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Als ich erwachte hielt ich immer noch seine Hand. Was war hier los? Wieso hatte man uns nicht getrennt?
Wir waren auch noch immer im Spiegelraum. Irgendetwas stimmte hier nicht. Man schickte uns doch nicht ins Land der Träume, um uns dann einfach hier liegen zu lassen. ich rüttelte an Marks Schultern.
"Hey... Hey Mark. Aufwachen. Hier stimmt was nicht", sagte ich, während ich versuchte ihn wachzurütteln.
Verschlafen öffnet er die Augen. "Los, wir hauen ab", meinte ich. Ich war mir nun ganz sicher, dass hier niemand etwas Gutes wollte. Ich wusste nicht, wie es zu meinem Sinneswandel gekommen war, aber nun war ich mir wieder ganz sicher, dass das nicht richtig war. Ich musste hier weg. Ich wollte endlich wieder frei sein. Doch wo sollte ich hingehen, wenn ich hier ausbrach? Wo sollte ich nur hin? Ich wusste, dass da irgendwo in meinem Kopf die Antwort war, doch sie war für mich nicht greifbar. Erst einmal mussten wir hier raus, dann würde sich schon was finden und wenn wir in die verfallenen Slums gehen mussten. Alles war besser als hier.
Mark rüttelte sich auf und nickte. Er schien auch er selbst zu sein. Nicht so wie sonst.
"Geht es dir gut, Harmonia? Was haben sie mit dir angestellt?", fragte er mich.
"Ich glaube, sie haben mein Gedächtnis verändert. Die Erinnerungen sind zwar irgendwie da, aber es fühlt sich falsch an... Und was machten sie mit dir?", fragte ich ihn besorgt.
"Sie wollten mich gegen dich aufbringen...", murmelte er kaum hörbar.
Ich nickte nur. So etwas war mir schon klar gewesen.
"Okay, dann las uns gehen", er blickte mich erstaunt an. Hatte wohl gedacht, dass ich anders reagieren würde.
Vorsichtig suchte ich die Wände nach der Tür ab. Mark suchte eine andere Wand ab.
Wir suchten den gesamten Raum ab.
"Hier ist nichts...", flüsterte ich niedergeschlagen. Erst jetzt fiel mir auf, dass gar keine Stühle mehr im Raum waren und wir frei sprechen konnten. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
Plötzlich ließ etwas den Raum erschaudern, alle Spiegel im Raum zerbarsten. Mark reagierte wie der Blitz und legte seine Arme schützend um mich. Es war so schön sich in seinen Armen geborgen zu fühlen.
Ich erhob vorsichtig den eingezognen Kopf aus seiner Brust. Er hatte überall kleine Schrammen von Scherben. Doch er sah nur mich an und schien sich, um niemanden sonst als mich Sorgen zu machen.
"Duck dich kurz", wies ich ihn an. Er tat es und ich sammelte vorsichtig die Glasscherben aus seinen Haaren. Auch seine Verletzungen im Gesicht sah ich mir an. Ein paar Spiegelsplitter steckten noch in der Haut. So vorsichtig ich konnte, sammelte ich sie heraus und er verzog nicht eine Miene. In der Zeit sammelte er Glasscherben aus meinen Haaren. Mein Gesicht und meine Arme waren wegen ihm unbeschadet gewesen, den Rest hatte größtenteils meine Kleidung abgefangen, doch meine Beine hatten keinen Schutz gehabt. Ich hatte keine Schuhe an und mein Kleid reichte mir nur bis zu den Knien. Mark kniete sich schon herab, um sich darum zu kümmern. Ich spürte nun, wie tief sich die Glasscherben in mich gebohrt hatten. Doch seine Arme mussten viel schlimmer aussehen als meine Beine. Fast sein ganzer Arm war voller Blut. Es schien jedoch kein Glas darin zu stecken. Ich schaute nicht hinab zu meinen Beinen. Ich sah nur, dass Mark schon eine Handvoll Scherben in der Hand hielt.
"Okay, das reicht", sagte ich nach einer Weile. Ich sah mich kurz um und hob einige große Stücke der Spiegel auf. "Die können wir als Waffe benutzen", erklärte ich. Ich hatte noch nie mit Waffen hantiert, bis auf meinem Fechtdegen, doch damit hatte ich nie jemanden verletzt. Nun gut, ich hatte Heather niedergeschlagen, doch das zählte nicht so richtig...
Er sah mich besorgt an, hob jedoch auch eine der Spiegelscherben auf. "Na dann, ich gehe vor. Wir versuchen unauffällig zu bleiben und wenn uns jemand zu nahe kommt und uns gefährlich wird, schlagen wir zu. Wir tuen alles, um hier raus zu kommen", meinte er. Ich stimmte zu und zusammen traten wir leise aus der nun sichtbaren Tür. Ich achtete darauf auf keine Glasscherbe zu treten, die über den ganzen Boden verstreut lagen. Der Gang in den wir traten war nur von roter Notbeleuchtung beleuchtet, der Strom schien ausgefallen zu sein. Niemand war weit und breit zu sehen.
"Wohin?", raunte ich ihm leise zu. Er wies nach rechts und da ich mich hier nicht orientieren hatte können, folgte ich ihm ohne ein Wort des Wiederspruchs. So leise wie möglich schlichen wir den Gang entlang. Als wir an eine Ecke kamen, blickten wir vorsichtig herum, doch auch dort, keine Menschenseele. Wir liefen eilig weiter. Nach ein paar Mal abbiegen erreichten wir ein Treppenhaus. Schnell liefen wir nach oben. Die letzten Stufen hielt ich Mark zurück, denn von Oben hörte ich Stimmen und zwar nicht gerade leise. Ganz langsam und an der Wand gehalten, stiegen wir die letzten Stufen nach oben. Hier war ein riesiges Chaos. Schwarzmaskierte Männer rannten einem der Pfleger hinterher, der dabei war aus der von uns nur fünfzig Meter entfernten Tür zu flüchten. Einer der Männer schoß und der Pfleger fiel zu Boden. Erschrocken wich ich zurück. Er hatte den Mann getötet.
Einer der Schwarzen wies nun laut an:"Vergesst nicht, unser Ziel ist nur, sie zu finden. Wenn wir sie haben, hauen wir so schnell wie möglich ab."
Wen meinten sie mit "sie"? Wer waren die überhaupt? Ich wollte nicht näher mit ihnen in Kontakt treten.
Die Männer liefen nun in verschiedene Richtungen. Den am Boden liegenden ignorierten sie einfach und ließen ihn liegen.
Einer kam genau auf das Treppenhaus zu. Ich drückte mich so fest an die Wand, dass ich beinahe mit ihr verschmelzen hätte müssen. Er bemerkte uns nicht und stürmte einfach die Treppe herunter. Das war knapp. Wir schlichen durch die Eingangshalle. Der der gesprochen hatte, verschloss gerade die Türen. Ohne, dass ich wusste was geschah, stürmte ich mich auf ihn und verletzte ihn mit meiner Glasscherbe. Er war abgelenkt und ich stürzte zusammen mit Mark durch die Türen ins Freie.
Wir sprinteten los. Immer die Straße entlang. Wir waren in einem kleinen Wäldchen, dort vorne konnte man schon einen Bahnhof erkennen. Kurz bevor wir auf ein freies Feld traten, bog ich rechts in den Wald ein. Ich vergewisserte mich, dass Mark mir folgte und rannte dann immer am Waldrand entlang.
Ich wurde langsamer. Ich konnte nicht mehr Rennen. Wir fielen in eine leichten Trab und versuchten unsere Geschwindigkeit zu halten.
"Wohin wollen wir jetzt?", fragte mich Mark. Er schien noch ewig so weiter laufen zu können. Ich öffnete den Mund, um ihm zu antworten, doch mir wurde ganz schwindelig, ich blieb stehen, ließ mich auf den Boden gleiten, beschwor die Welt sich nicht mehr zu drehen, doch mir war ganz komisch und ich konnte einfach nicht weiter machen. Ich brach in mir zusammen.

~*~

Tut mir total leid. Ich hab letzte Woche total das Update verpasst, dafür gibt es heute gleich zwei Kapitel :) und für nächste Woche hab ich auch schon vorgeschrieben und ich habe gerade auch total den Plan, wie ich weiter mache.
Ich hoffe es gefällt euch ❤️
Bis gleich
Julia

Gezüchtet - Die VeränderungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt