ACHT

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Verwirrt stand ich nun da. Ich sperrte die Tür auf und ging nach oben in mein Zimmer. So wie es aussah waren alle schon im Bett.

Ich machte mich bettfertig, legte mich in mein Bett und sah erneut auf mein Handy. Von Hussein hatte ich keinen Ton mehr gehört. Ich öffnete WhatsApp und klickte auf unseren Char. "Ich wollte nicht gemein sein. Ich mag dich nicht nur weil du mir geholfen hast. Können wir nochmal darüber reden?", schrieb ich und sendete die Nachricht ab. Ich brauchte lange bis ich einschlief. Immer wieder sah ich auf mein Handy.. doch nichts.

Hussein:

Ich raste zurück ins Studio. Ohne auch nur ein Wort zu sagen zog ich erstmal eine Line, bevor ich mir einen Joint baute und auf die Terrasse verschwand. Fuck man was hatte ich getan. Ich fühlte mich schuldig. Sie wirkte so sensibel. So verletzlich. Und ich Idiot war zufällig mit ihr in diesem Aufzug gewesen. Ich war der Typ Mann vor dem sie eigentlich Angst haben sollte. Aber sie tat es nicht. Ich fühlte mich auserwählt. Aber irgendwie auch schmutzig. Sie war viel zu gut für mich. Es ist besser wenn ich mich von ihr fern halte. Ich nahm mein Handy raus um ihre Nummer zu löschen. Ich wollte nicht in Versuchung kommen mich nochmal bei ihr zu melden. Doch dann sah ich ihre Nachricht. Unbewusst verließ eine Träne nach der anderen meine Augen. Fuck wie konnte sie mich in kürzester Zeit so sehr umhauen? Wieso war alles was ich wollte ihre Nähe?

Verdammt. Meine Gedanken drehten Kreise während ich einen Zug nach dem anderen nahm.

Ich wurde wach als mich jemand rüttelte. "Ey Brudi komm. Du bist draußen eingepennt", weckte mich Capi. "Du siehst nicht gut aus. Hast du etwa geweint?", fragte er weiter. "Lass mich mann", antwortete ich recht forsch, stand auf verließ das Studio und fuhr heim. Ort lies ich mich in mein Bett fallen und hatte nicht vor aufzustehen, ehe ich damit klar gekommen war mich so verletzlich gemacht zu haben.

Aleyna:

Schon eine Woche war vergangen... ich hatte mich fast jeden Tag bei Hussein gemeldet.. Doch er ignorierte meine Nachrichte.

Was sollte ich denn sonst noch tun?? Ich hatte auch versucht ihn anzurufen. Ich musst wohl akzeptieren, dass das eine Vorstellung war welche viel zu schön war um wahr zu sein. Warum sollte sich auch so jemand für mich interessieren?? Eigentlich war ich unfassbar traurig darüber... Aber ich wollte ihn nicht weiter nerven. Deshalb belies ich es dabei. und meldete mich nicht mehr bei ihm.

Morgen war wieder Montag was bedeutete, dass ich endlich an die Uni zurückkehren durfte, nachdem ich die Woche zu Hause fast verreckt war. Ja mir war mega langweilig. Ich hatte nichts mehr was ich tun konnte. Meiner Wunde ging es gut und auch ich hatte das Gefühl meine Kraft fast gänzlich wieder zurück zu haben.

Am nächsten Morgen stand ich auf, machte mich fertig und stieg in mein Auto um zur Uni zu fahren. Den Tag passierte nicht viel, denn es war nichtmal aufgefallen das ich weg war. Wir waren mehrere hundert studierende an der Uni. Ich hatte noch keine Freundschaften geschlossen und wollte das auch nicht. Ich setzte mich in meinen letzten Kurs für heute. Eine Vorlesung zu dem Thema Volkswirtschaftslehre. Neben mich setzte sich ein junger Man und lächelte mich an. Ich lächelte zurück, holte mein iPad raus und sah nach wo wir denn das letzte mal stehen geblieben waren. "Aleyna richtig?", fragte er mich. "Ja genau", antwortete ich knapp und überlegte woher er wohl meinen Namen kannte. "Ich bin Mark. Wir sind letztens in der Vorlesung Steuern auch nebeneinander gesessen", fing er an zu reden. "Erinnere mich.", gab ich wieder knapp zurück. Zum Glück betrat der Lehrende gerade den Raum und bat um Ruhe. Nach der Vorlesung ließ ich mein iPad in meiner Tasche verschwinden und verlies so schnell wie möglich das Gelände. Ich wollte wirklich nach Hause und war müde und ausgelaugt. "Aleyna?", rief mir jemand nach.Ich drehte mich um und sah wie Mark mir Wort wörtlich hinterher rannte. "Was gibts?", fragte ich ihn desinteressiert. "Hättest du vielleicht mal Lust auf einen Kaffe zu gehen? Mit mir meine ich?", stotterte er halb. Man merkte das er nervös war. "Sorry tut mir Leid aber ich hab neben der Arbeit nicht wirklich viel Zeit. Aber danke für das Angebot", versuchte ich so nett wie möglich rüber zu bringen ehe ich Richtung meines Autos ging. Ich verstaute meine Tasche auf dem Rücksitz und wollte gerade mein Auto anschalten, als mein Handy klingelte. Ich hatte die Nummer nicht eingespeichert. Ich hob ab. "Hallo?", sagte ich unsicher in das Handy. "Hey Aleyna ich bin's Vladislav. Hast du kurz Zeit?", fragte er. "Ja was gibts?", antwortete ich etwas forsch. "Ich weiß nicht was zwischen dir uns Hussein war, aber er verkriecht sich in seiner Wohnung und konsumiert nur noch. Er will nicht außer Haus und auch nicht mit mir reden. Was auch immer zwischen euch vorgefallen ist macht ihn ziemlich fertig.", erzählte er mir nun. "Eigentlich ist nichts vorgefallen. Ich konnte ihm nur nicht beantworten warum ich keine Angst vor ihm habe. Ich dachte er hat kein Interesse an mir und meldet sich deshalb nicht mehr. Bist du dir sicher das es wegen mir ist?", fragte ich ihn. "Ja. Würdest du mir den Gefallen tun und bei ihm vorbei schauen? Vielleicht könnt ihr das ja klären", lenkte er nun ein. "Ich weiß nicht so recht...", antwortete ich ihm . "ich schick dir mal seine Adresse. Ich glaube es wäre gut wenn du mal hinfährst. Zwingen kann ich dich natürlich nicht", gab er nach und legte auf. Ein paar Sekunden später gab mein Handy einen Ton von sich und ich öffnete die Nachricht. Capi hatte mir tatsächlich die Adresse von Hussein geschickt.

Die ganze fahrt bis nach Hause dachte ich darüber nach ob ich zu ihm fahren sollte oder nicht... Ich kann zu Hause an, schmiss mein Zeug nach oben in mein Zimmer und half meiner Tante das Abendessen vorzubereiten. Gegen 6 kamen meine Cousins und mein Onkel nach Hause und wir aßen gemeinsam. "Alles okay bei dir Askim?", fragte mich mein Onkel. "Ja es geht schon", antwortete ich Wahrheitsgemäß. Ich wollte jetzt nicht hier am Esstisch erzählen was es neues gab. Mein Onkel ging nach dem essen nach oben um sich fertig zu machen, da er und meine Tante ins Kino wollten. Auch Kerem und Ajaz waren schon aufgebrochen weil sie heute Abend unterwegs waren. Ich stand in der Küche und half meiner Tante gerade beim aufräumen. "Was ist denn los mein Kind ?", fragte sie mich. Ich erzählte ihr von meinem und Husseins letzten Gespräch, erzählte ihr von den Nachrichten die ich ihm geschickt hatte und von Capis Anruf. "Ach Kindchen. Man weiß nie was jemand davor erlebt hat. Wenn du ihn gerne magst dann fahr doch mal hin. Nimm ihm was zu essen mit und versuch mit ihm zu reden. Und wenn dabei nichts rauskommt dann hast du dem ganzen wenigstens noch eine Chance gegeben. Wer weiß vielleicht kommt ja alles wieder ins Lot", gab meine Tante mir den Rat. "Ist gut. Dann werd ich jetzt auch fahren", sagte ich zu ihr.

Alle verließen das Haus und ich blieb alleine. Ich räumte noch etwas auf, ehe ich nach oben ging und mir eine gemütliche Jogginghose und einen Pulli anzog. Ich bestellte zwei Pizzen welche ich auf dem Weg zu Hussein abholte. Ich dachte Pizza mag jeder und vielleicht würde er die haben wollen. Ich parkte vor dem großen Einfamilienhaus und ging zur Tür. Mein Herz pochte in meinem Hals, so aufgeregt war ich. Ich betätigte die Klingel und wartete. Nichts passierte. Ich klingelte nochmal. Ich hörte stapfende Schritte und hielt die Luft an. Wie würde er reagieren?

olympeaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt