Kapitel 19

12 2 0
                                    

Kapitel 19

Theas POV

Am nächsten Tag komme ich mal wieder zu spät zur Schule. ich habe fast schon die Vermutung, dass mein Vater alles daran setzt, einen Grund zu finden, mich zu bestrafen.

Glücklicherweise hab ich in der ersten Stunde meinen Klassenlehrer, der über meine Situation Bescheid weiß.

Außer Atem klopfe ich gegen die Tür und schlüpfe schnell in mein Klassenzimmer. Herr Goldmann nickt mir einmal kurz zu, bevor er schnell weiter erklärt, worüber er gerade gesprochen hat.

Schnell setze ich mich auf meinen Platz und versuche dem Unterricht noch aufmerksam zu folgen. Allerdings schweifen meine Gedanken immer wieder zum gestrigen Tag ab und statt dem Unterricht zu folgen, überlege ich, was jetzt aus mir werden soll.

Keine 10 Minuten, nachdem ich das Klassenzimmer betreten habe, überfallen mich schon Kopfschmerzen, was kein Wunder ist, wenn man überlegt, über welches Thema ich gerade nachdenke.

Leise seufzend vergrabe ich meinen Kopf in meinen Händen und versuche angestrengt, nicht in Tränen auszubrechen.

Nachdem Louis gestern Nachmittag gegangen ist, habe ich mich schnellstmöglich wieder die Treppen nach oben geschlichen und bin erst wieder nach unten, um das Abendessen herzurichten. Bevor mein Vater das Zimmer betreten konnte, war ich schon wieder verschwunden.

Ich hatte verzweifelt versucht, mich irgendwie abzulenken, zum Beispiel mit der Projektarbeit, das hat allerdings nichts gebracht.

Meine Gedanken schweifen wieder zu meinem Vater ab und ich kann nicht verhindern, dass mir eine Träne die Wange nach unten fließt.

Die Stunde ist schon kurz darauf zu Ende, mein Gesicht ist allerdings noch immer in meinen Händen vergraben. Ich höre Schritte, die näher kommen und vermute, dass es sich dabei um Herr Goldmann handeln wird.

"Ihr könnt alle schon mal in die Aula gehen und da auf eure Stars warten", höre ich meinen Klassenlehrer direkt neben mir sagen.

Heute dürfen wir nicht im Klassenzimmer bleiben, weil eine andere Klasse das Zimmer für die nächsten beiden Stunden braucht. Deswegen haben wir abgemacht, dass wir die Stunden für die Projektarbeit in der Aula verbringen.

Einige Minuten später, als der Lärm langsam abebbt, sagt mein Klassenlehrer leise: "Komm mit, Thea."

Ich reibe gestresst über meine Augen und versuche die letzten Überbleibsel der Tränenspur zu verwischen, damit es nicht auffällt. Doch als ich meinen Klassenlehrer anschaue, erkenne ich Mitleid in seinem Blick und muss feststellen, dass das vermutlich nicht so gut funktioniert hat, wie ich dachte.

Herr Goldmann reicht mir seine Hand, um mir aufzuhelfen. Vor ein paar Wochen oder Monaten hätte ich die Hand nicht mal beachtet. Heute aber bin ich so erschöpft, dass ich seine Hand dankbar annehme, um mich daran aufzuziehen.

"Soll ich mir deine Lippe mal anschauen?", fragt mich mein Klassenlehrer, während wir gemeinsam das Klassenzimmer verlassen.

Ich schüttle den Kopf. "Nein, das ist nicht schlimm", murmle ich leise, meinen Blick starr zu Boden gerichtet.

Wir laufen langsam und schweigend nebeneinander her und bleiben schließlich in der Eingangshalle stehen.

"Ich denke, wir sollten heute nochmal alle gemeinsam sprechen", fängt Herr Goldmann an und ich nicke.

"Daran wird kein Weg vorbei führen", flüstere ich leise und spüre, wie mir die Tränen wieder in die Augen schießen.

Ich merke, wie hilflos Herr Goldmann in diesem Moment ist, weshalb ich mich von ihm abwende und hoffe, dass er meine Tränen nicht zu Gesicht bekommt.

Fear of NothingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt