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Meine Odette stand dort in dieser jubelnden Masse und sah mir traurig entgegen.
Was sollte das Ganze hier nur? Wir wurden wahrscheinlich vorgeführt, also schön lächeln und winken.
Ein Moderator fing an zu reden:"Meine Damen und Herren, ich bin sehr froh Ihnen nun anvertrauen zu können, dass das Training nun beendet ist und das Spektakel in drei Tagen beginnen wird, also sind sie gespannt, wetten Sie und eifern Sie ihren Favoriten nach. Und begutachten Sie ihn hier eingehend. Hier sehen sie die wunderschöne Harmonia Ronald, Tochter unseres Landes. Im Osten können Sie den starken Manuel Kanon bewundern und im Süden die geheimnisvolle Heather Monroe. Und nun viel Spaß und einen schönen Tag Ihnen noch." Mit einem Winken verabschiedete sich der eingebildete Moderator und die Menge strömte in verschiedene Richtungen, nicht ohne mich noch einmal mit glotzenden Augen anzustarren und mit ihren Kollegen und Freunden Wetten abzuschließen.
Ich hatte Odette aus dem Blick verloren und sah mich verwundert nach ihr um. Sie war nirgends zu sehen.
Wenn ich den Moderator jetzt richtig verstanden hatte, waren das noch gar nicht die Aufgaben gewesen sondern nur das Training, vielleicht war das auch der Grund warum ich immer wieder gerettet worden bin und sie mich sterben lassen haben, das ergab Sinn. Nein, eigentlich ergab das überhaupt keinen Sinn. Diese Inseln waren so aufwendig aufbereitet worden, da konnten die Aufgaben doch nicht noch mehr technischen Aufwand hergeben und außerdem, warum hatten sie uns vorgegaukelt schon in den Aufgaben zu sein, da ergab doch keinen Sinn. Wer sind überhaupt "sie", mein Vater? Die wohlhabenden Einwohner von Marmoria? Oder doch etwas ganz anderes?
Wisst ihr wie schwer es ist bei all diesen komischen Gedanken in meinem Kopf, hübsch auszusehen, drei Stunden lang? Nein, ich auch nicht, bis jetzt.
In meinen Gedanken spukten so viele offene Fragen herum, dass ich dachte ich würde bald platzen. Odette, Joshua, Magan... einfach zu jedem den ich kannte, dann noch diese sinnlosen Aufgaben und das System in dem wir lebten, dass ich immer mehr in Frage stellte. Erleichtert seufzte ich auf, als sich der Fahrstuhl wieder in Bewegung setzte in ich endlich aus diesem Eingangsbereich kam. Dieses Mal durfte ich mit aussteigen und wurde, umringt von Wachen, die Gänge entlang geführt, der mich vorhin gefangen hatte war nicht dabei. Joshua... Was war wohl mit ihm passiert?
Nach endlos langen Minuten kamen wir an einer dicken, stählernen Eisentür an.
Als sie aufgeschlossen wurde machte mein Herz einen Satz und mir entfuhr ein aufgeregtes Quieken, doch dann wurde mir klar, dass das wohl die schwierigste aller Aufgaben werden würde.
Ich zusammen mit ihm in einem Raum und wir durften und nicht in die Arme fallen, ich durfte nicht einmal die Kette tragen.
Hatte mein Vater gemerkt, dass es ein Armband gewesen war und keine Kette? Wenn ja war alles für die Katz. Es sah aber so aus als vertraue er mir, also könnte ich hoffen, dass er es nie merken würde.
Mit wackeligen Beinen trat ich in das Zimmer, meine Augen trafen seine, mit aller Macht wollte ich ihm zu verstehen geben, dass er mich nicht herzlich begrüßen sollte, nicht so wie auf den Inseln. Doch Mark sah mich nur kalt an, nickte mir zu und wandte sich dann ab, um sich auf eine der Liegen an der Wand zu legen und die Decke anzustarren.
Ich tat es ihm gleich und setzte mich auf die Liege gegenüber.
Wie lange würde es wohl dauern bis wir hier raus kamen. In jeder Sekunde bekam mein Herz mehr Risse und bald würde es in tausend Teile zerspringen, ich würde hier in diesem Raum zusammen brechen und nie wieder hoch kommen. Es war so unfair.
Meine Finger wackelten in einem Takt, der nicht vorhanden war und ich versuchte an alles zu denken bis auf ihn.
Ich dachte über die Geschichte von Romeo und Julia nach, ein Fehler, denn das endete darin, dass ich darüber nach dachte, wie es wäre, wenn ich mit Joshua zusammen wäre und das führte Zwangsläufig dazu, dass ich auch an Mark dachte.
Als ich kurz davor war hysterisch loszuschreien und um mich zu schlagen, öffnete sich die Tür und ein Wachmann winkte mich nach draußen.
Mark schnaubte abfällig und ich meinte zu hören wie er murmelte:"Typisch, die Prinzessin wird natürlich vorgezogen." Diese Worte trafen mich tief und ich hetzte mit Tränen in den Augen aus dem Raum.
Ich sah in Odette's Strahlende blaue Augen (waren sie blau? Bin zu faul nach zusehen) "Komm, wir verschwinden hier, ich bring dich hier raus."
Sie zog an meinem Arm und ich stolperte hinter ihr her den Gang entlang. Erst an der dritten Biegung realisierte ich was passierte.
"Du holst mich hier raus?"
"Ja."
"Aus den Aufgaben? Von hier weg?"
"Ja"
"Du bist die im Klaren, dass du deswegen, wenn wir gefast werden, du sterben wirst?"
"Ja, das ist sicher, deswegen werden sie uns nicht fassen."

Gezüchtet - Die VeränderungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt