P.O.V. Paulo:
Ich wurde nicht wirklich schlau aus meiner kleinen Schwester. Man merkte ihr an, bzw. Ich merkte ihr an, dass etwas nicht stimmte, aber sie wollte mir einfach nicht sagen was los war. Naja, irgendwann würde sie schon mit der Sprache rausrücken. Man musste oft schon eine große Geduld aufwenden, wenn es um Marilena ging, aber daran hatte ich mich mittlerweile gewöhnt, eher gewöhnen müssen.
„So, hier sind ihre Espressi.", „Vielen Dank. Könnten wir dann bitte die Rechnung haben?", „Aber gerne doch. Bar oder mit Karte?", „Karte", sagten Papa und ich gleichzeitig. „Papa lass stecken. Ich zahle heute." Lilly kicherte. „Ich hol dann schonmal die Rechnung und das Gerät."
Genüsslich trank ich meinen Espresso und zückte meine Kreditkarte als Lilly, die Kellnerin, kam. „Hier haben sie die Rechnung. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Restabend.", „Vielen Dank. Ihnen auch einen schönen Abend." Ich schaute noch kurz auf die Rechnung. Nanu? Was war denn das? In der Rechnungsmappe lag ein Zettel und auf dem stand:
Lilly: 746 90 46 20
Ich lächelte. Schmetterlinge machten sich in meinem Bauch breit. „Was hast du da Bruderherz?", „Nichts nichts." Schnell steckte ich den Zettel in meine Hosentasche. „Chicos?", „Si papá?", „Ich wollte mich gleich noch mit ein paar alten Freunden in unserer Stammkneipe treffen. Könntet ihr mich da absetzen?", „Na klar Papa. Sag mal Marilena, willst du heute Nacht bei mir in der Wohnung oder bei Papa schlafen?", „Papa.", „Alles klar. Dann würde ich sagen machen wir uns mal auf den Weg." Damit begaben wir uns wieder ins Auto, wobei dieses mal ich fuhr und Papa sich zu Marilena nach hinten setzte. Die Beiden kuschelten auf dem Weg zu Papas Stammkneipe, denn Mena hatte ihn wirklich sehr vermisst.
Am Lokal angekommen stieg Papa aus und ich wandte mich zu Mena: „Marilena setzt du dich bitte nach vorne?", „Wieso?". „Weil ich mit dir reden will.", „Na gut." Sie stieg aus und setzte sich auf den Beifahrersitz. „Was ist Pau?", fragte sie leicht verunsichert. „Engel, ich mach mir Sorgen um dich.", „Wieso?" Auf den ersten Blick sah sie verwundert aus, doch ich sah in ihren Augen, dass sie wusste was ich meinte. „Du hast heute kaum was gegessen, du nimmst immer mehr ab. Ich hab Angst, dass du magersüchtig wirst.", „Genau, dass ich nicht lache. Ich und magersüchtig. Wie soll das denn gehen?", sie schien sehr verärgert. Ich hielt am Straßenrand, in einer Parkbucht an. „Marilena wieso bist du so wütend?", „Nichts, alles gut." Ich seufzte. Tief durchatmen Paulo. Es bringt nichts, wenn du sie jetzt anschreist. „Marilena Romero, keine Lügen. Das war die Vereinbarung. Ich will dir helfen, aber dafür müssen wir beide die Wahrheit sagen.", sagte ich einfühlsam und ruhig. „Ich hab doch gesagt, dass nichts ist, wieso glaubst du mir nicht?", „Weil du mich dann nicht anschreien würdest. Engel schau mich bitte an." Sie ignorierte mich. „Marilena schau mich bitte an." Keine Bewegung. Ich nahm vorsichtig ihr Kinn und bewegte ihren Kopf so, dass sie mir in die Augen schauen musste. „Ich weiß dich stört das, was ich gesagt habe, und ich weiß auch, dass du sauer bist. Ich verstehe dich. Sag mir bitte wieso du sauer bist.", „Wieso? Was soll das denn bringen?", pfefferte sie mir an den Kopf. „Weil ich nichts machen kann, wenn du mir nichts sagst. Du willst doch auch nicht die ganze Zeit wütend sein. Ich sehe dir doch an, dass du irgendwas mit dir rumträgst. Sag es mir bitte. Ich verspreche, dass ich nicht wütend werde oder dich auslache.", „Du glaubst mir doch eh nicht!", schrie sie mich an, wobei ihr ein paar Tränen über das Gesicht liefen. „Hey ganz ruhig, sshh. Ich bin hier. Alles wird gut. Ich glaube dir, genauso wie du mir glauben kannst was ich sage.", „Okay.", sagte sie und schluchzte.
Dieses Glauben und Vertrauen war eine Sache, die ich ihr immer wieder ins Gedächtnis rufen musste. Innerlich wusste sie es und baute selbst auf dieses Versprechen, wenn es zum Beispiel um medizinische Angelegenheiten ging. Aber bewusst musste ich sie immer wieder daran erinnern, dass sie dem was ich sagte Glauben schenken konnte, sie mich dafür aber nicht belügen sollte.
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Ich und meine 5/3 Brüder
De TodoDie „Ich und..." Reihe: 1. „Ich und meine 5/3 Brüder" (dieser Teil) 2. „Ich, Lilly und Mena" 3. „Ich und meine Gedanken" ----- Hallo, ich heiße Marilena und bin 16 Jahre alt. Ich habe einen älteren Bruder, der Paulo heißt und Arzt ist (Allgemeinmed...