*~13~*

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Ich erwachte mit Kopfschmerzen und musste kurz überlegen wo ich war, dann fiel es mir wieder ein. Ich war hier um mich behandeln zu lassen, denn ich war krank. Ich war nicht ich selbst. Doch ich spürte, da war noch etwas anderes, doch ich wusste nicht was. Es war einfach weg. Ich wusste, dass ich das hier durchstehen musste, um die Aufgaben weiterführen zu können. Die Aufgaben, mein Vater hatte sie veranlasst und mir fiel ein, dass ich ihn dafür hasste. Ich hasste ihn dafür, was er mir angetan hatte, dafür dass er mich und Mark nicht zusammen ließ und dass er mir den Umgang mit Heather und Joshua verboten hatte und ich konnte mich nicht erinnern wieso. Irgendetwas war mit ihnen, doch ich konnte die Erinnerung nicht greifen. Und Mark, er war auch hier. Ich wollte nicht, dass er hier war, ich wollte selber nicht hier sein. Ich merkte, dass ich wollte, dass Joshua mich holen kam, aber er war doch nur ein Verbrecher, für den ich schwärmte oder etwa nicht? Plötzlich wusste ich nicht mehr, was ich an ihm fand. Er hatte mich doch einfach mitten in der Nacht mit einem Messer bedroht. Er verdiente das nicht, er verdiente mich nicht. Aber ich musste unbedingt zu Mark, ich liebte ihn, egal was mein Vater sagte, ich würde ihn immer lieben. Ich erinnerte mich nun aber auch an die Abweisung, kurz nach der Vorbereitung, doch ich erinnerte mich auch an das Ereignis vor ein paar Stunden, wenn es ein paar Stunden waren. Er hatte gesagt, dass er mich immer lieben würde, aber er schien verrückt zu sein, aber nicht von sich aus, nein, sie hatten es ihm angetan und sie wollten es auch mir antun. Doch nun kam mir die Erkenntnis, sie hatten bereits begonnen, diese Erinnerung, die ich nicht greifen konnte, sie hatten sie mich vergessen lassen. Ich musste hier weg, zusammen mit Mark. Ich musste uns hier einfach rausbringen, sonst würden sie noch schreckliche Dinge tun oder wir würden schreckliche Dinge tun, wer wusste das schon?
"Miss Ronald, geht es ihnen gut?", fragte mich einer der Wachmänner.
"Lass die doch, wir sollen sie nur zu ihm bringen und sie nicht betütern, und außerdem sieht sie doch viel besser aus, als der Junge vor einigen Tagen, nach seinem ersten Mal. Er hat das ganze Zimmer zerlegt und auf uns eingeprügelt, die hier ist doch nur ein wenig still, aber sonst scheint es ihr doch bestens zu gehen", entgegnete ein anderer genervt, er schien das öfter zu machen. Ich sah ihn mit leerem Blick an, ich war einfach nur müde und gelangweilt. Er wuchtete mich wie ein Sack Kartoffeln über die Schulter und trug mich von seinem grummelnden Kollegen davon. Ich winkte ihm zum Abschied zu. Vielleicht war ich doch nicht mehr so normal, denn trotz meiner misslichen Lage und meines noch nicht erloschenem Kampfgeist, grinste ich wie eine Geisteskranke vor mich hin und starrte ins Leere, aber ich wollte es auch nicht abstellen oder unterbinden, sollten sie doch ruhig glauben, ich sei verrückt.
Ich lächelte meinem Gegenüber ins Gesicht. "Bitte hören Sie auf zu lächeln", murmelte Tom und rieb sich die Stirn.
Ich machte einen Schmollmund, hörte jedoch auf mit dem Gegrinse auf. "Ich möchte Sie etwas fragen, was meinen Sie tun Sie hier?"
Ich sah ihn verständnislos an. "Ich verstehe nicht", sagte ich dann.
"Nun gut, wo meinen Sie waren Sie vor ihrem Aufenthalt hier?", wieder sah er mich mit diesem interessierten Blick an, der mich leicht erschauern ließ.
"Ich weiß es nicht mehr so genau, aber ich denke im Krankenhaus, um mich von irgendeiner Verletzung zu erhole", meinte ich mit gerunzelter Stirn, ich wusste es wirklich nicht mehr, ich war wahrscheinlich mit Narkosemitteln zu gedröhnt gewesen. Ich konnte seinen Blick nicht deuten, war er zufrieden mit der Antwort oder ärgerte sie ihn zu tiefst?
Dann lächelte er mir zu. "Haben sie irgendeinen Wunsch, den ich Ihnen erfüllen kann?", fragte er mich dann abwartend.
Ich hätte nicht erwartet, dass er mich nach irgendeinem Bedürfnis fragen würde, doch ich war froh darüber. "Ich möchte mit Mark Werring reden, ich weiß, dass er hier ist."
Mit gerunzelter Stirn sah er mich neugierig an und notierte sich etwas. "Was finden Sie denn an ihm so begehrenswert?", fragte er mich dann und blickte mich wieder an.
"Ich... Ich... Was soll ich denn darauf antworten?", fragte ich dann irritiert. Ich meine, was erwartete er von mir, ich sprach garantiert nicht offen mit ihm über meine Gefühle.
"Er scheint Ihnen ja nicht viel zu bedeuten", murmelte er dann. Ich sah ganz genau, dass er wusste, dass mir Mark viel bedeutete, sonst hätte er ja auch nicht gefragt.
Nun ging er endlich auf meine Antwort richtig ein:"Leider ist es untersagt, dass unsere Patienten untereinander Kontakt pflegen, deshalb kann ich Ihnen den Wunsch nicht erfüllen." Er seufzte demonstrativ, um zu zeigen, dass er es sehr bedauerte. Ich blickte ihn kritisch an. "Kann ich vielleicht etwas anderes für Sie tun?"
Jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen. "Ich möchte nach Hause", hauchte ich kaum hörbar.
Tom lächelte besänftigend. "Ihre Therapie schlägt gut an, ich bin mir sicher, dass sie bald wieder bereit sind, in die Öffentlichkeit zu treten." Wenn er meinte, ich sah das nicht so, denn ich ließ mich viel leichter ablenken, z.B. hörte ich ihm jetzt gerade nur mit dem halben Ohr zu und beobachtete die Spinne in einer Ecke, des Raumes, außerdem wollte ich das alles hier gar nicht.
"Wieso, lässt man mich nicht jetzt schon gehen?" Er Lachte kurz auf und schüttelte leicht den Kopf.
"Sie sind noch lange nicht bereit, sie wissen doch gar nicht, wie sie sich in Umgebung anderer Menschen richtig verhalten müssen und wir sind noch nicht ganz mit Ihren Wahnvorstellungen fertig. Ich möchte Ihnen nun aber erst einmal eine Pause gewähren."
Ohne ein weiteres Wort führte man mich zurück in mein Zimmer. Eine Pause war ja schön und gut, aber was sollte ich bitte machen? Ich hatte ja nichts. Da blieb mir nur eins übrig: Schlafen. Ich fragte mich gerade, wann ich eigentlich mal etwas zu Essen bekam, aber bis jetzt war ich noch nicht hungrig gewesen oder hatte mich schwächlich, durch Nährstoffmangel gefühlt. Jetzt versuchte ich jedenfalls zu schlafen, um die Zeit herum zu kriegen. Ich drehte mich hin und her und wollte einfach nicht einschlafen. Ich fürchtete mich einfach zu sehr vor dem was noch meiner Pause kommen würde.

Gezüchtet - Die VeränderungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt