Kapitel 4

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Trotz das sie so nahe an der Tür saß bemerkten die zwei Männer sie nicht und gingen weiter in den Raum hinein zu einem Tisch weiter weg, denn sie jedoch sehr gut beobachten konnte. Das Treiben innerhalb des Pubs wurde immer fröhlicher, die Männer immer betrunkener und die Frauen immer freizügiger. Es war mittlerweile so dunkel draußen geworden, dass die Bedienungen Kerzen an den Tischen und an den Wandhalterungen entzündet hatten. Lorey saß immer noch auf ihrem Platz der Schock in den Knochen. Da war er der Mann, für den sie sich vor so vielen Jahren entschieden hatte und dann doch gegangen war um eines Tages wieder mit ihm zusammen zu sein. Er hatte sich kaum verändert, das Alter zeichnete ihn noch nicht wie so manch anderen. Doch eine Frage stellte sie sich augenblicklich, wenn er hier draußen war, wer suchte dann eine Crew um die Quelle zu finden. Lorey stand langsam auf, schenkte den Augen, die sie nun erneut verfolgten, einen bösen Blick und stellte den Bierkrug ab, den sie fest umklammert hatte. Mit kurzen Schritten ging sie Richtung Jack und Edward, darauf bedacht, dass ihr Gesicht und ihre Statur sie nicht verrieten. Als sie näher kam, hörte sie die beiden leise tuscheln, über die Quelle und ihren Aufenthaltsort. Sie hatte fast ihren Tisch erreicht, als ihr etwas an Jacks Erscheinung auffiel. Etwas fehlte, die Kette. Die Kette, die sie ihm zum Abschied gegeben hatte als Erinnerung an sie. Sie trug ihre immer um den Hals und in Zeiten in denen sie sich einsam gefühlt hatte. Hatte sie den kleinen Anhänger in Form einer Krabbe, die sich um ein Herz schlang, geöffnet und der Musik gelauscht. Die das Lied spielte, welches auch ihre Eltern damals als sie verliebt waren gehört hatten. Sie hatte es Jack gegeben als Zeichen dafür was sie für ihn empfand und dass er sie nun nicht trug brach ihr das Herz. Sie versuchte sich einzureden, er habe die Kette sicher verstaut. Doch mit einem weiteren Blick über ihn musste Lorey feststellen, dass er die Kette nicht bei sich trug, weder unter seinem Hemd noch in seiner Hosentasche oder an seinem Gürtel. Lorey unterdrückte das schmerzende Gefühl in ihrer Brust und streifte den Tisch bloß, anstatt vor ihm haltzumachen, wie sie es vorgehabt hatte. Kapitän Teauge bemerkte die Frau, er erkannte ihre goldenen Augen, doch sie schüttelte den Kopf. Als Zeichen sie einfach wieder zu vergessen und seine Unterhaltung mit seinem Sohn ungehindert weiterzuführen als wäre sie nie dagewesen. Jack bekam von alledem nichts mit, er genehmigte sich soeben einen tiefen Schluck aus seinem Krug und stellte ihn genüsslich vor sich ab. Lorey ging weiter, durchschritt den Raum vorbei an der Band und an dem Mann der sie die ganze Zeit angestarrt hatte. Weiter bis sie vor der Tür stand, die sie die ganze Zeit beobachtet hatte und zu glauben schien der Mann, den sie seit über einem Jahrzehnt geliebt hat, sei dahinter. Die Quelle war nun wichtiger.

