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Ich kroch in die hinterste Ecke des Raums und hielt mir immer noch das T-Shirt vor den Mund. Der ganze Raum hatte sich nun schon mit Rauch gefüllt.
Wieso passierte so etwas immer mir? Ich hatte nie jemandem etwas getan und trotzdem wollte wohl jeder mich umbringen. Warum war ich nur die Prinzessin? Ich hätte liebend gerne mit jedem anderen getauscht, alles war besser als das hier.
Vor ein paar Minuten war ich zu dem Schluss gekommen, dass die Flammen nicht durch die Tür kommen würden, jedoch hieß das nicht, dass ich nicht weniger gefährdet war. Die meisten Menschen, die in Feuern umkamen, starben an einer Rauchvergiftung und auch ich hatte mit den Symptomen zu kämpfen, ich bekam meine Augen nicht mehr auf, weil sie so sehr brannten, mein Kopf dröhnte, kurzzeitig wusste ich nicht mehr wo ich war und stand an der Schwelle der Bewusstlosigkeit und ich war so unfassbar müde. Ich spürte jetzt schon zum dritten mal, wie ich langsam weg sackte und immer weniger mitbekam. Ich zwang mich mich wieder ordentlich gerade hinzusetzten und stark zu bleiben. Mich würde sicher bald jemand finden. Doch es wurde immer schwieriger sich zu konzentrieren und wach zu bleiben. Ich wusste nicht mehr was ich eben noch gedacht hatte, wieso ich nicht einfach einschlafen sollte, es würde schon nichts passieren und dann schoss wieder dieser Gedanke durch meinen Kopf, du hattest das alles schon mal, zwar mit dem gegenteiligen Element, aber dieses mal wirst du nicht so einfach weg driften, aber da war er auch schon wieder weg und dieses mal ließ ich es einfach zu, keine Warnung schoss mir durch den Kopf, nur der Gedanke von Ruhe. Langsam sank ich an der Wand herunter. Meine Eindrücke verschwammen und gab mich ganz der Schwärze hin.
Schemenhaft nahm ich das Geräusch der gegen die Wand knallenden Tür wahr. Jemand schrie auf, aber der Schrei ging so gleich in einen Hustenanfall über. Ich spürte, wie man mich ganz langsam und vorsichtig hochhob und ich lehnte meinen Kopf vorsichtig an die Schulter meines Retters und schlief nun wirklich ein.
~~*~~
Vorsichtig blinzelte ich mit den Augen, um mich herum war es weiß. Ein Krankenzimmer. Ein Schauder überkam mich. Ich war schon wieder mal im Krankenhaus. Schon wieder mal dem Tod entkommen und diesmal wahrscheinlich sogar ohne sichtliche Wunden. Das wurde langsam zur Gewohnheit. Vielleicht sollte ich mir einen Terminplaner für meinen nächsten beinahe Tod anlegen. Ich weiß, dass das nicht witzig ist, aber dass ich jetzt innerhalb dieses Monats schon so oft dem Tod entkommen war, war einfach zu absurd. Ich fragte mich, wer mich gerettet hatte, aber ich hatte mich bedingungslos wohl gefühlt, also musste es wohl jemand sein, dem ich vertraute. Ich erinnerte mich an einen Geruch, der aus sanftem Zitronenduft bestand und dem beißenden Rauch, die Erinnerung kam ganz plötzlich und ich wusste ganz genau, dass mir der Geruch gefiel, den Rauch könnte man aber weglassen. Plötzlich huschte ein Bild durch meinen Kopf, dass ich gar nicht gesehen haben konnte, weil es gar nicht zur Situation passte und ich meine Augen geschlossen hatte, es war Joshua wie er im Türrahmen stand, die Flammen umschlangen ihn und seine Haare leuchteten im Licht der Flammen, er sah aus wie ein Feuergott. Ich glaube er hatte mich gerattet, ich wusste es einfach.
