Kapitel 13

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Kapitel 13

Theas POV

Gott sei Dank wollen mich die Ärzte über Nacht noch hier behalten. Ich weiß nicht, was mein Vater sonst heute noch mit mir angestellt hätte.

Das Problem ist, dass mich die Situation trotzdem nicht retten wird. Sie verzögert nur das Unvermeidliche.

Louis sitzt auf einem Stuhl neben meinem Bett und versucht mich mit albernen Gesichtern auf andere Gedanken zu bringen.

"Louis", grinse ich leicht.

"Hey, da grinst ja jemand!", ruft Louis stolz und klopft sich auf die Schulter. "Ich habs geschafft."

Schmunzelnd schüttle ich meinen Kopf, lasse dann aber meinen Blick nachdenklich aus dem Fenster schweifen.

Einige Zeit herrscht Stille, bis ich mich dazu aufraffe, etwas zu sagen.

"Ich hab Angst vor morgen", murmle ich leise, bin mir nicht mal sicher, ob mich Louis verstanden hat.

"Wegen deinem Vater?", fragt er mich vorsichtig.

Ich nicke, traue mich allerdings nicht, den Jungen vor mir anzuschauen.

"Thea... Wieso hast du... Ich..." Ich merke, wie er verzweifelt nach den richtigen Worten sucht. "Wieso hast du noch nie mit jemandem darüber gesprochen?"

Ich zucke mit den Schultern. "Wer würde mir denn schon glauben?", frage ich und schaue ihn hilflos an. "Jeder würde sich die Sichtweise von meinem Vater anhören wollen und dann würde er es leugnen und wahrscheinlich so hindrehen, dass ich durch den Verlust meiner Mutter psychisch labil bin oder so", antworte ich ihm ehrlich darauf.

Louis schüttelt seinen Kopf. "Aber deine Verletzungen sprechen doch für sich."

Ich lächle ihn wehmütig an. "Er würde sich mit Sicherheit irgendeine Geschichte ausdenken und den freundlichen Mann spielen."

Der Sänger vor mir zieht eine Augenbraue nach oben und schaut mich skeptisch an. "Den freundlichen Mann?"

Ich lache leicht, als ich das höre und ihn so dabei sehe. "Er muss wohl einen tollen ersten Eindruck auf dich gemacht haben."

"Dein Ernst?", fragt er mich und schmunzelt leicht.

Es herrscht wieder eine Weile Stille, bis Louis wieder das Wort ergreift.

"Ich weiß nicht, ob du es wusstest, aber... Herr Goldmann vermutet das bereits länger."

Ich nicke. "Er hat mich schon mal darauf angesprochen. Und dann hat er bei meinem Vater angerufen und er...", erzähle ich, doch gerade dann ins Stocken und höre schließlich ganz auf.

Es ist das Eine, dass Louis mich in einem schwachen Moment erwischt hat und jetzt weiß, dass mir mein Vater schlimme Dinge antut, aber wirklich direkt darüber mit ihm sprechen, was mein Vater mit mir anstellt, ist das Andere. Und dafür bin ich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht bereit.

"Wie lang... wie lang misshandelt er dich denn schon?", fragt mich Louis vorsichtig und schnappt sich meine Hand, die kraftlos neben mir auf dem Bett liegt.

Mir treten Tränen in die Augen. Die Richtung, die dieses Gespräch annimmt, behagt mir nicht.

"Schon... seit ich denken kann", flüstere ich leise und schaue unbehaglich auf die Bettdecke.

Ich höre Louis neben mir den Atem anhalten. "Und deine Mutter?", flüstert er.

"Hat mitgemacht", hauche ich kaum hörbar und schon laufen die ersten Tränen meine Wangen nach unten.

Fear of NothingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt