Kaptiel 23

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Loreys Schlaf war durchzogen von wirren Träumen. Sie segelten über die Meere, Diamanten spiegelten darin wie die Sterne, die sich über ihren Köpfen auftaten. Das Wasser spritze auf das Deck, der Wind zog an ihren Kleidern. Plötzlich wurde alles schwarz. Schrei des Todes und des Verderbens hallten in ihren Ohren. Sie konnte nichts sehen, nur hören. Wasser umgab ihren Körper. Verwandelte sie ihn die Meereskreatur, die sie war. Ihre Lunge zog sich schmerzhaft zusammen als das Wasser sie fühlte. Sie bekam keine Luft mehr. Panik machte sich in ihr breit. Sie versuchte, an die Oberfläche zu gelangen. Konnte sich nicht erklären, warum ihr Körper sie im Stich ließ, dass Wasser sie verriet. Es war ihre Bestimmung, ihr zweiter Lebensraum. Ein Ruck ging durch Lorey und ließ sie aufschrecken. Sie machte sich bewusst, dass sie in einem Bett lag und nicht im Meer trieb. Ihre Augen gewöhnten sich an die herrschende Dunkelheit. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihrem Inneren breit. Sie spürte ein erzittern tief in ihrem inneren. Es umgab sie. Das Meer, es war unruhig. Lorey stand eilig auf. Riss die Vorhänge zur Seite und sah in Richtung der See. Ein Schauer durchfuhr sie. Der Morgen war bereits angebrochen und warf ein seichtes Licht auf das Wasser. Ein Ruck durchzuckte es. Kaum war zu nehmen, außer man sah genau hin. Lorey wurde bewusst, was das für ein Zeichen war. Eiskalt lief es ihr den Rücken herunter. Die Herrschaft der Meere lag nicht länger in ihren Händen. Die Toten waren auferstanden, um sie sich ihrer zu bemächtigen. Jack Sparrow hatte den Kompass betrogen und nun wurde seine größte Angst entfesselt. Salazar Slytherin. El Matador del mar. Der Schlachter der See.

Lorey hatte sich so schnell es ging ihre Sachen übergeworfen. Weckte ihre Freundin und eilte hinaus. „Warte Lorey", Elisabeth trug noch ihren Morgenmantel als sie Lorey die Flure entlang folgte. Eine Tür zu ihrer rechten tat sich auf. Die verschlafene Marianne stand darin. „Was ist denn hier los", keine der beiden Frauen schenkte ihr große Beachtung. „Wir müssen sofort die Segel setzen", schrie Lorey Elisabeth aufklärend entgegen. „Was?", Lorey blieb stehen. Elisabeth bremste ab, bevor sie sie umrannte. Die Brünette drehte sich um, Panik lag in ihrem Blick. „Jack Sparrow hat den Kompass betrogen. Er hat die Toten entfesselt, sich die Meere zurückzuholen", Elisabeths verwirrter Gesichtsausdruck nahm nun auch panische Züge an. „Was!?", wiederholte sie ihre Worte. Lorey machte, kehrt und eilte weiter, hinaus ins Freie. „Warte Lorey", versuchte ihre Freundin sie erneut zum Stehen bleiben zu zwingen. „Ich verspreche, ich bringe dir deinen Sohn und deinen Mann zurück, Lizzy. Doch wir können nicht länger warten, jede Minute die vergeht ist eine zu viel". Elisabeth blieb auf dem Hof stehen. Sah der Gestalt ihrer Freundin hinterher, die aus dem Hof verschwand. „Viel Glück", hauchte sie noch in die Morgenluft. Lorey rannte so schnell sie konnte durch den Dschungel. Sprang über Äste und bahnte sich ihren Weg durchs Dickicht, Richtung Strand. Als der feine Sand ihre Sohlen umgab, wurde sie schneller. Die Black Pearl lag dunkel vor ihr. Die Sonne erhob sich hinter ihren Segeln. Sie schnappte sich eines der Seile, welches das Schiff an Land hielt. Ihre Hände umgriffen das Tau. Mit einem Schwung hatte sie sich daran geklammerte und drückte sich an ihm nach oben. Ihre Hände scheuerten sich auf bei der Geschwindigkeit, mit der sie sich an dem Seil emporzog. Am Schiff angekommen umklammerte sie das Holz der Reling und schwang sich aufs Deck. Es war leer, die Crew schien noch zu schlafen. Einige leere Rumflaschen lagen herum, Lorey schenkte ihnen keine Beachtung. Sie stieß sie mit dem Fuß beiseite als sie sich ihren Weg unter Deck frei machte. Sie eilte die Treppe herunter. Ihre Schritte trafen laut auf das Holz. Die Crew sollte endlich aufwachen, sie hatten keine Zeit zu verlieren. „Raus aus den Kojen, ihr faulen Landratten!", schrie sie in den Raum, indem die Matten der Crew hingen. Sie nahm sich eine herumliegen Flasche, die auch unter Deck zu finden waren und warf sie mit voller Kraft auf den Boden. Ein lautes Klirren hallte durch den Raum. Die Männer fingen an, sich zu bewegen. Öffneten verschlafen beide Augen. „Raus mit euch, macht das Schiff klar", Lorey eilte weiter ans Ende des Ganges auf eine Tür zu. Ohne anzuklopfen, öffnete sie die Tür. Ein leicht bekleideter George lag auf dem Bett, welches in der Mitte stand. Um ihn herum auf dem Boden lagen seine Kleider verteilt, zwischen ihnen häuften sich die leeren Flaschen. „Aufstehen!", schrie sie ihm entgegen und zog ihm die Decke weg. Sofort wandte sie ihren Blick ab als ihr bewusst wurde, dass er völlig nackt schlief. George grummelte, versuchte die Decke zurückzubekommen. Lorey zog sie nun vollständig vom Bett. „Aufstehen!", schrie sie erneut, wesentlich unfreundlicher als das erste Mal. Als die Kälte George umgab, stand er senkrecht in seinem Bett. „Du bist echt grausam", schmollte er. Lorey sammelte die herumliegenden Kleider auf, warf sie ihm entgegen. „Zieh dich an", George fing sie geschickt auf und krabbelte aus dem Bett. „Was ist eigentlich los", Lorey fuhr scharf herum, schritt auf ihn zu und kam dicht vor ihm zum Stehen. „Was los ist?", fragte sie ihn vorwurfsvoll. "Während ihr euch hier betrinkt und in euren süßen Träumen versinkt, sind die Toten dabei, die Meere zu fluten", George schaute sie fassungslos an. „Jetzt zieh dich an", fauchte sie ihm entgegen. George tat wie ihm geheißen und schlüpfte in seine Klamotten, als Lorey bereits dabei war den Raum zu verlassen. Er folgte ihr stolpernd und versuchte sich seinen zweiten Stiefel anzuziehen. „Was, wie konnte das passieren?", fragte er fassungslos. Ein Hauch von Panik steckte in seinem Ton. „Sparrow hat den Kompass betrogen", George schien nicht ganz zu verstehen als er ihr auf das Deck folgte. Die Crew hatte sich schneller erholt, als er, denn sie waren bereits dabei, die Seile zu lösen und das Schiff klar zum Segeln zu machen. Lorey eilte hinauf ans Steuerrad. James stand dort bereits und sah sie abwartend an. Eine Augenbraue kritisch in die Luft erhoben als er den leicht bekleideten George hinter Lorey entdeckte. „Was ist dein Plan?", fragte George sie als sie zum Stehen kamen. „Wir brauchen eine Hexe".

The call of the Land (Fluch der Karibik) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt