Kapitel 24

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„Hör auf", schrie Lorey der Hexe entgegen. George war nun auf den Boden gesunken. Lorey war von ihrem Stuhl auf geeilt und hatte sich an seine Seite begeben, versuchte ihm zu helfen. Sie hob eine Hand, versuchte mit ihrer Magie das Blut der Hexe zu lenken, doch nichts tat sich. „Hör auf", flehte sie erneut. Shansas Blick wurde milder. George neben Lorey hörte auf zu röcheln, bekam wieder Luft. „Bring mir den Kompass und ihm wird nichts geschehen", Lorey erhob sich, sie machte einige Schritte auf den Tisch zu, an dem die Hexe saß. „Ich weiß aber nicht, wo er ist", sie war sauer. Die Hexe hatte die Überhand über sie, eine Tatsache, die ganz und gar missfiel. Ein erneutes Grinsen zierte die dunklen Lippen der kahlen Frau. „Wie es der Zufall will hat Jack Sparrow ihn vor einigen Tagen hier auf der Insel getauscht.", sie erhob sich und ging auf eine Truhe zu. „Ich vertraue ihr nicht", zischte George seiner Kapitänin leise zu. „Ich auch nicht, doch wir haben keine Wahl", Shansa kehrte zurück, in ihrer Hand eine Karte der Stadt. Sie schob den Krimskrams, der auf dem Tisch verteilt lag, zur Seite und legte die Karte darauf. Mit ihren langen schwarzen Fingernägeln zeigte sie auf einen Pub in der Nähe des Hafens. „Hier findest du den Kompass. Der Wirt hat ihn in seiner Fundsachenschale liegen.", Lorey nickte und wandte sich zum Gehen um. George wollte ihr folgen. „Er bleibt hier", Lorey blieb stehen und drehte sich zu der Hexe um. „Du brauchst doch schließlich einen Grund, um zu mir zurückzukehren", George sah sie Hilfe suchend an. Wer die Schwelle zu Shansa überquerte, bezahlte mit Blut. Ein kurzzeitiger Verlust, den sie in Kauf nehmen musste. Entschuldigend sah sie ihren Freund an. „Versprich, dass ihm nichts geschieht und er unversehrt ist, wenn ich zurückkehre", Shansa nickte zustimmend, mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Sei unbesorgt", Lorey warf George einen letzten entschuldigenden Blick zu, ehe sie kehrt, machte und den Raum verließ.

Das Pub lag genau dort, wo Shansa ihn ihr gezeigt hatte. Jasper und Savana waren ihr hier hergefolgt. Savana war eine Meisterin, Dinge unbemerkt zu stehlen. Genau was Lorey brauchte, um schnell in den Pub zu gelangen und ihn ebenso schnell wieder zu verlassen. Die klapprige Tür knarzte als Jasper sie auftrat. Er torkelte, um betrunken zu wirken. Eine Ablenkung, die sie unbemerkt das entwenden ließ, was sie wollten. Lorey und Savana folgten ihm, taten so als würden sie ihn nicht kennen. Lorey gab Jasper einen Schubs als würde es sie stören, dass der Betrunken ausgerechnet in ihre Richtung getorkelt war. Der Wirt bemerkte ihr Eintreten kaum, seine Aufmerksamkeit lag auf dem betrunkenen Störenfried, der seine Gäste belästigte. Er klappte seinen Tresen hoch und trat hinter ihm hervor um auf Jasper zu zueilen. Er packte ihn an seinem Kragen und stieß ihn in Richtung der Tür. Jasper wehrte sich. Der Wirt langte härte zu, doch Jasper, der nicht betrunken war wie es schien, wehrte sich ebenso hart. Verwickelte ihn in einen Kampf. Die Männer, die sich bereits in dem Pub befanden, legten ihre Aufmerksamkeit nun auf die beiden. Grölten und feuerten die beiden an. Keiner schritt ein. Das war ihre Gelegenheit. Lorey und Savana bahnten sich ihren Weg in Richtung des Tresens. Hielten Ausschau nach der Schale. Lorey entdeckte sie rechts neben dem Ausschank. Sie zeigte Lorey das Ziel und wandte sich dann wieder den beiden streitenden Männern zu. Savana erledigte den Rest. Der Wirt schien langsam die Kontrolle zu verlieren, er geriet in eine wilde Raserei und schlug immer härter zu. Einer der Kellner eilte herbei und hielt ihn an den Armen fest. Hielt ihn auf noch einen weiteren harten Schlag gegen den jungen Mann auszurichten. Ein zweiter Kellner kam herbei und bat Jasper, den Pub zu verlassen. Nicht besonders freundlich, aber wesentlich freundlicher als der Wirt es getan hatte. Lorey sah wie Jasper nun wirklich schwankte, der Wirt hatte ihm ganz schön zugesetzt. Sie eilte auf ihn zu. Legte einen seiner Arme um ihre Schulter und geleitete ihn an die frische Luft. In einer Seitengasse kamen sie zum Stehen. Jasper ließ den Arm von Loreys Schulter sinken und lehnte sich an eine Wand. Er hielt sich die Rippen, doch als Lorey nachsehen wollte wie schlimm er verletzt war hielt er sie auf und sagte ihr es ginge schon. Sie mussten nicht lange warten, bis Savana in der Gasse auftauchte, ein siegessicheres Grinsen im Gesicht. „Habt ihr etwas gesucht Kapitän?", obwohl sie Lorey um einige Köpfe überragte, war trotzdem sie es, der sie Respekt zollte und unterlag. „Aye", Savana hielt den Kompass in die Luft und ließ ihn anschließend in Loreys Finger gleiten. Das Holz, aus dem er bestand, fühlte sich vertraut auf ihrer Haut an. Erinnerte sie an vergangene Tage und alte Freunde. Sie ließ ihn in ihrer Manteltasche verschwinden und zusammen mit ihren beiden Kumpanen verschwanden sie in der Dunkelheit der Nacht.

The call of the Land (Fluch der Karibik) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt