Kapitel 8

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Loreys Blick folgte den Schritten. Ihr war die entstandene Nähe zu George bewusst und sie versuchte sie so gut wie möglich zu ignorieren. Ihre Aufmerksamkeit lag auf Angelica, es waren ihre Schritte gewesen, die auf der Treppe zu hören waren. Doch was Loreys Aufmerksamkeit noch mehr auf sich zog, war Jack, der sie, als sie unten an der Treppe ankam, zur Seite zog und ihr einen Metallhaken an die Kehle hielt. Bedrohlich funkelte das Metall auf. „Du bist ein skrupelloses, seelenloses, widerborstiges Ding", seine Stimme klang rau und aufgebracht. „Ich sagte ich habe ein Schiff", versuchte sich noch zu verteidigen, doch Jack hatte ihr grausames Spiel erkannt. „Nein, Blackbeard hat ein Schiff", er schluckte einmal „Auf dem ich gefangen bin", er war näher an die Frau herangetreten. Fast so nahe wie George ihr im Moment war. Ein Stich fuhr ihr durch die Brust. George bemerkte es nicht, er lauschte ebenfalls den beiden Freibeutern. Angelica hatte sich etwas auf Jacks Griff lösen können und versuchte ihn nun mit einem Ton so sanft wie Honig von ihr zu überzeugen. „Wir können es schaffen Jack. Die Quelle der ewigen Jugend", mit einem Ruck hatte Jack sie wieder in seinem Griff. Lorey wurde zunehmend unruhiger. Angelica und Jack an der Quelle der ewigen Jugend. Sie konnte nicht zulassen das dieser heilige Ort von einem von ihnen beschmutzt wurde. George hatte die Unruhe der Frau bemerkt, seine Augen folgten jeder ihrer Gesichtszüge, er versuchte heraus zu finden was für ihren Unmut verantwortlich war. „Wie du es immer wolltest", brachte die beiden Angelicas Stimme zurück zu deren Gespräch. Inzwischen ging Jack einige Schritte zurück, den Hacken fest an Angelicas Kehle gedrückt. „Blackbeard, Edward Teach. Der Pirat, den alle Piraten fürchten und in der Freizeit Aufersteher von den Toten", „Auf mich wird er hören", verteidigte sich Angelica gelangweilt. Auch Lorey und George spitzen nun ihre Ohren noch ein Stück. „Er hört auf niemanden", sprach Jack die Worte, die die beiden Versteckten dachten. „Vielleicht auf seine eigene Tochter", neckisch hob Angelica eine Augenbraue. Jack war ebenso verwirrt wie Lorey und George. Er nahm indessen endgültig seine Hände von der Frau und richtete sich verwirrt auf, der Hacken zeigte weiterhin bedrohlich auf sie. „Tochter wie Vater, Mutter, Kind?", Lorey keuchte einmal laut auf. Georges Hand war sogleich auf ihren Lippen, um das Geräusch zu dämmen. Einen Augenblick bewegten sich beide keinen Zoll, blickten sich starr an und lauschten. Doch weder Jack noch Angelica hatten sie bemerkt. Langsam ließ er seine Hand von ihrem Gesicht sinken, nicht ohne ihr Kinn noch einmal sanft zu streichen. Er ließ ein merkwürdig kribbelndes Gefühl an der Stelle zurück. Lorey verzog genervt das Gesicht und lauschte wieder. „Liebt ihren Vater von ganzem Herzen und aus tiefster Seele", Jack hatte seinen Hacken nun auch gesenkt und fragte noch erstaunter als zuvor schon. „So ein Quatsch glaubt er", trotzig trat Angelica einmal auf „Ja mir schon". Plötzlich waren erneut Schritte zu hören. Eilig zog Lorey George hinter den Pfosten, an dem sie soeben noch gestanden hatten, hinter ein paar aufgestapelte Kisten. Sie hatte nun gute Sicht auf der Jack. Dieser lehnte nun Angelica an den Pfosten wie sie zuvor mit George. Den Hacken hatte er an einem Seil über seinen Kopf eingehakt. Ihre Blicke hingen an der Treppe und dem Verursacher der Schritte. Einem der Zombies. Dies gab Lorey die Gelegenheit sich dichter an George zu pressen und aus Jacks Sichtfeld zu gleiten. „Das heißt, er wird zur Quelle kommen. Oder er mit dir. Nicht du mit mir", zum Schluss klang der Pirat etwas enttäuscht. „Nein Jack, das gefällt mir am besten. Er wird dann Tod sein", „Ah und um diesen Teil kümmerst du dich selbst ja", Lorey senkte den Blick. Sie stand nun seit so langer Zeit wieder ansatzweise neben Jack. Hörte seine tiefe und raue Stimme als spräche sie zu ihr, doch leider tat sie das nicht, sie sprach mit Angelica. „Es gibt eine Prophezeiung", Angelicas Stimme hatte einen verführerischen Ton angenommen „Vielleicht glaubst du ja nicht an übernatürliche Dinge", „Oh doch, hab gehört das da was dran is", ober sie damit meinte. Ob sie ihm in diesem Moment durch den Kopf spuckte. George vor ihr bewegte sich leicht. Streng sah sie ihn an. Daraufhin grinste er nur frech und legte erneut eine Hand an ihre Hüfte. Sie wollte schon erschrocken aufkeuchen, als ihr klar wurde, wie nah sie doch bei denen standen, die sie eigentlich belauschen wollten. So ließ sie zu, dass seine Hand an ihrer Hüfte verweilte, jedoch strafte ihn sie mit einem bösen Blick. Ein Klirren erklang als nun Angelica sich den Hacken zu eigen machte. Lorey musste näher an den blonden Mann herantreten, sonst stände sie zu dicht an Angelicas Blickfeld. Georg kommentierte ihr Handeln mit einem belustigten Lächeln. In seine Augen lag ein Ausdruck, der ihr nicht gefiel. Auch er hatte ein Geheimnis sowie sie und so gab sie sich selbst das Versprechen es ebenfalls zu lüften. „Blackbeard wird in den nächsten zwei Wochen den Tod finden durch die Hand eines einbeinigen Mannes. Deshalb muss er die Quelle finden, Jack", Schritte verkündeten, dass Angelica sich fortbewegte. Jack blieb zurück. Es dauerte nicht lange bis auch seine Schritte verklangen. Lorey holte einmal aus und mit einem lauten Klatschen landete ihre flache Hand an der Wange von George. Dieser grinste nun nicht mehr allzu amüsiert und zog sie mit einem kräftigen Ruck an seine Brust. Sein Blick tat seinen Unmut kund. Lorey merkte langsam, dass sie einen Fehler begangen hatte. „Pass auf, was du tust", presste er zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. „Ich weiß Dinge, die dich in Schwierigkeiten bringen können", Lorey hielt seinem bedrohlichen Blick stand. Sie würde sich nicht noch weiter von ihm in die Ecke drängen lassen. Der Griff um ihre Hüfte fing an zu schmerzen. Georges Finger schlossen sich fest um ihr Fleisch und schienen sich nicht zu lockern. Loreys Feuer war geweckt, sie würde sich nie wieder von einem Mann unterdrücken, erpressen oder ausnutzen lassen. „Wie ich sehe, habt ihr euch bereits kennengelernt", Angelicas Stimme ließ die beiden erschrocken auseinanderfahren. Georges schmerzhafter Griff hielt sie nun nicht mehr gefangen. „Du arbeitest für sie", stellte die Brünette erschrocken fest. „Ebenso wie du", schlug er zurück. „Das tut jetzt nichts zur Sache, konntet ihr herausfinden, was in der Crew vor sich geht, ob etwas vor sich geht", Lorey blickte sie noch immer nicht an. Ihr Blick haftete an George. Dieser strich sich gemächlich seine verrutschte Kleidung zurecht, richtete sich auf und erzählte im Plauderton. „Einige der Matrosen waren nicht sehr erfreut darüber als sie herausfanden das Blackbeard der Befehlshaber dieses Schiffes ist, noch weniger als sie erfuhren das ihr erster Offizier eine Frau ist. Doch bisher verhielten sie sich ruhig, euere Mission scheint nicht gefährdet zu sein.", zufrieden nickte Angelica, dann traf Lorey ihr Blick. „Ich konnte ebenfalls nichts über einen Aufstand in Erfahrung bringen", das war teils gelogen, teils entsprang es der Wahrheit, sie hatte ihre Abmachung bereits vergessen und sich nicht weiter umgehört, jedoch auch so nichts vernommen, was ihnen Schwierigkeiten bereiten könnte. „Gut", erhielt sie ihre Antwort von der ersten Offizierin. Sie machte einige Schritte weg ehe sie noch einmal, zu den beiden sah, insbesondere zu George. „Und George ich möchte das du dein gesundes Auge auf das wesentliche lenkst", ein Seitenblick auf Lorey verriet ihr das sie nicht mit wesentliche gemeint ist. George nickte nur als Zeichen des Verständnisses. Lorey hingegen grinste ihn schamlos an.

Sie hatten sich zur Kombüse begeben, wie sie es angedacht hatten, ehe ihnen das Gespräch zwischen Angelica und Jack dazwischenkam. Lorey saß auf einer Arbeitsfläche und knabberte an einem Apfel. George saß etwas entfernt von ihr an einem Fass gelehnt, in seiner Hand eine Rumflasche, die bereits bis zu Hälfte gelehrt war. Seit Angelica sie beide erwischt hatte, sprachen sie kein Wort, jeder hing seinen Gedanken nach. „Wie lange ist das mit euch her?", erschrocken von der durchbrochenen Stille sah George die Frau einen Moment an, er brauchte einen Moment bis er begriff, was sie bereits wusste. Lorey wurde klar das er und Angelica ein Paar waren als diese vorhin stehen blieb und ihm einen Blick zuwarf, in welchem ein Funke von Eifersucht lag, etwas das sie nachvollziehen konnte. Doch sie brauchte sich ihretwegen keine Sorgen machen. Lorey konzentrierte sich auf ihr Ziel, sie hatte der Liebe abgeschworen. Sie hätte es am Beispiel ihrer Eltern sehen müssen. Liebe stürzt die Menschen nur ins Verderben und da sie nur ein halber war, war sie nicht auf sie angewiesen. Das redete sie sich zumindest ein. „Ein Jahr", kam es monoton von George, er genehmigte sich einen großen Schluck aus seiner Flasche. „Sie hat etwas von mir und das werde ich mir zurückholen, einen Ring", er nahm noch einen kräftigen Schluck. „Ich sei verdammt, doch ehe ich es nicht habe, verlasse ich dieses verfluchte Schiff nicht."

The call of the Land (Fluch der Karibik) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt