VIER

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Morgens kamen die Ärzte und die Schwestern rein. Visite. Ich fühlte mich heute nicht so gut. Das Frühstück rührte ich kaum an, da ich keinen Hunger hatte. Heute war Montag und mir war klar das weder meine Cousins noch mein Onkel Zeit hätten mich zu besuchen. Vielleicht würde meine Tante kommen. Ich schrieb viele Mails an meine Dozenten, die Uni Verwaltung und allen noch notwendigen Personen und schickte ihnen die Bestätigung des Krankenhauses. Ich legte gerade mein iPad weg als es an der Tür klopfte. "Ja?", sagte ich und wunderte mich wer es sein könnte. "Hi, darf ich rein?", fragte Hussein der die Tür öffnete. Ich freue mich sehr und antwortet ihm, dass er rein kommen könne. 
Er betrat mein Zimmer auf Krücken und nahm auf dem Stuhl neben meinem Bett platz. "Wie gehts dir heute?", fragte er mich und sah mir in die Augen. "Es geht. und dir?", fragte ich ihn zurück. "kann mich nicht beklagen", antwortete er mir. "Wann darfst du raus??", fragte ich ihn. "Schon morgen. Mich hat's nicht so schlimm erwischt..du?", antwortete er mir und wurde zum Schluss hin immer leiser. "Du Glücklicher... Ich hab noch zwei Wochen vor mir.. ", sagte ich und klatschte theatralisch mit meiner Hand auf meine Stirn. "Das heißt ich hab zwei Wochen zeit dich täglich zu sehen", sagte er mit einem breiten Lächeln. "Ich bin dir wohl hilflos ausgeliefert. Außer dann wenn ich beim Unterricht zuhören muss. Dann nicht", lachte ich mit. "Du studierst?", fragte er und ich nickte. "Ja Betriebswirtschaft im zweiten Semester", gab ich preis. "Wow.. das ist echt nice", sagte er zu mir und seine Augen fixierten mich. "Und du? Was machst du beruflich?", fragte ich ihn. "Aaahm, dass ist ein bisschen schwer zu erklären.. Sagen wir ich bin in der Musikbranche tätig", sagte er und sah weg. Anscheinend war ihm dieses Thema unangenehm weshalb ich nicht mehr nachbohrte. "Du musst mir das nicht sagen, schon okay", versuchte ich ihm ein gutes Gefühl zu geben. "Nein so ist das nicht...  Ich.. Ahm... es ist nur so, dass ich genieße das du nicht weißt wer ich bin... ", äußerte er mir und wurde zum Schluss hin immer leiser. "Das verstehe ich nicht ganz?", sagte ich nun und sah ihm in die Augen. "Ich ähm...", zu mehr kam er nicht, denn wir wurden durch das Klopfen an der Tür unterbrochen. 

"askim ich hab dir dein Lieblingsfrühstück mitgebracht.", meinte meine Tante als sie die Tür aufmachte und reinging. Sie verstaute gerade ihren Schlüssel in der Tasche weshalb sich erst jetzt aufsah. Ein lieses "oh" entwich ihr als sie Hussein neben meinem Bett sah. "Schön das dir jemand Gesellschaft leistet solange du hier bist. Aylin", sagte sie zum Schluss und streckte Hussein neben mir seine Hand hin. "Hussein. Freut mich sehr sie kennen zu lernen", sagte er zu meiner Tante während er ihre Hand schüttelte. 

"Herr Akkouche, sie müssen zum Röntgen", unterbrach uns eine Schwester. Wir hatten uns zu 3. wirklich sehr nett unterhalten und Hussein redete mit meiner Tante über verschiede Essen die sein Mutter immer für ihn machte. 

"Ein sehr sympathischer Kerl", äußerte nun meine Tante die für mich meine Kleidung in der Kommode gegenüber meinem Krankenbett verstaute. "Ja das ist er", antwortete ich ihr. "Du scheinst dich bei ihm wohl zu fühlen. Ich kann mich noch erinnern, du brauchtest fast ein halbes Jahr bis du Mustafa ertragen konntest. Bei ihm scheint deine Angst nicht existent zu sein. Das gefällt mir. Er gefällt mir", sagte sie nun in einer ernsten Stimme und sah mir in die Augen. "Ja. mir gefällt er auch", gab ich offen zu und spürte die Hitze in meinen Wangen. "Überstürz nur nichts ja?",  gab mir meinen Tante, die ich eher als meine Mutter sah, einen Rat. Sie verabschiedete sich von mir da sie für die Mäute kochen musste. Damit waren meine Cousins und mein Onkel gemeint. Meine Tante hatte lang gearbeitet bis mein Onkel genug verdiente. Er wollte das sie nicht arbeiten musste. Meine Tante kümmerte sich gerne um ihre Männer, arbeitete paar mal im Monat als Dolmetscherin bei gewissen Gerichtsterminen oder Anhörungen  und genoss ihre Freizeit. Ich hatte oft mit ihr darüber geredet ob es ihr denn nie langweilig wurde. Sie sagte sie genieße es Hausfrau zu sein und als Mutter und Ehefrau für ihre Familie da zu sein. 

Nun saß ich wieder alleine in meinem Zimmer und wusste nicht was ich tun sollte. Wie meinte Hussein das mit er genießt das ich nicht weiß wer er ist?? Ich konnte sicher im Internet nachschauen... Sollte ich das tun? Oder sollte er es mir erzählen. Ich nahm mein Handy ein die Hand und ging auf Safari. Ich hab den ersten Buchstaben H ein als ich sah das er mir eine Nachricht geschrieben hatte. "Darf ich zu dir kommen? Falls du nichts zu tun hast", schrieb er. Ich antwortete ihm das er gerne vorbei kommen dürfe, da ich ja wirklich noch ans Bett "gefesselt" war. Dank meiner Bauchwunde schaffte ich es gerade mal alleine zur Toilette...  Paar Minuten später klopfte es schon an meiner Tür und Hussein kam mit einem großen Lächeln hinein. "Na wie gehts?", fragte er mich. "Ganz gut und dir?", fragte ich ihn. "Auch gut. Ich wollte mit dir wegen vorhin reden...", fing er an und ich nickte. Er setzte sich auf den Stuhl neben mein Bett und legte seine Hand auf meine. Meinen Körper durchfuhr ein Blitz und ich genoss die wärme seiner Hand auf meiner. "Es ist so... Ich bin Musiker. Um genau zu sein Rapper. Ich rappe sehr viel über meine Vergangenheit und sage viele unschöne Dinge in meinen Liedern. Teile davon sind wahr Teile nicht... Ich möchte nicht das sich deine Meinung über mich ändert weil du all diese Dinge im Internet liest und meine Lieder hörst. Ich weiß nicht warum, aber Aleyna ich mag dich und ich möchte nicht das du schlecht über mich denkst.", beendet er seine Ansprache. Er hatte die ganze Zeit auf unsere Hände gesehen die immer noch aufeinander lagen. Jetzt sah er mir in die Augen. "Okay. Ich werde mich nicht vom Internet oder deinen Liedern beeinflussen lassen. Ich werde dich einfach fragen. Ist das okay?", fragte ich ihn. Er nickte. "Ja. Puh ich fühl mich echt erleichtert das ich es dir gesagt habe", sagte er nun und lächelte mich an. Ich lächelte zurück. Es klopfte an der Tür und Hussein nahm seine Hand von meiner. Die Wärme verschwand und es fühlte sich kalt an. Wieso tat er das? Kerem steckte seinen Kopf durch die Tür und lächelte mich an, ehe er Hussein sah und sein Lächeln verschwand. "was machst du schon wieder hier?", fragte er Hussein. "Wenn du denkst das Aleyna so wie die Huren aus deinen Liedern sind dann hast du dich getäuscht, also lass sie in Ruhe.", sagte er nun in einem strengen Ton und schloss die Tür hinter sich. "genau das meinte ich..", sagte er zu mir und sah mich entschuldigend an. "Kerem.. Es tut mir leid das du so über mich denkst. Aber die Hälfte von dem was ich rappe stimmt ja nicht mal. Ich hab nicht vor Aleyna zu verletzen.", sagte er ruhig zu Kerem. Dieser sah ich komisch an. "Wird sich ja noch zeigen. Ich wollte dir nur deine Post bringen. Da isn Brief von der Uni dabei dachte es ist vielleicht wichtig. Und einer von deinen Eltern..", murmelte er zu Schluss. "Danke:" sagte ich zu ihm und nahm die zwei Briefe entgegen. "Na dann. Ich komm morgen vorbei ja?", sagte Kerem zu mir, gab mir einen Kuss auf die Wange und ging wieder. Nicht ohne Hussein nochmal einen bösen Blick zuzuwerfen. 

"Darf ich dich was fragen?", sagte nun Hussein, während ich den Brief der Uni öffnete. Ich nickte nur, während ich mir irgendeine Werbung der uni durchsah. Sowas bekamen wir immer wieder. Also nichts wichtiges. "Wieso sind deine Cousins so Männerfeindlich wenns auf dich bezogen ist. Ich mein Beschützerinstink schön und gut... aber das dich die Security fragt ob du alleine mit dem Aufzug fahren willst, ist doch schon bisschen heftig?", fragte er mich und sah mir in die Augen. Meine Augen füllten sich mit Tränen und in meinem Magen bildete sich ein flaues Gefühl.... Ich wusste das ich früher oder später darüber reden musste. 



olympeaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt