Lorey sah neugierig zu dem Mann vor ihr. Den Apfel hatte sie beiseitegelegt. Georgs Offenbarung verriet ihr das, das Verhältnis zwischen den beiden kein gutes Ende nahm. Ihr Unmut gegenüber der brünetten Frau wuchs immer weiter. „Was ist geschehen?", fragte sie vorsichtig. Sie erhoffte sich keine Antwort, nach ihrer Ohrfeige und die mangelnden Informationen, die sie über sich preisgab, konnte sie dies nicht von ihm erwarten. Sein Blick ihr gegenüber bestätigte ihren Verdacht. „Na gut", hoffnungsvoll richtete er sich auf. „Stopp", erstickte sie sogleich seine aufgekeimte Hoffnung. „Ich verrate dir ganz sicher nicht mein Geheimnis", ihre Standhaftigkeit und ihr Trotz waren zurück. Bewahrten sie vor Fehlern. „Ich helfe dir deinen Ring zurückzubekommen", misstrauisch zog George eine Augenbraue in die Höhe „Ich nehme an, im Gegenzug dazu soll ich dir meines verraten?", Lorey schüttelte vehement den Kopf „Nein", „Was dann?", wollte er wissen. „Nichts", „NICHTS?!", entfuhr es ihm entsetzt. „Kein anständiger Pirat geht einen solchen Handel ein" Lorey grinste siegessicher. „Wie gut, dass ich kein Pirat bin", George verschluckte sich. Er hatte soeben einen weiteren Schluck Rum nehmen wollen. Er klopfte sich auf die Brust, versuchte so den Reiz in seinem Hals zu lösen. Lorey lachte leise auf. „Was bist du dann?", wollte er wissen. Doch Lorey schüttelte nur abwehrend mit der Hand. „Kein Pirat", sie grinste breit. George brummte genervt auf, er hatte sich von seinem Hustenanfall erholt. Mit einem Blick zu ihr vergewisserte er sich, dass sie ihm keine weiteren erschreckenden Informationen offenbaren würde und tätigte einen großen, kräftigen Schluck aus der Rumflasche. Leerte sie in einem Zug. Mit einem lauten Schmatzen setze er die Flasche auf einem nahen liegenden Fasse ab. Auffordernd sah er sie an. Loreys Blick nahm wieder ernstere Züge an. „Es ist ein Vertrauensbeweis", „Vertrauensbeweis?", er begriff noch nicht ganz woraufhin sie hinauswollte. Lorey sprang von der Theke und ging einige Schritte auf den Mann zu. „Ein Vertrauensbeweis. Ich helfe dir und du lässt mein Geheimnis ruhen", seine Gesichtszüge schossen wieder erstaunt in die Höhe. Sie streckte ihm eine Hand entgegen. „Keiner wird erpresst etwas preisgeben zu müssen, was besser geheim bleiben sollte", er schlug noch nicht gleich ein. Er bedachte sie zunächst noch mit einem argwöhnischen Blick. „Aye?", hackte sie nach. „Aye", stimmte er zu. Und mit einem kräftigen Händedruck war ihr Packt besiegelt. „Sag mal Prinzessin, mit wie vielen willst du hier an Board noch verhandeln", lachte George, als sie dabei waren, die kleine Kombüse wieder zu verlassen. „Kannst du überhaupt all deine Versprechen halten?", neckisch sah er sie an. „Mach dir darüber mal keine Sorgen, Georgeilein", sie betonte seinen neuen Spitznamen mehr als nötig. Und mit einem Lächeln auf den Lippen gingen sie zurück an Board.
Einige Tage waren vergangen. Die See sowie die Luft nahmen einen anderen Duft an. Es roch frischer, sauberer, ausgenommen von der Crew. Körperhygiene war ein Fremdwort für viele Piraten. Als die Nacht angebrochen war, waren Lorey und George die ersten, die unter Deck verschwanden und sich in ihren Hängematten verkrochen. Der Tag war lang und arbeitsreich, sie und George waren bereits ein eingespieltes Team. Sie hielten gemeinsam nach neuen Informationen in der Crew offen. Spitzen die Ohren für jedes Geheimnis. Doch konnten nichts in Erfahrung bringen, nichts was ihnen von Nutzen war. Billy, ein kleiner Matrose der etwas zu viel Speck auf den Rippen hatte. Schlich sich des Nachts gerne heimlich in die Kombüse und nahm sich etwas mehr vom Vorrat als ihm zustand. Richard, ein etwas älterer Mann, trank heimlich das Putzwasser, welches sie zum Schrubben des Decks verwendeten. Als Lorey dies herausfand, wurde ihr sogleich schlecht. Mathis, ein dürrer Franzose mit Ziegenbart, schrieb heimlich Briefe an seine Geliebten. Davon hatte er zahlreiche, wie er gerne kundtat, in jedem Hafen eine. Die Nacht verlief ruhig, Lorey war sogleich eingeschlafen, noch ehe sie sich vollständig niedergelegt hatte. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie ein leises Geräusch aufweckte. Zunächst konnte sie es nicht zuordnen, doch je wacher sie wurde, desto mehr kamen ihre Sinne zurück. Es waren Schritte, von mindestens zehn Paar Fuß. Eilig krabbelte sie aus der Hängematte, ihre dünne Leinendecke segelte zu Boden. Sie zog sich ihre Stiefel über, richtete den Hut und versteckte die Haare darunter. Sie schlich sich zu George ihr gegenüber. „Smaragd, grün wie Smaragd", murmelte er. Belustigt schüttelte sie mit dem Kopf. Er ist und bleibt eben ein Pirat. „Aufstehen, kleiner Juwelenräuber", sie stupste ihn leicht an. Ein missmutiges Grummeln kam ihr entgegen. „Aufwachen", versuchte sie es erneut sanft. Das Schiff schaukelte leicht. George nuschelte etwas Unverständliches. „Aufstehen!", schrie sie ihm ins Ohr, leise genug jedoch, dass nur er es hören konnte. Erschrocken fuhr der schlafende auf. Er verkeilte sich in seiner Hängematte, ruderte mit den Armen und suchte nach Halt. Diesen fand er auch, an Loreys rotem Mantel. Mit voller Wucht zerrte er sie beide zu Boden, mit einem lauten Knall kamen sie auf diesem auf. Schmerzerfüllt rieb sich Lorey ihr Hinterteil. Damit hatte sie nicht gerechnet. „Na los, beeilt euch", ertönte die quatschige Stimme des Küchenjungens, der nun ihr ihre kleine Nische gekommen war. In seiner Hand hielt er eine Laterne. Ihr Schein blendete Lorey einen Augenblick. George neben ihr kam inzwischen auch endlich wieder zu sich. Noch etwas schlaftrunken half er ihr auf und gemeinsam folgten sie dem Knaben. Eine Kerze wurde entfacht. Sie saßen versammelt um einen Tisch weit hinten im Matrosendeck. Am Kopf Jack Sparrow, in seiner Hand das soeben erloschene Streichholz. „Wir sind tot", flüsterte Lorey George leise zu. Ihr war klar geworden, dass es sich hier um eine Meuterei gehandelt hatte, noch ehe der Küchenjunge sie zu diesem Tisch geführt hatte. Heimliches schleichen des Nachts konnte keine guten Folgen haben. „Das Thema, Gentlemen, ist Meuterei", George warf ihr einen warnenden Blick zu. Sie zuckte nur mit den Schultern, sie konnte nicht ahnen, dass Jack eine Meuterei anzetteln würde. Nach all den Jahren war er immer noch so unberechenbar und unehrlich wie eh und je. „Meuterei der eher garstigen Art", „Na wunderbar", flüstere George ihr leise ins Ohr. „Ah, ich wollte für Jack Sparrow fahren, nicht für einen Betrüger", „Und noch dazu eine Frau", „Und keiner hat uns was von der unheimlichen Crew erzählt", „Da kräuseln sich mir die Fußnägel", fingen die Piraten sogleich an sich zu beschweren und zu meckern. „Ich hab sie", klappernd ließ der Küchenjunge von vorhin einige Säbel und Dolche auf den Tisch fallen. „Alle, die da wahren", verkündete er mit Stolz in den Augen. Loreys Hand glitt automatisch in ihre Manteltasche, in ihrer ruhte noch immer ihr silberner Dolch, bereit für den Angriff. Oder zur Verteidigung wie Lorey eher fürchtete. Sie wusste nicht auf wessen Seite sie stehen wird, wenn die Meuterei in Gang tretend würde. George schien es ähnlich zu gehen, sie bemerkte seinen nachdenklichen Blick. „Gut gemacht", lachten die Piraten dem Burschen zu. „Also weiter", lenkte Jack die Aufmerksamkeit auf sich. „Blackbeard, was hat er für Gewohnheiten?", „Meistens bleibt er in seiner Kajüte", erklärte Scrum, er saß direkt neben Jack und lauschte gespannt jedem seiner Worte. „Ja meist bleibt er in seiner Kajüte", „Ja da bleibt er meist", stimmten die anderen ihm zu. Lore beobachte Georges wachsamen Blick. Er sah sich immer wieder um, lauschte jedem Geräusch. Sie wusste würden sie jetzt aufstehen und Angelica Bescheid geben würden sie es nicht rechtzeitig schaffen. Die Piraten würden misstrauisch werden, vielleicht würde Jack sie sogar erkennen. Sie wollte so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich lenken, sie musste unentdeckt zur Quelle gelangen. George war dies ebenso bewusst, denn auch er blieb still an seinem Platz sitzen, den Blick prüfend auf Scrum. Die Brünette fragte sich, was er wohl gerade dachte, er und Scrum schienen sich ebenfalls zu kennen und wie es schien, war Scrum ebenfalls ein Verbündeter von Angelica. Wieso also schmiedete er dann Pläne gegen sie. „Ja, aber wenn er mal rauskommt?", wollte Jack nachdrücklich wissen. Verwirrt antwortete ihm der Junge „Er kommt aber nicht raus", „Du wirst ihn kaum sehen", er hatte recht seid sie aus London losgesegelt waren hatte keiner von ihnen den Kapitän jemals zu Gesicht bekommen. „Irgendwann muss er doch mal rauskommen?", verneinend schüttelten sie alle mit dem Kopf. „Ist einer von euch schonmal mit ihm gefahren?", „Ich nicht", kam es von Billy. Auch die anderen verneinten. George neben Lorey ebenfalls. Lüge. Scrum auch. Ebenfalls gelogen. „Hat einer von euch ihn schonmal gesehen. Kurze stille ehe sie alle erneut ablehnten. „Er kommt nie raus. Keiner ist mit ihm gefahren oder hat ihn je gesehen", fasste Jack schließlich zusammen. „Sehr gut, Gentlemen", grinsend sah er in die Menge. Ehe er freudvoll verkündete „Das ist nicht Blackbeards Schiff, das ist nicht die Queen Anne's Revenge."
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The call of the Land (Fluch der Karibik)
أدب الهواة(ABGESCHLOSSEN) TEIL 2 Loreys Geschichte geht weiter. Als sie erfährt, dass die Quelle der ewigen Jugend, wie sie unter den Piraten bekannt ist, in Gefahr ist, macht sie sich auf die Suche nach ihr, um einen der wichtigsten Orte der sieben We...