NEUN

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Die Tür öffnete sich und Hussein stand vor mir. Er hatte eine graue Jogginghose an und einen schwarzen Hoodie. Seine Haare standen an alle Seiten ab. Er sah mich aus müden Augen an welche von tiefen Augenringen geziert waren. 

"Aleyna", flüsterte er. "Hey.. Ich hab mir sorgen gemacht", sagte ich zu ihm. "Was willst du hier?", fragte er nun etwas forsch. "Capi.. er sagte ich soll vorbei schauen. Ich soll mit dir reden ..", versuchte ich es. "Ich weiß nicht Aleyna... Ich weiß nicht ob das Sinn macht. Ich werd dir nur weh tun", sagte er und atmete tief aus. "Ich hab dir auch Pizza mitgebracht", sagte ich nochmal und wackelte mit dem Karton in meiner Hand. "Verdammte scheisse....", fluchte er vor sich hin als er ohne Vorwahrnung auf mich zu kam und mich an sich zog. Er umarmte mich fest und zog mich in sein Haus rein. Er schloss die Tür hinter uns und drückte mich gegen die Tür ohne mich auch nur eine Sekunde los zu lassen. 

"Fuck ich hab dich so vermisst.",  nuschelte er in meine Haare. "Du hast was?", fragte ich ihn verwirrt. 

Gerade als ich meine Arme um ihn legen wollte ließ er mich los. "Ach nichts", nuschelte er, deutet mit dem Kopf in das innere des Hauses und nahm mir den Pizzakarton aus der Hand. Ich folgte ihm in das Wohnzimmer. Überall lagen Verpackungen von Essen und Klamotten. Auf dem Tisch lag weißes Pulver, so wie paar Pillen und Gras. Ich war geschockt. 

"Was soll das?", fragte ich fast böse und zeigte auf den Tisch voller Drogen. "Alltagsmedizin", gab er von sich und zuckte mit den Schultern. Er setzte sich auf die Couch und öffnete den Pizzakarton. Man sah etwas Vorfreude in seinen Augen, als er sich ein Stück nahm und reinbiss. 

"Ich meins ernst was soll das??", fragte ich nochmal etwas strenger. "Was bist du meine Mama?", fragte er nun mich hochgezogenen Augenbrauen.Ich lachte etwas und erntete einen verwirrten Blick von ihm. „Wieso verkriechst du dich hier?", fragte ich ihn. „Ich verkriech mich nicht. Ich hab grad einfach keinen Bock", gab er mürrisch von sich. „Was ist dein Problem?? Was ist los mit dir?? Ich kenn dich so nicht...", versuchte ich es wieder und hoffte das er endlich etwas sagen würde. „Ich Checks nicht. Bist du jetzt hier her gekommen um mir einen Vortrag zu halten?? Ich hab einfach keinen Bock auf arbeiten in Moment", gab er erneut patzig von sich. „Mann Hussein... komm schon.. red mit mir", gab ich nicht nach. „Du willst wissen was ist?? Gut ich sags dir. DU bist das Problem Aleyna. DU bist das Problem", er stand auf und pfefferte den Pizzakarton auf den Tisch. Ich zuckte leicht zusammen. „Du hast keine Angst vor mir?! hmm?! Gott dachte sich wohl einfach ich hau dieses ängstliche Mädchen mit nem gefährlichen aggressiven Drogenjunkie in einen Aufzug und lass sie abstürzen. Dann sag ich diesem schiess Dorgenjunkie das er was für sie empfinden soll. Und dann mach ich ihm klar das er Abschaum ist und er nie gut genug für sie sein wird.", schrie er mich an. „Was?", brachte ich nur leise raus. „Verdammt Aleyna ich bin nicht gut für dich. Ich bin der Sheytan in Person. Ich konsumiere zu viele Drogen, werd schnell aggressiv und bin einfach gefährlich. Und du hast keine Angst vor mir. Du bist doch nicht naiv. Also wie kannst du die größte Gefahr in deiner Umgebung nicht wahrnehmen. Ich werd dir nur weh tun", er schreie mich an und kam immer näher auf mich zu. Alles in mir würde normalerweise LAUF schreien. Doch mein Körper bewegte sich nicht. Ich hatte keine Angst vor ihm. Auch wenn seine Halsschlagader herausstach, auch wenn er seine Stimme hob und wild mit den Händen gestikulierte, bewegte ich mich nicht von Fleck.

„Du tust mir nicht weh. Das weiß ich", sagte ich ruhig drauf und umarmte ihn. Ich hörte wie sich seine Atmung von einem schweren tiefen Atmen in ein zitterndes Einatmen änderte. Ich sah zu ihm hoch und sag eine kleine Träne welche sich von seinen Augen einen Weg über sein Gesicht suchte und dann in seinem Bart verschwand. Langsam legte er seinen zitternde Hände an meine Wangen. Wir sahen uns intensiv in die Augen. Ich sah unendlich Trauer in den wunderschönen braunen Augen. Vorsichtig, als ob ich zerbrechlich wäre zog er meinen Kopf immer näher. Unsere Lippen waren kurz davor sich zu berühren als sein Blick von Trauer in Verzweiflung wechselte. Er kämpfte mit sich selbst. Ich ließ ihn diesen Kampf nicht austragen. Dauernd über alles so intensiv nachzudenken war nicht gut. Ich überbrückte die letzten paar Millimeter zwischen unseren Mündern und presste meine Lippen auf seine. Kurz stockte seine Atmung ehe er sich wiederfand, er eine Hand von meinem Gesicht löste und um meine Hüfte gab und begann seine Lippen zu bewegen. „Fuck", murmelte er unter unseren Küssen. Beide seiner Hände wanderten nun von meiner Hüfte über meinen Arsch bis hinunter zu meinen Oberschenkel. „Spring", gab seine dunkle Stimme von sich. Ich gehorchte und sprang. Er hob mich hoch und ich wickelte meine Füße um seine Mitte. Langsam ging er mit mir zur Couch ehe er sich hinsetzte und ich mich auf ihn niederließ. Seine Arme waren um mich geschlungen und er drückte mich fest an sich. Ich grub meine Hände in seine Haare. Gott dieser Mann machte mich verrückt. Wie konnte ich sowas tun. Er küsste mich mit so viel Gefühl, so vielen Emotionen. Ich fühlte mich keinen Moment bedrängt. Er löste unseren Kuss und drückte seine Stirn auf meine, die Augen geschlossen. Ich genoss den Moment in dem wir einfach so da saßen, den Kuss auf uns wirken ließen und unsere Anwesenheit genossen.

Ein Handyklingeln durchriss die Stille. Ich wollte mich gerade nicht melden. „Los geh ran bevor mich deine Cousins abstechen", witzelte Hussein. Ich erhob mich von seinem Schoss und ging zum Tisch wo ich mein Handy abgelegt hatte. Tatsächlich rief mich Kerem an. „Hallo, was gibts?", meldete ich mich. „Bin bei Hussein", antwortete ich auf seine Frage wo ich den sei. Darauf hin riss dieser die Augen auf und klatschte sich theatralisch mit der Hand gegen die Stirn. Ich lächelte ihn nur an und schüttelte mit dem Kopf. „Ja ich schreib dir gleich.", sagte ich und legte auf. „Und?? Bin ich jetzt tot?", fragte er. „Nein sie sind in der Bar beim shishan und wollten fragen ob ich auch kommen will. Du darfst mit wenn du möchtest.", sagte ich zu ihm. „Soll ich das denn? Also willst du das?", fragte er mich. „Ja wieso den nicht. Ich würde ihnen sonst sagen das wir so in einer Stunde kommen.", gab ich mit roten Backen zu. „Find ich gut", gab er grinsend zurück. Ich schrieb schnell die Nachricht und ging wieder zur Couch. Hussein legte mir einen Arm um die Schulter und zog mich leicht zu sich. „Ich hab Angst Aleyna. Ich hab Angst das zu vermasseln... Ich habs mit meiner Exfreundin vermasselt... So sehr das sie von einen auf den anderen Tag abgehauen ist. Ich will das nicht mehr. Ich hab Angst vor der Öffentlichkeit. Mich kennen so viele Leute und es gibt so viele Wixxer da draußen.", flüsterte er. Er öffnete sich. Was soll ich ihm bloß sagen? „Wir schaffen das. Setzen wir uns doch nicht unter Druck hmm? Lass es uns langsam angehen. Uns richtig kennen lernen.", flüsterte ich zurück. Als Bestätigung gab er mir einen Kuss auf den Scheitel.

„Aber eine Sache müssen wir gleich klären", gab ich nun etwas strenger von mir. „Die wären?", fragte er mit gerunzelter Stirn. „Das da.", sagte ich und zeigte auf die Drogen. „Ich will dich nicht unter Druck setzte, aber wenn wir zwei das wirklich wagen, und ich mehr Zeit in uns investieren soll, dann erwarte ich das du es auch ernst meinst. Keine harten Drogen und keine anderen Frauen.", sagte ich mit klarer Stimme und sah ihn an. Ich kann keine Energie und Zeit in jemanden investieren der es nicht ernst meint. Ich kann nicht versuchten etwas aufzubauen. Es ist zu spät erst später zu sagen, dass man mit Sachen nicht einverstanden ist. „Ich soll also meine Finger von harten Drogen lassen und von anderen Frauen wenn ich dich besser kennenlernen will?", fragte er nun mit einem ernsten Gesicht und sah mir in die Augen. „Ja. Ich will nicht abwarten das sich was aufbaut und dir sowas dann sagen Dann würdest du ja sagen das es mich bis dahin nicht gestört hat. Du kannst gerne Gras konsumieren. Tu ich auch ab und zu mal. Solange es nicht zu viel wird. Aber Kokain und was auch immer das für Pillen sind, gehen für mich zu weit.", erklärte ich ihm nun. Er stand von der Couch auf und ging einige Momente im Wohnzimmer auf und ab. Dann ging er zu einem Kasten im Wohnzimmer und nahm verschiedenen Tütchen raus. Ging zum Couchtisch und sammelte dort die anderen Tüten ein. Dann verschwand er im Flur. Wenige Augenblicke später kam er ins Wohnzimmer nahm meine Hand und zog mich mit. Ich betrachtete das ganze Schauspiel noch immer von der Couch aus. Er zog mich in eine Bad und stellte mich vor das Klo in dem sich augenscheinlich der gesamte Inhalt der Tüten befand. Er betätigte die Klospülung und sah mir in die Augen. „Das wird ein harter Kampf für mich. Aber alleine hätte ich das nie gemacht", sagte er nun ruhig. „Wie lange nimmst du diese Sachen schon?", frage ich ihn. „Mein ganzes Leben schon Aleyna. Ich hab früher in meiner Jugend Tilidin getickt. Hab alles erdenkliche schon konsumiert. Und mein Umfeld tut das gleiche", gab er zu. Ich schüttelte meinen Kopf..- mir war nicht klar das er so tief drinnen war. Gab es denn wirklich Hoffnung?

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