SIEBEN

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Den Raum welchen wir betraten war nur schwach beleuchtet. "Warte kurz", sagte Hussein zu mir und war auf einmal weg. Paar Sekunden später war es hell und ich erkannte das er das Licht angemacht hatte. "komm", sagte er zu mir und streckte mir seine Hand hin. Ich nahm sie und so spazierten wir durch das Studio. Ich hatte nun schon die Küche, den Chill Room, den "Platten" Raum und das Nebenstudio gesehen. Nun standen wir im Hauptstudio und Hussein erklärte mir gerade wie das alles funktionierte. "Also eigentlich, schreibe ich einen Text und überlege mir die Melodie. Dann setz ich mich mit Lukas zusammen und wir verschriftlichen die Melodie. Dann kommt noch ein Beat drauf. Manchmal haben wir den Beat vor der Melodie. Und dann kommt der Text drauf. Und das machen wir hier in dieser Kammer. Durch die Kopfhörer höre ich die Melodie und den Beat und in das Mikro rappe ich dann rein. Dann wir das ausbalanciert und so und dann ist es ein fertiger Song. Hört sich leichter an als es ist.", erzählte er mir stolz. Man merkte das er es liebte. Seine Augen glänzten als er davon erzählte. "Es hört sich mega kompliziert an. Und vor allem mega kreativ.", sagte ich zu ihm. 

"Und hier, das ist die Terrasse. ", sagte er und öffnete eine Tür neben dem Studio. Man sah fast ganz Berlin. "Wow die Aussicht ist der Wahnsinn", gab ich begeistert von mir. Hussein nickte wissend als er hinter mir die Tür zuzog um keine Kalte Luft nach drinnen zu lassen. "Eine rauchen?", fragte er mich und hielt mir eine Zigarette hin. "Danke", sagte ich zu ihm als ich mir eine nahm und er sie mir anzündete. So standen wir am Geländer, redete und schauten auf Berlin hinab. "Ist dir kalt??", frage er mich. "Ein bisschen.", gab ich zu. "Komm her", wie er mich an, als er seine Jacke aufhielt. Ich schnippte also meine Zigarette weg und ging einen Schritt auf ihn zu. Das war ihm wohl nicht nah genug den er machte noch einen Schritt auf mich zu. Nun stand ich da. Eng umschlungen, mit eine unfassbar gut aussehenden Mann auf einer Terrasse und blickte über ganz Berlin. Er hatte seine Hände um mich gelegt, sodass ich unter seiner Jacke war. Ich wagte es und umarmte ihn auch. Als ob er mich bestätigen wollte versteckte sich sein Griff um mich. Doch nicht zu fest.  

Ich legte meinen Kopf an seine Brust und atmete tief ein. Sein Duft. Dior Sauvage. Ich kannte diesen Duft und liebte ihn. Doch zu ihm passte er wie maßgeschneidert. "sieh mich an", flüsterte er leise. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und sah ihn geradeaus an. Ich verlor mich in seinen Wunderschönen Augen. 

"Darf ich dich Küssen?", fragte er mich. Wir sind wohl doch nicht nur Freunde. Schoss es mir doch den Kopf. Wollte ich es wagen? Das ich für ihn nichts empfinden würde, war gelogen. Das tat ich. "Ich bin nicht die Art Frau die man gerne an seiner Seite hätte.", sagte ich zu ihm. "Und ich bin nicht der Mann den man gerne an seiner Seite hätte. Trotzdem-", erwiderte er mir. "Ich meine es ernst. Du solltest das nicht tun.", versuchte ich wieder ihn zu überzeugen. "Was denn? Sowas?", fragte er provokant als er mich zu sich zog und seine Hand vorsichtig auf meine Wange legte. 

Langsam kam er auf mich zu. Dabei sah er mir die ganze Zeit in die Augen. Ich merkte das er kurz davor war meine Lippen zu berühren und schloss meine Augen. 

"Eyyy yo Brataaaaaan", hörte ich jemanden rufen und schreckte auf. Auch Hussein sah verwirrt um sich herum. "Oh sorry Bruder", kam es von Capi. Oder wie ich ihn kannte Vladislav. "Man Capi alter. Ich dachte du bist heute nicht da", rief Hussein ihm genervt entgegen, eher er mich entschuldigend ansah, mich losließ und auf seinen Freund zuging. Ohne seine Wärme war mir schlagartig kalt. 

Wir gingen also wieder rein. Doch Capi war nicht alleine gekommen. Ich blieb abrupt stehen als ich in den Raum blickte. Capi schmiss sich gerade auf die Couch neben weiteren fünf Männern und zog allem Anschein einen Joint aus seiner Tasche. Ich fühlte mich etwas unwohl. Okay das war gelogen. Ich hatte Panik. Tränen bannten sich in meine Augen, doch ich beherrschte mich um nicht loszuwerden. Das waren mir zu viele Männer die ich nicht kannte. Ich sah hilfesuchend zu Hussein, welche die Leute begrüßte und schon in ein Gespräch verwickelt war. "Und was ist mit dir kleine Maus?", fragte einer der Typen und kam auf mich zu. Ich wich einen Schritt zurück doch erkannte sogleich das ich mit dem Rücken an der Terrassentür stand. Panik überkam mich als ich meinen Blick Richtung Hussein und Capi richtete. Zum Glück hatte Hussein das gleiche im Sinn als sich unsere Blicke kreuzten und er mit zwei großen Schritten schon bei mir war und lässig einen Arm um meine Schulter legte. "meine kleine", war alles was er sagte ehe er mich aus dem Studio in den Flur zog. 

"Es tut mir Leid. Ich dachte wir sind alleine. Ich dachte Capi kommt heute nicht her. Ich bring dich nach Hause okay?", er wirkt auf einmal sehr gestresst. Ich nickte nur und äußerte mich nicht dazu. Ich wurde von ihm zum Aufzug gebracht und dann zum Auto. Erst als er mir die Tür zum Auto öffnete nahm er seine Hand von meiner Schulter.  Die Stimmung war auf einmal ganz anders. Er sah konzentriert auf die Straße, beide Hände fest am Lenkrad. Wenn wir stehenblieben sah er auf sein Handy, redete nicht mit mir und fuhr dann zügig weiter. 

Er blieb vor dem Haus stehe und sah mich an. Seine Augen waren dunkel. Er sah kalt aus. "Hussein? Ist alles okay bei dir?", frage ich ihn vorsichtig und legte meine Hand auf seine, welche noch immer am Lenkrad ruhte. Er zuckte leicht bei meiner Berührung und zog seine Hand weg. "Ja. Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht in die Situation bringen.", entschuldigte er sich wieder. "Alles gut. Es war nichts.", versuchte ich ihn zu beruhigen. "Ich hab doch die Panik in deinen Augen gesehen. Es war dir sehr unangenehm. Du hattest Angst. Das hätte nicht passieren dürfen. Wir sollten uns nicht- ", versuchte er es wieder. "Ich hab dir doch gesagt, ich bin nicht die Art Frau die man gerne an seiner Seite hat. Ich will dich nicht aufhalten oder möchte nicht das du dich für solche Sache verantwortlich fühlst.", schmiss ich ihm gegen den Kopf. "So meinte ich das nicht. Aylena ich-", zu mehr kam er nicht. Ich hatte die Autotür schon hinter mir zugeschlagen und war auf dem Weg zum Haus. Ich hätte ihn nicht so nahe an mich rann lassen sollen. Ich wusste das es Probleme machen würde, sobald er gesehen hatte wie ich auf andere Männer reagierte. Ich wusste nicht warum diese Panik Reaktion bei ihm fehlte. Alles in mir sträubte sich normalerweise davor mit einem Mann alleine zu sein. Doch mit ihm stieg ich bereitwillig ins Auto. "Warte doch", rief er mich nach. Aus dem nichts stand er auf einmal vor mir und hielt mich an meinen Schultern fest. "Ich verstehe es nicht.", sagte er nun, als ich ihm in die Augen sah. "Was Verstehst du nicht?", antwortete ich patzig. "Warum bei mir nicht? Warum hast du keine Angst vor mir? Ich bin der schlimmste von den Typen in dem Raum vorhin", sagte er nun und ließ seine Arme sinken. "Ich weiß es nicht.  okay? Ich hab keine Ahnung. Mich mit dir ins Auto zu setzen ist etwas was ich nie im Leben mit einem anderen Mann machen würde. Ich würde mich nie wagen mit einem anderen Mann einfach random irgendwo hinzufahren und an einem Ort alleine zu sein. Ich weiß nicht warum du mich nicht in Panik versetzte. Ich würde es gerne wissen okay?? Ich weiß es aber nicht.", gab ich aufgewühlt von mir. "Dann sollten wir uns wohl nicht mehr sehen. Ich will nicht das mir vertraust nur weil ich dir in dieser einen Situation geholfen habe. Ich bin eigentlich ein ganz anderer Mensch. Ich wäre nicht gut genug für dich", gab er von sich, ging an mir vorbei, stieg ins Auto und fuhr davon. 

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