwimmen, mehr jedoch, wenn sie sie über Land direkt überqueren würde. Die Spanier waren sicher bereits aufgebrochen und machten sich auf den Weg, die Quelle zu zerstören. Sie durfte keine Zeit verlieren. Sie war nicht weit entfernt vom Strand, sie rannte. Währenddessen streifte sie den Mantel, das Hemd, die Schuhe und ihre Hose bereits ab. Bereit ins kühle Nass zu tauchen und in ihrer wahren Form ihre Reise fortzusetzen.
Lorey schwamm so schnell sie konnte, schoss wie ein Pfeil durch das Wasser. Nach zwei Tagen hatte sie völlig erschöpft die Bucht erreicht. Dort das gleiche Spiel Klamotten von Wäscheleinen klauen und sich nach Elisabeth erkundigen. Sie fand nach einigem suchen passenden Klamotten. Es mussten die Kleider eines jungen Knaben sein, der aus reicheren Verhältnissen kam und sich bei seiner Liebsten aufhielt. Denn dieser Teil der Stadt war der Teil, indem die Hausdiener, Bauern und allen anderen klein ständigen Leuten hausten. Der rote Mantel half ihr nicht sonderlich gut sich unauffällig durch die Stadt zu bewegen aber er reichte aus um nicht aufgehalten zu werden. Sie ging immer wieder zu einigen Bewohnern und fragte nach „Elisabeth Turner, wissen sie, wo sie wohnt?", einige starrten sie nur an und schickten sie weiter. Doch ein junges Mädchen, etwa neunzehn Jahre alt, konnte ihr endlich weiterhelfen. „Oh ja Elisabeth, sie wohnt etwas außerhalb an der Küste in der Nähe eines Leuchtturms, dort hat sie einen kleinen Hof, auf dem die sie mit Henry wohnt", sie zeigte in die Richtung und Lorey bedankte sich freundlich. Doch wer war Henry denn das Mädchen erwähnt hatte. Lorey ließ sich nicht beirren und eilte den Weg, entlang den ihr das Mädchen gezeigt hatte. Es dauerte einige Stunden bis sie den Leuchtturm erblickte und den kleinen Hof der ganz in der Nähe stand. Es war kein kleiner Hof, so wie das Mädchen ihn beschrieben hatte, es war mehr ein Gehöft. Elisabeth musste das Vermögen ihrer Familie dafür verwendet haben, um sich hier ein neues und besseres Leben aufbauen zu können. Mit James und Henry. Vielleicht war Henry ja ihr gemeinsamer Sohn. Bevor sie sich darüber noch weiter den Kopf zerbrechen konnte machte sie sich mit strammen Schritten Richtung Hof. Elisabeth würde ihr alles erklären sobald sie dort war.
Als Lorey dem Hof immer näher kam, erblickte sie eine Frau, ihres Alters und mit blonden engelsgleichen Locken, die vor dem Hof ein Feld bestellte. Es war nicht Elisabeth, wie sie feststellte, als sie näherkam. Als die Frau sie bemerkte stoppte sie mit ihrer Arbeit und kam ihr entgegen. Ein breites Lächeln im Gesicht. Misstrauisch lief Lorey ihr entgegen, die Frau war ihr unsympathisch, bereits ohne vorher etwas gesagt zu haben. „Hallo, wie kann ich dir helfen?", fragte sie mit einer so hohen und piepsigen Stimme, dass Lorey leicht das Gesicht verzog. „Ich suche Elisabeth Turner", die blonde Frau lächelte sie noch immer freundlich an, ehe sie sich kurz von ihr abwandte, einige Schritte Richtung Hof lief und laut „ELISABETH, du hast Besuch", schrie. Dann drehte sie sich wieder zu Lorey und lächelte „Sie ist bestimmt gleich da. Ich heiße Marianne und du bist?", noch ehe die Brünette antworten konnte tat es Elisabeth für sie. „Lorey", dann sah auch Lorey sie. Stand am Eingang zum Innenhof ehe sie auf ihre alte Freundin zulief und sie fest in die Arme schloss. „Lorey, ich habe dich so vermisst", „Ich dich auch, Lizzy, ich dich auch", sie umarmten sich noch eine Weile innig ehe sie sich voneinander lösten und mit feuchten Augen gegenseitig breit angrinsten. „Ich bin so froh, die endlich wieder zusehen. Was führt dich zurück nach Jamaika?", „Ich wollte mal nach dir schauen wie es dir so geht", flunkerte die angesprochene mit einem Seitenblick auf Marianne. Elisabeth bemerkte ihn ehe sie den Kopf schüttelte und sich selbst tadelte. „Wie konnte ich nur vergessen euch einander vorzustellen. Das ist Marianne Walker", sie zeigte auf die Blondine, die die beiden lächelnd beobachtet hatte, „Aber nicht mehr lange", freudig hielt sie ihre linke Hand hoch, an dessen Ringfinger ein silberner Ring aufleuchtete. „Sie ist James Verlobte", klärte sie nun Lizzy auf. „James Verlobte", wiederholte Lorey mit einem Schlucken und zwang sich anschließend zu einem breiten Lächeln. „Lizzy ich muss etwas mit dir besprechen", sie blickte kurz zu Marianne, dann fuhr sie fort „unter vier Augen". Elisabeth nickte freundlich. „Komm doch rein, dann können wir in Ruhe reden", sie führte ihre Freundin Richtung Innenhof und zur Haustür. „Marianne, hilf doch bitte Henry bei den Ställen", die angesprochenen nickte und eilte hinfort. Im Haus angekommen führte Elisabeth Lorey in ein kleines gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer. Dort setzten sich die beiden wie früher gemeinsam auf eine beige Chaisoulunge. Elisabeth legte ihr schlichtes Kleid zurecht, ehe sie erwartungsvoll in die bernsteinfarbenen Augen ihrer Freundin sah. „Was ist passiert? Ich war in Port Royal und dort erzählte mir Marie das du weggegangen wärst mir James. Und in der Stadt meinte ein Mädchen, du wohnst hier mit einem gewissen Henry und dann treffe ich auf Marianne", Elisabeth seufzte einmal kurz. „Du warst lange weg, Lorey, es ist eine Menge passiert. Nachdem wir Beckett geschlagen hatten kehrte ich zurück nach Port Royal. Will war gebunden an den Fluch und Port Royal erinnerte mich an alles, was ich verloren hatte. Also ging ich weg. James begleitete mich er wollte mich nicht allein lassen, schwanger.", Lorey zog erstaunt die Augenbrauen nach oben „Henry", „Er ist mein Sohn. Dank James hat er so etwas wie einen Vater gehabt. Henry konnte seinen leiblichen Vater erst vor zwei Jahren zum ersten Mal sehen. Seitdem ist er besessen vom Fluch und wie man ihn bricht.", Elisabeth lief eine Träne über die Wange, welche sie schnell wegwischte. Lorey legte ihr mitfühlend eine Hand auf die Schulter. „Weißt du es ist nicht leicht ohne ihn, ich vermisse ihn so sehr", Lorey nickte zustimmend. Sie konnte ahnen wie es sich anfühlte, sie war nun seit mehr als einem Jahrzehnt von ihrer Mutter getrennt. „James, wo ist er? fragte sie dann um auf ein anderes Thema zu kommen. Elisabeths Miene hellte sich wieder etwas auf und sie wischte die letzten Spuren ihrer Tränen weg. „Er ist in London, geschäftlich reist er oft dorthin. Er hilft mir, den Hof aufrechtzuerhalten", „Und er und Marianne sind verlobt", wiederholte Lorey mehr zu sich selbst als zu Elisabeth. „Ja sie trafen sich auf dem Markt vor einem Jahr und er fing an ihr den Hof zu machen.", Elisabeth sah ihrer Freundin an, dass sie nicht zufrieden wahr mit der Situation und legte nun ihr eine Hand auf die Schulter ehe sie ihr ernst in die Augen sah. „Lorelei du warst lange weg. Wir wussten beide nicht wann du wieder zurückkehren würdest oder ob du je überhaupt zurück an Land kommen würdest", Lorey seufzte einmal laut. „Ich weiß. Ich habe damals eine Wahl getroffen und ich stehe dazu, doch trotzdem, die Vorstellung ist irgendwie eigenartig", Elisabeth lächelte sie nun aufmunternd an. „Was bringt dich zurück an Land, Lorey, warum bist du wieder da?", Elisabeth hatte das Gespräch auf den Punkt gebracht, weshalb Lorey gekommen war. „Ich wollte wirklich nachsehen wie es dir geht und ich bin auf der Suche nach der Quelle, der Quelle der ewigen Jugend", Elisabeths Blick wurde nachdenklich. „Die Quelle der ewigen Jugend. Ich hörte Jack ist auf dem Weg zur Quelle", als Lorey seinen Namen hörte wurde sie ganz bleich. Seit sie wieder zurück an Land war hatte sie jeden Gedanken an ihn verdrängt. Sie hatte sich damals für ihn entschieden und gesagt sie würden sich eines Tages wieder sehen, doch inzwischen war so viel Zeit vergangen, dass sie gar nicht wusste, ob er sie überhaupt noch sehen wollte oder er sie gegen seines Versprechens schon vergessen hatte.
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The call of the Land (Fluch der Karibik)
Fanfiction(ABGESCHLOSSEN) TEIL 2 Loreys Geschichte geht weiter. Als sie erfährt, dass die Quelle der ewigen Jugend, wie sie unter den Piraten bekannt ist, in Gefahr ist, macht sie sich auf die Suche nach ihr, um einen der wichtigsten Orte der sieben We...