Erschrocken zuckte ich zusammen, auf dem Flur hatte ich etwas knallen gehört. Ganz vorsichtig wollte ich aufstehen und nachsehen, aber ich bekam gleich, wenn ich mich aufrichtete schlimme Kopfschmerzen. Als ich zurück in mein Kissen sinken wollte, sah ich verblüfft, wie jemand meine Tür aufschlug. Eine Horde schwarzgekleideter Personen betraten mein Krankenzimmer. Ich hatte keine Angst, ich war einfach geschockt und in meinem Bett wie festgefroren. Ich starrte einfach um mich herum. Zwei hielten Joshua und Heather fest, der Rest umzingelte mein Bett. Tatenlos sah ich zu, wie eine der vermummten Gestalten auf mich zu kam und mir eine Spritze in den Hals rammte. Ein stechender Schmerz zog sich meine Wirbelsäule entlang und breitete sich im ganzen Körper aus. Erschrocken schrie ich noch im selben Moment auf, es fühlte sich an, als würde mein gesamter Körper von innen anfangen zu brennen. Nachdem ich merkte, wie man mich brutal aus dem Bett riss, wurde mir schwarz vor Augen.
~~*~~
Das erste was ich dachte, als ich merkte, dass ich wach wurde, war: was für ein verrückter Traum. Ich war mir ganz sicher, dass das nicht wirklich passiert war, sondern nur eine Angst meines Gehirns. Doch dann machte ich die Augen auf und mir wurde schlagatig klar, dass das nicht das Versteck der Rebellen war.
Wieso war alles nur so verworren? Ich musste dauernd irgendwo anders hin, wäre ich doch damals nur im Palast geblieben.
Ich war fest an meinen Stuhl gekettet. Ich saß in einem Büro, hinter mir konnte ich durch einen Spiegel ein großes Fenster erkennen, dass eine Seite des Raums einnahm, dadurch erkannte man die Skyline der Hauptstadt, vor mir stand ein großer Tisch, mit einem ziemlich gemütlich aussehenden Bürostuhl, mein kleiner Holzstuhl war nichts dagegen. Es sah aus, wie ein ganz normales Großstadtbüro und ich vermutete, dass ich wusste wem es gehörte: Meinem Vater. Es war klar gewesen, dass er mich finden würde, was hatten sie sich nur dabei gedacht? Und nun waren sie vermutlich alle zum Tode verurteilt, wegen mir.
Ich spürte immer noch, wie die Rauchvergiftung in meinem Hals brannte, genau wie in meinen Augen, ich hatte dolle Kopfschmerzen, mein Denkvermögen war eingeschränkt und ich hatte extremen Durst. Ich starrte mit leerem Blick vor mich hin und überlegte immer noch, warum mir so etwas passiete. Die Tür wurde aufgestoßen und ein Mann ließ sich mir gegenüber nieder. Es war nicht mein Vater.
„Harmonia Ronald, wie geht es ihnen heute?", fragte er mich. Ich sah ihn irritiert und erschrocken an, ich dachte das würde ein Verhör oder so etwas werden. Er war ungefähr in den Vierzigern, hatte aber stahlgraue Haare und eine leichte Glatze, er katte eine Brille mit rechteckigen Gläsern und ohne Rand, die Bügel waren Gold, er trug sie auf der Nasenspitze und sah über sie hinweg, außerdem trug er einen Artztkittel, seine hellgrauen Augen musterten mich abfällig.
„Beschissen", antwortete ich patzig, aber aus meinem Mund kam nur ein krächzen und ich musste husten. „Was wollen sie von mir?", krächzte ich weiter. Ich wusste nicht, ob der Mann überhaupt eins meiner Worte verstand, aber er saß mir einfach ganz ruhig gegenüber und starrte mich an. „Kriege ich etwas zu trinke?", fragte ich ihn. Mein Hals brannte wie die Hölle und ich konnte schwören, dass ich Blut schmeckte.
Aber er sah mich nur an und musterte mich fasziniert. „Es ist erstaunlich, wie ihr Körper auf ihre Wahnvorstellung reagiert", murmelte er dann.
