Kapitel 18
Theas POV
Nachdem mir die anderen noch erklärt haben, dass die Frist, die sie sich gesetzt haben, Ende der Woche ausläuft, war der Tag für mich gelaufen.
Die restliche Zeit für die Projektarbeit war ich tief in mich gekehrt und konnte meinen Notizen kaum etwas hinzufügen. Die Jungs haben gemerkt, wie sehr mich das Thema beschäftigt und haben mich glücklicherweise auch ziemlich in Ruhe gelassen.
Nach dem Unterricht ist mir aufgefallen, dass Herr Goldmann vor meinem Klassenzimmer herumgeschlichen ist und als er gesehen hat, dass ich raus gekommen bin, hat er auf dem Absatz kehrt gemacht und ist verschwunden.
Inzwischen befinde ich mich auf dem Weg nach Hause und grüble stillschweigend vor mich hin. Es muss doch noch eine andere Möglichkeit geben, außer das Heim, oder nicht? Irgendetwas, was wir im Moment übersehen...
Tief in Gedanken versunken öffne ich die Haustür und realisiere erst im letzten Moment, dass mein Vater vor mir steht.
Geschockt lasse ich meine Tasche zu Boden gleiten und werfe einen schnellen Blick auf meine Uhr, um zu überprüfen, ob ich zu spät bin. Aber nein. Ich bin vollkommen in der Zeit.
"Hallo Papa", versuche ich ihn ruhig zu begrüßen und schenke ihm ein kleines Lächeln.
"Wieso kommst du erst jetzt nach Hause?", fragt er mich gefährlich ruhig.
Ich ziehe verwirrt eine Augenbraue nach oben. "Aber Papa, ich bin so zeitig wie immer... Du weißt doch, dass ich erst um 13 Uhr Schulschluss habe..."
Kaum habe ich geendet, landet seine flache Hand in meinem Gesicht.
"Es ist mir egal, wann du Schluss hast!", faucht er mich an und ich spüre bereits die Spucketropfen in mein Gesicht fliegen. "Wenn ich Hunger habe, muss das Essen auf dem Tisch stehen. Und tut es das?!"
Ein erneuter Schlag in meine Magengrube lässt mich aufstöhnen. Ich verstehe gerade absolut nicht, was das Problem ist. Schon seit Jahren habe ich um 13 Uhr Schluss, daran hat sich nie etwas geändert.
"Aber Papa...", versuche ich ihn auf die Ungerechtigkeit dieser Situation aufmerksam zu machen, was mir allerdings misslingt.
"Kein ABER!", schreit er und schlägt mir erneut in den Bauch.
Weitere Schläge treffen meinen Kopf und mit seinem Bein schlägt er in meine Kniekehle, sodass ich wie ein nasser Sack zusammenfalle und meine Arme zu spät hochreißen kann, um mich abzufangen.
Schmerzhaft aufstöhnend versuche ich mich gleich wieder aufzurappeln, aber dazu lässt er mir gar keine Chance. Seine Tritte werden immer fester und schnell bemerke ich, dass er heute Schuhe anhat, nicht so wie die letzten Male.
"Papa", versuche ich es erneut, doch er macht weiter, ohne Gnade.
Sein Schuh trifft mit voller Wucht mein Gesicht und ich reiße geschockt meine Hände nach oben. Sofort spüre ich etwas Warmes nach unten laufen und realisiere, dass meine Lippe aufgesprungen ist.
Leise fluchend versuche ich erneut, mich aufzurappeln, doch wieder hindern mich seine Schläge daran.
Stumme Tränen der Verzweiflung laufen meine Wangen nach unten. Wie sehr wünsche ich mir doch in diesem Moment, Louis bei mir zu haben. Er würde mich mit Sicherheit vor meinem Vater beschützen können. Aber er ist nicht hier. Und das wird er auch in Zukunft nicht sein können. Niemand wird hier sein können und mich vor meinem eigenen Vater schützen können.
Als mein Vater merkt, dass ich mich nicht mehr wehre und auch nicht mehr versuche, mich zu schützen, lässt er schließlich von mir ab.
Erleichtert atme ich auf, als ich das bemerke. Doch zu früh gefreut.
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Fear of Nothing
FanfictionAngst. Das ist ein Thema, das Thea Smith nicht an sich heranlassen möchte. Aus einem ganz einfachen Grund: es würde sie in eine tiefe Düsternis ziehen, aus der sie nie wieder herauskommen würde. Thea ist ein 16-jähriges Mädchen, das von ihren Mitsch...