Als mich mein Vater rief, wusste ich nicht wie viel Zeit vergangen war. Ich hatte einfach die ganze Zeit in die leere gestarrt und mich gefragt wie er es herausgefunden hatte. Ich hatte Odette ja gesagt, dass man uns durch die Kammeras erwischen würde, doch die Frage war nun, glaubte er mir? Sein Blick war unergründlich gewesen und was passiert mit Odette wenn sie sie finden, wenn sie das nicht schon lange hatten.
Tränen traten mir in die Augen, ich hatte niemanden, der mich liebte, der mich mochte. Keine Odette, kein Mark, kein Joshua, doch da war noch Megan, vielleicht sah ich sie ja bald wieder. Die anderen würde ich wohl vergessen müssen, doch das wollte ich nicht, sie waren mir viel zu wichtig.
Ich zog mich an dem Regal hoch, die Bücher fest umklammert. Ich trat um die Ecke und sah meinen Vater, er stand schon in der Tür und hielt sie mir auf. Der Buchhändler war nicht zu sehen.
"Bis bald", rief ich in den Laden, ich fand es unhöflich mich nicht von ihm zu verabschieden, dann trat ich wieder in die Kälte Luft hinaus und dann in die Kutsche. Schweigend folgte mir mein Vater.
"Warten Sie, Harmonia!", ich drehte mich verwundert um, der Buchhändler kam an gestolpert und winkte mich hektisch zu sich. Ich wollte noch einmal aus der Kutsche klettern, doch mein Vater hielt mich fest. Ich riss mich los, doch die Kutsche war schon in Bewegung, also sprang ich. Dumpf landete ich auf dem Asphalt. Ich ging zu dem kleinen Mann herüber, der mich mit großen Augen ansah.
"Das habe ich hinten vor der Truhe gefunden. Ich dachte sie wollten es wieder haben", es war die Perlenkette. Wo war die denn her? Im Krankenhaus, hatte ich sie nicht mehr gehabt. "Dankeschön...", meinte ich mit erstickter Stimme. Wieso sollte ich sie behalten? Mark hatte mich verraten und doch hing mein Herz an ihr. Ich steckte sie in eine meiner Taschen und, ohne zu wissen was ich tat, fiel ich ihm um den Hals. "Dankeschön", sagte ich noch einmal zwischen zwei Schluchzern, schnell wischte ich mir die Tränen ab. Ich spürte etwas schweres in meiner Jackentasche.
"Hol es nicht raus", meinte er und blickte noch einmal ernst zu meinem Vater," und jetzt geh. Du gehörst zu den Guten Harmonia, lass dich nicht manipulieren." Ich erkannte in ihm nicht mehr den schusseligen Mann von vorhin, er war stärker, mutiger, ein Rebell. "Geh!", sagte er noch einmal, als ich mich nicht rührte. Ich drehte mich um und lief zu der angehaltenen Kutsche. Der Kutscher lächelte, doch mein Vater sah mich tadelnd an. Die Kutsche setzte sich in Bewegung und ich ließ mich schweigend neben ihm nieder.
Plötzlich krachte etwas gegen unsere Kutsche. "Was war das?", fragte mein Vater aufgebracht den Kutscher.
Doch dieser konnte nicht mehr antworten, denn er wurde von einem Stein niedergeschlagen. Überrascht sah ich mich um, um uns herum hatten sich eine Traube Bürger gebildet, denn wir waren in einer Einkaufspasage. Irgendwer oder irgendwelche bewarfen uns mit Steinen.
Die Pferde waren sichtlich nervös und würden sich jeden Moment losreißen und davon galoppieren oder einfach mit der Kutsche los stürmen. Jemand rief:"Duckt euch Prinzessin!"
Doch ich dachte gar nicht dran, als ein Stein gerade gefährlich nahe an einem der Tiere vorbei flog und es erschrocken aufwieherte, sprang ich auf den Sitz des Kutschers, schob ihn beiseite und atmete noch einmal tief durch, dann ergriff ich die Zügel und trieb die Pferde leicht an.
Erschrocken zuckten die Passanten aus dem weg und schrieen erschrocken auf, doch das kümmerte mich nicht, ich war damit beschäftigt die Pferde einigermaßen ruhig und unter Kontrolle zu halten. Es klappte nur mäßig. Sie rannten wie wild die Straße entlang und ich schrie nur noch den Leuten zu, sie sollen Platz machen. Immernoch kamen Steine geflogen. Auch darauf musste ich achten.
Ich hörte ein Geräusch hinter mir und sah hin. Mein Vater war bewusstlos zu Boden gegangen und hatte eine Platzwunde am Kopf, jedoch war viel unberuhigender, dass eine vermummte Gestalt mit einem Lächeln auf dem Gesicht auf mich zu kam. Ohne zu wissen was ich tat sprang ich auf eines der Pferde. Noch im selben Moment hörte ich Schüsse und ich vergaß ganz und gar was ich tun wollte.
Hart landete ich auf dem Boden, das Pferd hatte mich abgeworfen. Ich war auf meinen Rücken geknallt und es tat ziemlich weh, die gesamte Luft war aus meiner Lunge gepresst worden, doch ich rollte gerade noch von den aufschlagenden Hufen weg.
Ich war ein wenig benommen und spürte,wie Hände sich um meine Arme und Beine schlossen und mich fort trugen. Ich zappelte und schrie, als ich einige Sekunden später wieder bei Sinnen war. Sie steckten mir irgend ein dreckiges Tuch in den Mund und meine Schreie erstickten. Merkte denn keiner, wie ich hier fort getragen wurde? Hallo? Die Tochter des Präsidenten wird hier gerade entführt!
Irgendwann, nachdem ich schon lange aufgehört hatte zu zappeln, wurde ich in einen Laster geschmissen und konnte gerade noch so sehen, wie sie die Türen schlossen und der Raum in völlige Dunkelheit getaucht wurde. Ich stand auf und versuchte eine Wand zu ertasten. Der Container ruckelte und ich fiel hart auf meine Knie. Der Schmerz jagte mir Tränen in die Augen, doch ich kroch weiter in Richtung Wand. Ich brauchte etwas an dem ich mich festhalten konnte. Als ich sie erreicht hatte, tastete ich sie kurz ab, damit sich nicht vielleicht ein Nagel in meinen Rücken bohrte und lehnte mich daran.
So endete also der so schön begonnene Ausflug. Was war wohl mit meinem Vater passiert? Naja ist ja auch ziemlich egal, er ist mir egal.
Ich starrte in die Dunkelheit und versuchte irgendetwas zu erkennen, irgendetwas was mir halt gab, doch da war nur die Schwärze.
Komischerweise kümmerte es mich jedoch gar nicht hier zu sein, entführt worden zu sein. Es konnte ja nur besser sein, als diese Sinn freien Aufgaben, die mich Sachen getan haben lassen, die ich sonst ganz anders gehandhabt hätte. Wie der Buchhändler gesagt hatte, ich durfte mich nicht manipulieren lassen.
Irgendwann war ich wohl eingeschlafen, denn ich erwachten durch das blendende Licht, das durch die offenen Türen fiel, und den Lärm, den das öffnen verursachte. Schnell rappelte ich mich auf. Zwei Gestalten kamen auf mich zu und schubsten mich langsam zur Tür.
Das Licht blendete mich, als ich die Laderampe hinunter lief. Langsam erkannte ich Umrisse von Gebäuden. Wir befanden uns in einem Industriegebiet. Man schob mich auf ein großes Tor zu und dann durch eine kleinere Tür, die darin eingelassen war. Die große Halle dahinter war voller Leute und man sah mich feindselig an.
Ich ging einfach mit gebeugtem Kopf da lang, wo man es mir befahl. Ich wäre gern stolz hier entlang marschiert und hätte gerne gewaltigen Eindruck hinterlassen, doch ich war einfach nur noch fertig von den ganzen Geschehnissen.
Man führte mich in eine art Büro und sagte mir, ich solle mich setzen und warten. Nun hatte ich Zeit in meine Tasche zu greifen und zu sehen was der man mir gegeben hatte. Es war rund und glatt. Vorsichtig zog ich es heraus. Es war ein Taschenspiegel, an einer Kette befestigt. Was sollte daran so wichtig sein? Ich beäugte ihn genauer, nichts war zu erkennen. Ich strich über die Oberfläche des Deckels eine Blume war darin eingraviert , dann die Seiten entlang und als letztes die Unterseite, nichts. In Gedanken ließ ich meine Finger über den kleinen Saphir streichen, der in der Mitte der Blume eingelassen war darum waren kleine Hubbel und Hügelchen. Ich hörte etwas klacken, als ich meinen Finger ein wenig drehte. Ich probierte es noch einmal und wirklich, irgendein Mechanismus wurde innen wohl ausgelöst, denn weiteres Klacken war zu hören.
Da ich meine Ohren so spitzte, hörte ich auch wie die Türklinke gedrückt wurde. Schnell hing ich mir den Spiegel um den Hals und ließ ihn unter mein Kleid gleiten. Mein Blick klebte nun an der Tür. Wie in Zeitlupe wurde sie aufgeschoben.
Die Person drehte sich um. Sie stützte sich auf einen Krückstock. Lange ungekämmte dunkle Haare vielen über ihren Rücken, vielen ihr ins Gesicht. Es war eine ausgemergelte Frau. Ein Schatten ihrer selbst, ein Nichts, ein Geist. Ich kannte sie.....
Es war Odette...
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Gezüchtet - Die Veränderung
Science FictionWas wäre wenn euer Leben eine Lüge wäre? Was wäre wenn ihr gezüchtet und nicht geboren wärt? Was wäre wenn ihr deswegen um euer Überleben kämpfen müsstet? Marmoria wird sich verändern, das weiß Harmonia ganz sicher, seit sie wieder zurück in der "...