Was denn für Wahnvorstellungen, was redete er überhaupt? Ich sah ihn fragend an, dann sagte er ruhig und gelassen:"Ich habe mir schon gedacht, dass sie ein schlimmer Fall sind, aber dass hätte ich nie erwartet. Wenn ich ihr Vater wäre, hätte ich sie schon längst in eine Klinik eingewiesen." Am liebsten hätte ich dem Typen ins Gesicht gespuckt, denn ich verstand kein Wort von dem was er sagte. Wieso sollte man mich in eine Klinik einweisen? Abgesehen von meiner Rauchvergiftung. „Ich kann es nicht fassen, dass Sie immer, wenn wir uns treffen, Sie das letzte Gespräch und die letzte Zeit vergessen. Sie sind wirklich ein hoffnungsloser Fall. Nun gut, fangen wir wie jede Stunde mit meinen Erklärungen an. Sie sind hier, weil Sie unter schlimmen Wahnvorstellungen leiden z.B. denken sie, dass sie eine Rauchvergiftung hätten oder dass ihr Kindermädchen Odette die Anführerin der Rebellen wäre, aber das stimmt nicht, sie haben sich das alles nur ausgedacht und unter Amnesie leiden Sie auch, da Sie unsere letzten Gespräche immer vergessen. Ihr Vater ist schon vor einiger Zeit an Ihnen verzweifelt und ich tue es auch gerade."
Ich sah ihn an, er sah mich an. „Sie lügen, wieso sind wir wirklich hier? Ich habe mir das nicht ausgedacht." Todernst blickte ich ihn an.
„Oh doch, das haben Sie meine Liebe, aber da wir mit diesen Sitzungen hier keinerlei Fortschritt mache, werde ich Sie jetzt wirklich einweisen lassen. Sie sind eine Gefahr für die Umwelt." Er stand auf und ich blickte ihn verwirrt an. Was für eine Klinik? Meinte er eine Irrenanstalt? Ich dachte mir das doch nicht aus.
Er nahm ein Getränk aus einem Schrank „Trinken Sie!", befahl er mir. Ich schüttelte den Kopf und presste meine Lippen aufeinander. Er versuchte es gar nicht noch mal, sonder rief zwei Wachmänner. Der eine hielt meine Kopf nach hinten und der andere öffnete meinen Mund und hielt mir die Nase zu, der Mann, der meinte ich leide unter Wahnvorstellungen, kippte mir die Flüssigkeit in den Mund. Das alles ging so schnell, dass ich nicht reagieren konnte, da mein Kopf immer noch unter der Rauchvergiftung zu leiden hatte. Ich versuchte nicht zu schlucken, doch ich merkte schnell, dass das nicht ewig so weiter gehen würde, da ich keine Luft mehr bekam, also schluckte ich es hinunter.
Die Wachmäner banden mich los und ich wurde in einen Raum geschleift. Die Flüssigkeit hatte mich ganz benommen gemacht und ich dachte gar nicht daran, mich zur Wehr zu setzen. Man drückte mich auf eine Liege und schnallte mich fest, dann fuhr man mich hektisch aus dem Gebäude heraus in einen Wagen. Ich fühlte mich in meinem eigenen Körper gefangen, er führte meine Befehle nicht aus, sonder nur das, was ihm die Wachläute sagten. Einem machte wohl mein leerer Blick zu schaffen, denn er befahl mir die Augen zu schließen und das tat ich. Durch das benommene Gefühl der Dunkelheit schlief auch mein Geist bald darauf ein.
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Ich hoffe das Kapitel gefällt euch <3.
hat jetzt mal wieder etwas länger gedauert, aber was soll's, dafür habe ich jetzt einige Kapitel vorgeschrieben :). Und außerdem war es ja auch schon mal länger.
Freu mich über Votes, Kommentare (ganz besonders), Leser und bla bla bla.
Wünsche euch noch ein schönes Wochenende und schöne Ferien :),
Bis bald
Julia

Gezüchtet - Die VeränderungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt