Kindersoldaten 2?

Kapitel 18: Das fremde Mädchen

Pov. Claire

Die Fremde lag jetzt fast schon zwei Tage lang auf dem Bett. Keiner kam sie besuchen. Keiner schaute, ob sie sich besserte. Keiner fragte mich, wie es um sie stand. Es schien, als würde sich keiner für sie interessieren.

Vielleicht war sie eine Neue. Der Satyr der sie brachte, verlor sie im Gefecht und dachte, sie wäre tot. Ja, so war das.

Doch warum, hatte er dann nicht einmal bei der Krankenstation nach geguckt?

Eigentlich meldete ich mich selten für den Krankendienst. Darin lag nicht wirklich meine Stärke. Doch diese zwei Tage blieb ich die ganze Zeit bei dem fremden Mädchen, was mir mit der Zeit nicht mehr so fremd vor kam.

Jeden Tag brachte ich ihr etwas zu essen, falls sie spontan aufwachen würde. Jeden Tag erzählte ich ihr etwas. Jeden Tag erneuterte ich die Blumen neben ihren Bett.

Eigentlich sollten das ihre Halbgeschwister tun, doch die wussten ja nichts von ihr.

Heute morgen hatte ich ihr Feuerlilien in das Glas gelegt. Sonnenstrahlen ließen alles glänzen. Der noch frische Tau, das rot der Blume und die Haare des Mädchen.

Sie war wirklich schön mit ihren dunkelbraunen Haaren, ihrer blassen Haut und den kleinen Sommersprossen auf den Wangen. Ein bisschen wie eine moderne Schneewittchen.

Bestimmt war sie eine Tochter der Aphrodite. Eine besonders schöne noch dazu.

Gerade streichte ich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, da riss sie ihre Augen auf. Augen so grün, das die Blätter draußen matt und langweilig wirkten.

„Auch schön das du aufgewacht bist", sagte ich und sprang vom Bett auf um ihr Essen zu holen. Eine Orange, die ich von meinen hungrigen Brüdern beschützen musste.

„Das muss ein Fehler sein", murmelte sie und fasste sich an ihren Kopf. „Ich habe kein Geld für das Krankenhaus..."
„Du bist nicht im Krankenhaus, sondern im Camp Halfblood."

Ihre Pupillen weiteten sich. Oh Mist. Habe ich es ihr falsch gesagt? Sowas habe ich noch nie gemacht. Wo ist Will denn, wenn man ihn gerade brauchte?

Ohne Schuhe stürmten sie einfach heraus.
„Hey, bleib stehen!"

Sie ignorierte mich. „Du bist nicht für mich zuständig, also lass mich in Ruhe."
„Also eigentlich schon", wiedersprach ich ihr und stellte mich vor ihr. „Du bist gerade eine meine Patienten. Und meine einzige, wenn man es genau nimmt."

Gerade versuchte sie sich an mir vorbei zu drängeln, als ich das tat, was Will ständig machte. „Hey, bleib hier. Das ist eine ärztliche Anordnung."
Da blieb sie stehen.
„Du bist Ärztin?"
„Naja, eigentlich nur Krankenschwester, aber die dürfen sowas auch anordnen!"

Das Mädchen hob eine Augenbraue. „Ach ja?"
Es schien, als würde sie ein Lachen unterdrücken.
„Ja klar!"

Wir standen gerade auf dem Platz vor den ganzen Hütten und jeder, der seine Hütte gerade verließ, sah mich und ein Mädchen ohne Schuhe diskutieren.

Was zum Glück gerade nicht viele waren, sonst müsste ich vor Scham im Erdboden versinken.

Da fiel mir wieder die Orange in meiner Hand ein und ich reichte sie dem Mädchen. „Hier, die ärztliche Anordnung besagt, dass du mehr Vitamin C brauchst."

Das Mädchen sah auf die Orange, als wäre sie eine Bombe, die jeden Moment hoch gehen könnte. Dann sah sie mich an, als ob ich aussehen würde wie jemand, der ihr eine Bombe geben würde.
Etwas zögerlich nahm sie die Orange an.

„Du sagtest, du bist hier Krankenschwester?", fragte sie und schaute mich dabei die ganze Zeit an. Als würde sie erwarten, dass ich sie gleich angreife. Was sie wohl alles erlebt hatte, bevor sie hier ankam? Von den Lagerfeuergeschichten her wusste, dass die Vergangenheit eines Halbblutes nicht immer schön war.
„Ja, schon. Warum?"