Es war mittlerweile kurz nach 16 Uhr. Wir hatten noch Fede eingeladen, und Frederic war schon um drei gekommen, um uns bei den Vorbereitungen zu helfen und die Doku mit zu schauen. Ich hatte ihm zum Glück dazu überreden können das zu machen. Papa hatte die Einkäufe erledigt und Pau von seinen Plänen erzählt. Dieser rief mich gerade an.
Paulo: Hallo Engel. Kannst du Papa fragen, ob es okay wäre wenn ich noch drei Leute mitbringe?
Marilena: Ja. Warte kurz, ich suche ihn.
„Papa?", „Si mi corazón?", „Paulo fragt ob es okay ist wenn er noch drei Leute mitbringt?", „Pero claro que si. Er soll so viele mitbringen wie er will." Ich ging zurück ans Telefon.
Marilena: Er sagt es geht klar. Wen willst du denn mitbringen?
Paulo: Leander und Martin.
Marilena: Wieso musst du die denn mitbringen?
Paulo: Weil die zwei gute Kollegen von mir sind. Hör mir zu Engel. Niemand von denen wird dir etwas tun. Das weißt du. Die wollen da genauso entspannen wie ich und du. Nicht mal im Traum werden wir über irgendwas medizinisches reden, wenn es nicht sein muss. Also mach dir bitte keine Sorgen darüber, denn es wird wahrscheinlich sowieso nicht passieren.
Marilena: Wenn du meinst. Und wer ist die dritte Person?
Paulo: Lilly, die Kellnerin von gestern.
Marilena: Ohhh....
Paulo: Oh du nur so viel du willst. Ich habe sie einfach eingeladen, weil sie mir sympathisch ist,Okay?
Marilena: Natürlich, sympathisch. Sicher, dass da nicht noch mehr ist?
Paulo: Denk du was du willst. Ich lade sie auf jeden Fall ein. Sag den anderen liebe Grüße von mir. Wir sind dann etwa gegen 17 Uhr da.
Marilena: Alles klar. Bis später.
Damit legte ich mit einem schelmischen Lächeln im Gesicht auf. „Wo kommt denn die gute Laune auf einmal her?", fragten Rick und Fred, als sie um die Ecke kamen. „Pau bringt seine neue Flirtbekanntschaft von gestern mit.", „Ahh. Daher weht der Wind. Na komm wir helfen deinem Vater mal beim Grill anschmeißen und Möbel hinstellen im Garten.", meinte Rick.
So gingen wir zu Papa und bereiteten alles bis kurz vor 17 Uhr vor.
Wir waren gerade so rechtzeitig fertig geworden, als die Ärztegang samt Lilly durch das Gartentor anmarschiert kam. Ich rannte auf Pau zu und er hob mich hoch auf seinen Arm. „Na Engel, geht's dir besser?", „Mir geht's super.", „Keine Übelkeit, keine Krämpfe, kein Fieber?", „Neihein. Nichts. Ich hab doch gesagt, dass es mir wieder gut geht.", meinte ich genervt. Wie als würde er mir nicht glauben, seien wir mal ehrlich, er hatte durchaus seine Gründe dafür, fasste er an meine Stirn. „Scheint sogar zu stimmen was du sagst.", meinte er belustigt zu mir.
Er ließ mich wieder runter und wir gingen Hand in Hand zum Tisch, auf dem schon diverse Vorspeisen standen. Pau setzte sich, welch Überraschung, neben Lilly und ich setzte mich zwischen Papa und Frederic. Der Rest setzte sich an irgendeinen Platz und auch Federico kam und begrüßte uns alle.
Wir saßen alle fröhlich zusammen und quatschten über alles mögliche, als Papa aufstand und zu Fede und Rick meinte: „Jungs helft ihr mir mit dem asado?", „Si claro Rafaél." Damit gingen die drei zum Grill und ich war alleine mit den ganzen Ärzten und Lilly. Super. Mein Traum seid Ich denken kann. Ich kann mir nichts schöneres vorstellen. Da fühl ich mich direkt vieeeel wohler. Yay. Ich hoffe es ist klar, dass ich mich keines Falls wohl fühlte. Ich, und drei Ärzte. Das konnte ja nichts werden.Lilly schien auch nicht so begeistert zu sein. Zumindest verkroch sie sich fast in den Armen meines Bruders. Ich musste schmunzeln. Lilly war mir jetzt schon sehr sympathisch. Die durfte gerne in der Familie bleiben, so als Leidensgenossin.
„Sag mal Lilly, wie lange kennt ihr euch?", fragte Leander. „Seit gestern Abend um ehrlich zu sein.", beantwortete sie Martins Frage und wurde etwas rot. „Da haben sich aber zwei gefunden. Ich freu mich für euch.", meinte Leander.
Ich fühlte mich wirklich nicht wohl. Auch wenn niemand über medizinische Sachen sprach, die Tatsache, dass bis auf Lilly und Frederic alle Ärzte waren, reichte aus um mich wahnsinnig zu machen. Ich wippte unruhig mit meinem Bein hin und her. Fred merkte das anscheinend, denn er legte seine Hand beruhigend auf meine und lehnte sich zu mir rüber: „Sshh. Ganz ruhig. Ich bin hier."
Er zeichnete Formen auf meine Hand die ich erraten sollte. Fred hatte das mal bei einer meiner Panikattacken gemacht um mich abzulenken, und es funktionierte erstaunlich gut. Deshalb wurde es quasi schon zu unserer Standardtätigkeit, eben immer wenn ich mich unwohl fühlte.
Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich voll und ganz auf Freds Finger auf meiner Handinnenfläche. „Ähh... Haus?", „Richtig. Und was ist das?", „Baum?", „Ich merk schon, viel zu einfach. Da muss ich mir was schwereres einfallen lassen." Ich schmunzelte und öffnete meine Augen kurz. Fred schaffte es immer wieder mich zum lächeln zu bringen.
Leander, Martin und Pau unterhielten sich, wobei sie ab und zu zu mir und Frederic schauten, als würden sie über uns reden. Lilly fühlte sich wohl genauso unwohl wie ich, denn Pau strich ihr genauso beruhigend über den Rücken, wie er es bei mir immer machte.
Schnell schloss ich meine Augen wieder. „Ah. Ich hab ne Idee." Er zog meine Hand wieder vorsichtig zu sich und zeichnete etwas auf meine Hand. Dieses Mal war es wirklich nicht einfach. „Ähhhh. Absolut keine Ahnung.", „Du kriegst das hin. Es ist ein zusammengesetztes Substantiv. Versuch erstmal das erste Wort herauszubekommen." Ich konzentrierte mich und erkannte schließlich tatsächlich das erste Wort: „Schnee!", rief ich sehr euphorisch, da ich mich darüber freute es erkannt zu haben.Alle um mich herum lachten, sie lachten nicht über mich, sondern mit mir. Alle lachten, auch Papa, Fede und Rick am Grill. Wir waren alle glücklich. In diesem Moment waren wir alle glücklich und machten uns keine Sorgen. Wir dachten nicht an das was vielleicht irgendwann kommen würde und erstrecht nicht an das, was in den letzten Monaten alles passiert war.
Ich hatte einen besten Freund gefunden und Pau anscheinend eine Freundin. Papa war endlich vollkommen glücklich. All unsere Freunde waren bei uns und wir hatten eine schöne Zeit mit ihnen.
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Ich und meine 5/3 Brüder
De TodoDie „Ich und..." Reihe: 1. „Ich und meine 5/3 Brüder" (dieser Teil) 2. „Ich, Lilly und Mena" 3. „Ich und meine Gedanken" ----- Hallo, ich heiße Marilena und bin 16 Jahre alt. Ich habe einen älteren Bruder, der Paulo heißt und Arzt ist (Allgemeinmed...