Schwungvoll öffnete sie die Tür. Es war ein Lagerraum des Pubs. In der Mitte war eine große Feuerstelle, ähnlich wie ein Brunnen, jedoch nicht gefüllt mit Wasser, sondern mit Feuer. Rings um sie herum stapelten sich Fässer bis an die Decke und auf einer Galerie lagen noch weitere. Sie ging weiter in den Raum hinein, niemand war zu sehen. „Ich habe gehört Jack Sparrow sucht eine Crew, ich bin hier weil ich bei ihm anheuern möchte", Rums, das war das Geräusch der sich schließenden Tür. Bereit zu kämpfen drehte sich Lorey um, die Hand an ihrem neu erworbenen Degen. Vor ihr stand eine Gestalt, im Dunkeln sah sie aus wie Jack. Hatte den gleichen Hut, den gleichen Mantel und die gleiche Frisur. Sogar der Bart war gleich. Doch Lorey erkannte, dass er nicht echt war. Das Gesicht, welches sich dahinter vergab, war viel zu weiblich, auch die Größe der Gestalt war zu klein für einen Mann. Doch sie ließ sich nichts anmerken und beobachtet die weiteren Handlungen der Frau. „Die Reise geht zur Quelle der ewigen Jugend. Der Tageslohn ist eine Kupfermünze. Also sag mir Junge, was sind deine Qualifikationen", die Gestalt kam näher, blieb dicht vor der jungen Frau stehen und blickte ihr ernst in die Augen. Die Frau war etwas größer als Lorey, diese musste den Kopf etwas in den Nacken legen, um dem Blick standhalten zu können. „Ich war bereits auf See und weiß mit einem Degen um zu gehen". Die Frau trat noch einen Schritt näher an die Brünette heran. Dann hob sie die Hand und zog Lorey den Hut vom Kopf. Die Haare, die sie darunter versteckt, hatte, fielen nun als geflochtener Zopf heraus. Einige Strähnen hatten sich gelöst und fielen ihr nun ins Gesicht. Die Frau die vorgab Jack zu sein, nahm sich eine dieser Strähnen und strich sie ihr hinters Ohr. „Ein Fan?", fragte sie im verführerischen Ton. Lorey entriss sich ihrem Griff, strich sich die Haare zurecht und machte ein paar Schritte rückwärts. „Keinesfalls", war sie erpicht darauf, ihre offensichtliche Abneigung ihr gegenüber zu verdeutlichen. „Was willst du dann hier?", Lorey zog die Augenbrauen grimmig zusammen und erklärte erneute „Ich möchte hier anheuern und mit zur Quelle der ewigen Jugend segeln". Die fremde Frau lachte auf. „Du bist eine Frau, das ist dir bewusst, ja", Lorey lachte auf. „Da bin ich offensichtlich nicht die einzige", erstaunt blickte die Frau sie an. „Wenn man sich selbst verkleidet, erkennt man es auch bei anderen, egal wie gut die Verkleidung zu sein scheint", hochnäsig blickte sie ihr Gegenüber an. Ergeben seufzte die Frau. „Ich dachte Kapiätn Jack Sparrow sei der einzige Pirat, den man mir abkaufen würde", „Scheint gut zu funktionieren, wenn man betrachtet wie viele Männer hier waren und angeheuert haben.", „Also warum willst du mit zur Quelle?", jetzt lag es an Lorey sich eine geeignete Lüge auszudenken, denn die Wahrheit würde sie definitiv in Schwierigkeiten bringen. „Ich fahre schon länger zur See, verdeckt als Mann, also warum nicht mal was Abenteuerliches wie die Quelle der ewigen Jugend", kurz betrachtete die Frau sie misstrauisch. Sie schien zu überlegen, ob sie ihren Worten Glauben schenken konnte. „Also einverstanden. Unter einer Bedingung.", „Die wäre?", jetzt grinste die Frau Lorey gegenüber fies „Du bleibst als Mann verkleidet und hältst für mich die Ohren offen. Sobald ein Meutern will oder sonst etwas vorhat informierst du mich umgehend", sie hielt Lorey die Hand hin. „Das sind zwei Bedingungen. Aber meinetwegen", und sie schlug ein. „Angelica", stellte sich die Frau nun vor und blickte die Brünette erwartungsvoll. „Nennt mich James Smith", grinsend richtete sie ihren Hut und die Haare wieder und folgte Angelica, die ihr die Tür nach draußen aufhielt. Dort nickte sie einem weiteren Matrosen zu als Zeichen dafür, dass er Lorey ihn begleiten wird. „Und Angelica, der echte Jack Sparrow sitzt da draußen und hat sicher noch ein Wörtchen mit dir zu reden.", Lorey zwinkerte provokativ. Dann ging sie aus der Tür, blieb kurz stehen und schrie durch den Pub „Jungs, ich segle mit Sparrow. Wer spendiert nem Matrosen nen Rum", die Männer und Frauen grölten zustimmend. Lorey ging lachend durch den Raum Richtung des Mannes dem Angelica zugenickt hatte. Neben jenem stand Jack, sie zog den Hut tiefer. Doch er erkannte sie nicht, den er starrte wie gebannt auf die Tür hinter ihr und schritt schnellen Schrittes darauf zu. „Aye, du wurdest also angeheuert. Sag mal bist du nich n bisschen jung?", der Matrose war eindeutig schon angetrunken. Die Gitarre, die er in den Händen hielt, rutschte ihm immer wieder vom Schoss. „Ich sehe jünger aus als ich bin", erwidert sie nur gelangweilt. „Aye, ich bin Scrum.", dann zeigte er auf den Mann neben sich. Den Mann mit dem blinden Auge. "Und der Kerl ist George, der kommt frisch aus England. Und dein Name war?", Scrum schaute sie schielend an. „James Smith. Freunde nennen mich Smithy", Scrum brach in schallendes Gelächter aus, seine Gitarre rutsche ihm nun endgültig vom Schoss und brach halb zusammen. „Freut mich, Smithy", ertönte nun zum ersten Mal die Stimme des anderen Mannes. Sie war viel tiefer als Lorey es sich vorgestellt hatte, viel schmeichelnder als es zu seiner Erscheinung gepasst hätte. Und er starrte sie noch immer an mit diesen Augen, die bereits wüssten, was sie alles zu verstecken hatte.

The call of the Land (Fluch der Karibik) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt