Shanks Pov
Vorsichtig klopfe ich an die Tür zu ihrer Kajüte. Niemand sonst wollte ihr sagen, dass es Abendessen gibt. Meine gesamte Mannschaft scheint Angst vor unserem Wildfang zu haben. Außer Ben, aber mein Vize hat keinen Bock. Als keine Antwort kommt, drücke ich vorsichtig die Klinke runter und trete ein. Das Zimmer sieht noch immer fast genauso aus wie vorher. Nur liegen im Schrank jetzt die Klamotten, die ich für unseren Wildfang aufgetrieben habe und in ihrem Bett liegt die rothaarige Schönheit. Im Schlaf sieht sie so friedlich aus, trotz der Narbe, wie ein kleines, unbesorgtes Kind. Unwillkürlich muss ich lächeln, bis plötzlich eine Grimasse des Schmerzes auf ihrem Gesicht erscheint. Gequält stöhnend wälzt sie sich hin und her, als könne sie den Schmerzen so entkommen. Mist, was mache ich denn jetzt? Soll ich sie wecken oder schlafen lassen? Ganz offensichtlich hat sie keinen besonders angenehmen Traum. Tue ich ihr einen Gefallen, wenn ich sie wecke ? Besorgt tippe ich die Kleine an, doch sie reagiert nicht, sondern krümmt sich nur noch mehr zusammen. Auf ihrem Gesicht mischt sich pure Verzweiflung mit Schmerz. Den kleinen Wildfang so leiden zu sehen, lässt mein Herz zerspringen. Ich schüttle sie verzweifelt an den Schultern und mit einem Schrei wacht sie endlich auf. Kalter Schweiß bedeckt ihren Körper, ihr Atem geht schnell und unregelmäßig, ihre Hände sind panisch in mein Hemd gekrallt. „Schschsch...beruhig dich, Kleines. Das war nur ein Alptraum." Das war es wahrscheinlich eher nicht, sondern ein Flashback, aber mein Ziel ist es, sie zu beruhigen. „Atme tief ein und aus, das wird schon wieder." Nach ein paar Minuten hat sie sich so weit beruhigt, dass sie mich loslässt und schon wieder anschnauzen kann. „Was willst du hier?" „Dich zum Abendessen holen." „Komme gleich." Ich nicke und gehe auf die Tür zu, bevor ich mich nochmal umdrehe. „Ach ja, Wildfang...wenn du reden möchtest, egal über was, kannst du zu mir kommen." Sie entgegnet meinem Blick emotionslos und nickt. „Wenn dich das glücklich macht." Ich verschwinde nachdenklich und lasse sie alles verarbeiten.Frustriert stochere ich in meinem Fleisch herum und denke über die Kleine nach. Ich kenne sie seit kaum 10 Stunden und trotzdem habe ich den Drang, sie vor allem zu beschützen. Nicht nur vor Marinesoldaten und Gefahren der Grandline, nein, auch vor ihrer Vergangenheit. Ich wünschte ich könnte ihr all die schlechten Erinnerungen nehmen. Ich wünschte, sie würde mal richtig lachen, mit strahlenden Augen. An den unterbrochenen Gesprächen merke ich, dass mein kleiner Wildfang den Speisesaal betreten hat. Warte, seit wann ist es denn mein Wildfang geworden? Ich schüttle den Kopf. Ich werde viel zu sentimental. Das Mädchen nimmt neben mir Platz und will gerade ihren Teller füllen, da knallt Ace mal wieder mit dem Kopf in sein Essen, die Gabel mit einem Stück Pfannkuchen noch in der Hand. Augenblicklich warte ich Wildfangs Reaktion ab. Bekommt sie Panik, oder glaubt sie mir, dass keiner ihr hier etwas Böses möchte?
Die Kleine beobachtet die Feuerfaust aufmerksam, als ob sie sich vergewissern müsste, dass er wirklich nur eingeschlafen ist. Mit einem Ruck setzt der Typ sich plötzlich wieder auf, gähnt und mampft weiter. So ein Trottel. Jetzt erst nimmt sich auch der Wildfang etwas zu essen. Mir tut das arme Mädchen so unendlich leid. Sie hat scheinbar nicht nur eine Menge durchgemacht, sondern will es auch noch vor allen anderen verbergen, deshalb die unterkühlte Maske. Sie rechnet damit, dass ihr jederzeit dasselbe Schicksal erneut widerfahren kann.
Liv Pov
Ich habe nachgedacht und einen Entschluss gefasst. Ich werde meinen Vater heute Nacht töten, danach seinen Vizen und anschließend übernehme ich diese Piratenbande. Es ist zu riskant für mich, länger damit zu warten. Sonst wickelt er mich wirklich noch um den Finger oder erfährt von meiner Vergangenheit. Das kann ich nicht riskieren. Niemand, absolut niemand darf davon erfahren. Die Piraten werden sich heute Abend wahrscheinlich mal wieder besaufen und wenn mein Erzeuger dann volltrunken in seine Kajüte torkelt, bringe ich ihn um. Immer wieder wiederhole ich den Plan in meinem Kopf, wie ein Mantra. Ich weiß nicht, ob ich mich so beruhigen oder mir Mut zusprechen will. Ich wasche mir das Gesicht und gehe eine Kleinigkeit Essen. Aber ich bleibe nicht lange und verschwinde dann an Deck. „Kaida? Bist du da? Ich muss dir was erzählen, Kleines. Ich hab's bald geschafft, heute Nacht zieh ich es endlich durch. Und dann können wir beide frei sein." Ich spüre, wie jemand an Deck kommt und schweige. Shanks stellt sich neben mich, sagt aber kein Wort. Er steht einfach nur da und betrachtet mit mir das Meer. Und wieder führt er mir vor Augen, warum ich nicht länger warten kann. Ich empfinde seine Nähe als viel zu angenehm und beruhigend. Früher oder später würde ich seiner Taktik erliegen. Ich beschließe, ein letztes Mal die verbotene und doch so beruhigende Ausstrahlung von Shanks zu genießen. Ohne ein Wort zu sagen, betrachten wir das bezaubernde und doch so gefährliche Blau. Solange, bis seine Mannschaft mit Bier und Sake das Deck betritt und anfängt zu feiern, aus welchem Grund auch immer. Da gesellt er sich zu ihnen und ich verschwinde in meine Kajüte. Zum Glück ist sie gegenüber von seiner, dann höre ich, wenn er kommt. In der Zwischenzeit poliere ich mein Katana glatt und nehme die Kette, aus dem Geheimfach des Griffs. Die Kette hat Shanks mir zu meinem 7. Geburtstag geschenkt, kurz bevor er mich verkauft hat. Ich habe sie all die Jahre behalten, denn sie erinnert mich an die Wut, den Hass und all den Schmerz, den ich seinetwegen ertragen musste.
Ich binde sie um und nehme meine Waffe in die Hand. Nach Stunden höre ich, wie sich torkelnde Schritte nähern. Das wird er sein. Ich öffne meine Tür und sehe, wie Shanks in seine Kajüte kippt, sich wieder aufrappelt und ins Bett fällt. Leise gehe ich zu ihm und schließe die Tür hinter mir. Er schnarcht schon, also setzte ich ihm mein Katana an die Kehle und tippe ihn an. Verschlafen macht er seine Augen auf. Mit jedem Moment, der verstreicht spüre ich, wie Shanks im Kopf immer klarer und sich der Situation bewusst wird. „Wildfang?" Seine Stimme ist ruhig und besonnen. Er will keinen Fehler machen. Seine dunklen Augen treffen auf meine. „Was soll das, Wildfang ? Willst du mich wirklich umbringen?" „Ja." Mit diesem Wort ziehe ich mir die Kette von Hals und halte sie ihm vor die Augen. „Da-Das ist doch..." „Die Kette hast du deiner Tochter Liv geschenkt, als sie sieben Jahre alt geworden ist. Erinnerst du dich noch daran?" Vorsichtig nickt der Rothaarige und ich sehe die Erkenntnis in seinen Augen aufblitzen. Seine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern. „Bist du meine Liv?" Ich schüttle den Kopf. „Die bin ich schon 10 Jahren nicht mehr. Seit du mich damals verkauft hast." Jetzt sieht er mich verwirrt an. Das Katana an seiner Kehle schien er vergessen zu haben. „Wie kommst du denn darauf? Warum sollte ich dich verkaufen? Ich liebe dich!" Ich blicke ihn nur Kalt an. „Ich weiß Bescheid und habe Beweise gesehen. Hör auf nach Ausreden zu suchen und bettle lieber um dein Leben. Wobei dir das auch nichts nützen wird. Ich töte dich und kann so endlich meine Vergangenheit loslassen." „Was für Beweise hast du gesehen? Ich schwöre nämlich, dass ich dich nie verkauft habe. Ich würde niemals etwas tun, um dich zu verletzten." „Hör auf mit den Lügen!" Ich schreie ihn schon fast an, eine Träne löst sich aus meinem Auge. „Du bist der Grund, für meine Alpträume, du bist Schuld, an all den Schmerzen. DAS WARST ALLES NUR DU!!" Meine Brust hebt und senkt sich heftig, an Shanks Hals läuft ein Rinnsal Blut herab, doch er macht keinen Muks. Er hat nur diesen verflucht sanften und mitfühlenden Blick auf mich gerichtet. „Du bist Schuld, dass ich meine Vergangenheit nicht loslassen kann, und deshalb töte ich dich jetzt. Ich habe die Beweise gesehen. Den Kaufvertrag, das Video, in dem du alles mit der Marine aushandelst und ein Gespräch zwischen dir und Sengok. Spar dir also deine billigen Ausreden und Lügen und mach dir bloß keine Hoffnung, dass ich es nicht übers Herz bringe bla bla... Ich habe schon unzählige getötet. Verabschiede dich also von deinem armseligen Leben." Mit diesen Worten hebe ich mein Katana und will seinen Hals durchbohren, als er plötzlich hinter mir steht. Meine Arme werden an meinen Körper gedrückt und mein Rücken liegt an seiner Brust an. Fluchend versuche ich, mich zu befreien, die Tränen sind nicht mehr zu stoppen, doch er ist zu stark. „Lass mich loss du verfluchter Abschaum eines Piraten. Lass mich los!" „Es tut mir leid, Liv."
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Home ist where your love blossoms (one piece ff)
FanfictionIch lebe für meine Rache. Nach meiner Flucht aus der Hölle, lebe ich nur für die Rache an meinem Vater. Einen anderen Sinn hat mein Leben nicht. Als ich ausgerechnet auf sein Schiff entführt werde, ändert sich ALLES. Okay, zu kitschig, etwas verände...