EINS

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«Hussein«

Capi und ich saßen schon wieder im Studio. Ich zeigte ihm gerade ein paar Ausschnitte aus dem Album welches ich Malboro Rot nennen wollte und hoffte das es ihm gefallen würde. "So sick Bra", sagte mein bester Freund als Vincent ihm einige Songs vorgespielt hatte.

"Wann droppst dus?", fragte er mich. "Nach der Berlin lebt 2 Tour. ist ja noch lang nicht fertig", lächelte ich ihm zu. Es klingelte an der Studio Tür und Vincent stand auf um aufzumachen. Unser Dealer kam rein, legte die Ware auf den Tisch, nahm sein Geld und ging wieder.

Ich wusste, dass das was ich tat nicht gut war. Ich wusste das mich so nie eine Frau wollen würde. Ich hatte nie zu lieben gelernt. Ich ahnte das ich nie Kinder haben würde. Mir war klar ich musste was ändern wenn ich meine Träume verwirklichen wollen würde. Doch nicht jetzt. Jetzt kann ich nicht. Dieser ganze scheiss macht mich krank. So viel Stress und Druck. Kaum auszuhalten. Doch das Weiß und das Lila sogar das Grün, machten das ganze etwas erträglicher.

«Aleyna«

Wie jeden Samstag betrat ich das Autohaus meines Onkels und ging zu meinem Schreibtisch."morgen Süße", rief mir mein Cousin zu der auch gerade die Büros betrat. "guten Morgen. Alles gut?" "ja klar bei dir??", fragte er mich und ich nickte. Ich machte mich an die Arbeit und bedankte mich wieder unendliche Male in meinen Gedanken bei meinem Onkel.

Als meine Eltern vor einem Jahr herausgefunden hatten, dass ich einen Freund hatte eskalierte die ganze Sache bei uns in der Familie. Sie wollten mich in die Türkei schleppen und mir einen guten Mann finden. Ich haute aus Hannover ab zu meinem Onkel nach Berlin welcher mich sofort in die Familie aufnahm. Und dafür würde ich ihm für ewig dankbar sein. Mein Onkel hatte sich schon in jungen Jahren gegen seine Familie gewandt während mein Vater der Mustersohn war. Deshalb war mein Onkel sehr modern und offen ausgerichtet.

Ich arbeitete nur Samstags, sonst studierte ich. Ich war im 2. Semester Betriebswirtschaft und finanzierte mir durch die Arbeit bei meinem Onkel meine Freizeitaktivitäten. Er war so großzügig gewesen und hat mich in seine Familie aufgenommen. Ich hatte ein eigenes Zimmer bei ihnen im Haus, ein eigenes Auto und er finanziert mir sogar meine Ausbildung. Ich war so dankbar so eine Familie zu haben.

"Wir gehen heute fort und du kommst mit", kündigte Kerem, der jüngste meiner drei Cousins, an. "Muss ich?", fragte ich ihn. "Ja mann du lebst wie ein Einsiedlerkrebs. Das tut dir gut. Wir gehen eh nur zu Mustafa in den Club.", sagte er. Ich nickte schließlich, nur damit er mich in Ruhe ließ.

Mustafa war der beste Freund von Kerem. Er besaß einen angesagten Club in Berlin und das feiern dort war recht komfortabel. Kerem war 25 und der jüngste, der der Geschwister. Dann kam Ayaz mit 27 und zum Schluss Emir, welcher bereits 30 war und eine eigene Familie hatte. ch war mit 23 das "Nesthäkchen", der Familie.

Kerem und Ayaz waren meine einzigen sozialen Kontakte seit ich in Berlin war. Man muss sagen, dass ich etwas geschädigt bin. In Bezug auf Männer und Freundschaften und generell sozialen Kontakten. Mich hatten alle Menschen in meiner Vergangenheit nur enttäuscht.

Ich beendete meine Arbeit, verabschiedete mich von meinem Onkel und machte mich auf den Weg nach Hause.

Ich begrüßte meine Tante Aylin und half ihr, nachdem ich mich umgezogen hatte, bei dem Abendessen. Als wir gegessen hatten, natürlich alle zusammen, räumte ich dieses schnell mit mit meiner Tante weg, bevor ich mich nach oben umziehen ging.

"kannst dir Zeit lassen, wir fahren erst in einer stunde", informierte mich Ayaz und ich nickte ihm zu.

Ich zog mir ein Paar schwarze high waisted Jeans an, kombinierte ein elegante graue bauchfreie Bluse dazu, welche zugegebener Maßen einen schönen Ausschnitt hatte. Dazu zog ich meine Schwarzen High Heels an und setzte mich an meinen Schminktisch.

Ich glättete nochmal über meine schwarzen Haare und verstärkte mein Make Up. Der schwarze Liedstrich betonte meine grünen Augen. Ich parfümierte mich noch ein, nahm meine kleine Handtasche und begab mich nach unten in das Wohnzimmer.

"Passt gut auf sie auf, ja?", wiederholte mein Onkel nun schon zum gefühlt 10 mal Kerem und Ayaz als er uns aus der Tür rausließ. "Ja baba", antworteten ihm die beiden Brüder wie aus einem Mund und ich musste mir ein Lachen verkneifen. Leider war auch die Sorge meines Onkels begründet.

Wir stiegen in das Taxi ein und fuhren zum Club. Jeder schmachtete meine Cousins an, welche zugegebener Maßen ziemlich attraktiv waren, und ich war nur das Anhängsel. Ich hatte natürlich auch was von der Genetik und war ziemlich stolz auf mein Aussehen. Wir wurden von Mustafa begrüßt und gingen mit ihm nach drinnen.

Wir machten es uns in einer Lounge gemütlich und begannen mit dem Trinken. Ja Alkohol vertrug ich gut, rauchen tat ich auch. Wir waren zwar eine türkische Familie aber naja was soll man sagen..

Die Nacht schritt voran und ich musste auf die Toilette. "soll ich dich begleiten??", fragte Kerem als er sah das ich aufstand. "Nein alles gut danke", antwortete ich ihm und ging die Treppe runter zu den Toiletten. Nachdem ich alles erledigt hatte stellte ich mich vor den Aufzug um nach oben in die Lounge zu fahren. Diesen Service durften nur die Gäste der Lounge nutzen und da mich jeder der Sicherheitsleute kannte war das auch kein Problem. Neben mich stellte sich noch jemand und als der Aufzug aufging fragte mich Sergei, der Sicherheitsmann neben dem Aufzug, ob ich alleine fahren wollte. Ich bedankte mich und schüttelte meinen Kopf.

Es war schon zu lange her. Ich fand es wirklich nett das jeder darauf achtete doch mir ging es gut. Ich betrat den Aufzug und auch der Mann welcher mit mir gewartet hatte stieg ein. Ich schenkte ihm ein warmes lächeln und drückte den Knopf für den Aufzug. Er hatte dunkle haare, einen Bart und braune Teddyaugen.

Ohne Vorwarnung ging das Licht im Aufzug aus und ich merkte das er sich nach unten bewegte, ehe es unter uns einen lauten Krach gab. Ich lag am Boden, vor Schmerzen unfähig mich zu bewegen und sah in die Dunkelheit.

Der Aufzug war abgestürzt.

olympeaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt