Du bist wunderschön

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„Leonora, was fällt dir eigentlich ein, deine Tochter so herunterzumachen!?", sagte mein Vater gefährlich leise. „Was heißt hier heruntermachen?! Ich habe lediglich die Wahrheit gesagt und das weisst du.", „DAS REICHT! Bis hier hin und keinen Schritt weiter! Leonora, bei aller Liebe, du hast den Bogen gehörig überspannt!" Meine Eltern hatten sich richtig in der Wolle und ich hatte das Gefühl daran Schuld zu sein. Ich blendete den Streit völlig aus und schluchzte in Paus Pulli hinein. Mir wurde das alles zu viel. Vielleicht hatte meine Mutter ja Recht. Die Beiden streiten sich doch nur wegen mir.
Plötzlich wurde ich hochgehoben und aus dem Wohnzimmer getragen. Ich schlug meine Augen auf und sah, dass Pau mich die Treppe hoch in seine Wohnung brachte. Sofort schloss ich die Augen wieder. Ich war komplett überfordert. Das war einfach mehr als ich aushalten konnte. Die Tränen brachen aus mir heraus und ich weinte bitterlich und laut, konnte garnicht mehr aufhören.
Pau legte mich auf sein Bett, legte sich neben mich und zog mich an sich heran. „Ssshhh.... Schon gut. Lass es raus. Ich bin da. Pau Pau ist bei dir. Das war zu viel für dich, stimmt's?", „Ja", schluchzte ich zwischen den vielen Tränen hervor. „Schau mich an. Engel, guck zu mir." Ich schüttelte den Kopf. Ich fühlte mich wertlos, als könnte mich niemand lieben so wie ich bin. „Doch Engel.", sagte er ganz sanft zu mir und nahm mein Gesicht in seine Hände. „Das was Mama da gesagt hat stimmt nicht und das weißt du. Du bist wunderschön. Du wirst von vielen geliebt. Niemand findet, dass du zu dick bist.", „Doch, Mama.", „Die hat doch keine Ahnung, die ist keine Ärztin. Ich bin nicht nur dein Arzt, ich bin dein Hausarzt und ich weiß, dass du nicht dick bist. Eher sehr schlank, aber das ist okay so, solange du nicht untergewichtig bist. Also vertrau lieber mir als Mama." Ich nickte.
„Na komm, ich hol mal die Pizza mit extra viel lecker Käse hoch. Die sollten wir unbedingt zusammen verspeisen.", meinte Pau mit einem Lächeln im Gesicht. „Okay", sagte ich leise. „Bin sofort wieder da. Nicht wegbewegen.", „Alles klar. Mach ich." Jetzt musste auch ich etwas lächeln. Pau gab mir immer unglaublich viel Liebe und Geborgenheit. Er verschwand aus dem Zimmer und ich hörte wie er die Treppen runterlief. Dadurch, dass er die Tür offen gelassen hatte, konnte ich den Streit meiner Eltern hören und das schürte die Panik in mir, unglaubliche Panik, die mir die Kehle zuschnürte.

Ich und meine 5/3 BrüderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt