Wovor hast du Angst?

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P.O.V Frederic:
Herr Moreno pfiff zum Stationswechsel und wir gingen zum Bock , wo auch der Cap stand. Ich merkte bereits, dass Marilena extrem unruhig hin und her schaute und schnell atmete. Ich versuchte sie abzulenken und Herrn Moreno gleichzeitig ein Zeichen zu geben, damit er es mitbekam. „Hey, Marilena. Was ist los?", „Hmm? Ähm, nichts. Alles gut.", sagte sie nervös. Gar nichts war gut und das sah sogar ein Maulwurf. „Marilena hast du Angst?" Sie schien mit sich zu ringen. Die Anderen hatten schon angefangen, aber ich wollte Marilena nicht alleine stehen lassen. „Marilena es ist okay, wenn du Angst hast. Du musst es nur sagen, sonst kann dir keiner helfen. Komm schon sag mir, was los ist."
„I i i i ch hab Angst.", flüsterte sie schon fast und fing augenblicklich an zu weinen. Ich schloss sie in meine Arme und rief Federico. Herr Moreno hatte in der ersten Stunde die er bei uns hatte mit uns vereinbart, dass wir im Notfall oder wenn etwas passierte ihn bei seinem Vornamen nennen bzw. rufen sollten. Somit wusste er sofort, dass etwas los war, auch wenn er es nicht sah. Ich drehte mich so, dass Marilena von unseren Mitschülern abgeschirmt war und ich gleichzeitig zu Herrn Moreno schauen konnte. Der kam auch schon langsam angelaufen und blieb etwas abseits stehen. Danach machte er mir Handzeichen ich solle mit Marilena in die Umkleide gehen. „Mar, komm wir gehen woanders hin.", „O o o okayyy.", schluchzte sie. Ich musste lächeln. Manchmal war sie echt süß.
Sie saß oft alleine da. Ich war schon öfter zu ihr gegangen, doch sie hatte immer alles abgeblockt und behauptet, dass es ihr gut ginge. Aber jeder wusste, dass es ihr nicht gut ging und, dass sie sich einsam fühlte. Auch wenn es für sie nicht schön war, dass sie in meinen Armen weinte, es war gut, dass sie sich öffnete und mir anscheinend vertraute. Marilena fing wieder an zu weinen. „Hey hey hey, ganz ruhig. Du bist nicht alleine. Setz dich mal auf den Boden, komm wir setzen uns hier hin.", „Mir geht's gleich wieder gut. Geh du ruhig wieder in die Halle. Ich komm...", „Nein! Marilena ich lass dich bestimmt nicht hier alleine. Du bist mir wichtig. Du bist jedem in dieser Klasse wichtig. Niemand würde dich hier alleine lassen. Mal ganz davon abgesehen, dass Herr Rickman und Herr Moreno uns die Ohren lang ziehen würden.", ich musste schmunzeln während ich das sagte und auch Marilena konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
„Also Mar wovor hast du Angst?", fragte ich sie ganz ruhig. Sie schwieg. Sie wollte es mir definitiv nicht sagen. „Wieso weigerst du dich es mir zu sagen? Was ist denn so schlimm daran?", „Du lachst doch nur. Genauso wie Alle anderen auch. Du kannst das doch gar nicht verstehen. Du bist der Sportliche, der Beliebte. Du", „Stopp. Beruhig dich mal. Niemand denkt das über dich." Es brach mir das Herz, zu hören was sie dachte. Was sie glaubte, wie wir über sie dachten. „Mar, du wirst von jedem gemocht. Nein, ich werde nicht lachen. Wenn jemand Angst vor etwas hat, dann hat das seine Gründe. Und ich bin der Letzte der sich über so etwas lustig macht. Ich habe auch Angst vor Sachen. Und ja, vielleicht bin ich besser als Andere in Sport, aber das heißt nicht, dass ich mich für was Besseres halte. Du kannst bestimmt auch Sachen besser, die ich dann halt nicht kann. Englisch zum Beispiel. Du schreibst soooo gute Aufsätze, den über Shakespeare, vor ein paar Wochen. Ich fand den unglaublich gut. Meiner war eher so semi. Aber das ist halt so. Du schreibst gute Englischaufsätze und ich bin dafür gut in Sport, und das ist völlig okay. Ich bin dadurch nichts Besseres. Hast du mich gehört? Hey, Mena. Es ist alles gut. Sagst du mir jetzt wovor du Angst hast?", „Vor dem Bock. Ich habe Angst mich zu blamieren. Ich krieg doch sowieso nichts hin. Und was wenn ich mir weh tue, weil ich voll dagegen renne oder viel zu weit über den Bock fliege?" Marilena regte sich wieder auf und atmete schneller. „Ssshh. Ganz ruhig. Eins nach dem Anderen. Du wirst dich nicht blamieren. Weißt du noch wie ich das erste Mal in der 5. Klasse über den Bock springen wollte und so einen Schwung hatte, dass ich den ganzen Bock und Cap gleich mit umgerissen habe?", „Ja. Das war echt lustig.", „Siehst du? Mehr als das kann dir nicht passieren. Außerdem bist du fast schon Cap's kleine Schwester. Der würde nie im Leben zu lassen, dass dir was passiert. Er passt auf dich auf und ich tue das auch. Jeder in der Klasse passt auf jeden auf. Das war das erste was Herr Rickman uns beigebracht hat, zusammenzuhalten.
Also, du trinkst jetzt was, dann gehen wir wieder in die Halle und du zeigst dem Bock mal so richtig wo's lang geht und wenn du dich nicht traust, dann springst du halt drauf. Hab ich auch öfter mal gemacht, nachdem ich in der 5. definitiv zu viel Schwung hatte." Wir mussten beide lachen. Diese Erinnerung war aber auch einfach zum totlachen. „Okay. Aber du gehst nicht weg Okay?", „Ich bleibe in deiner Nähe keine Sorge."

Ich und meine 5/3 BrüderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt