Chapter 6

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Liv Pov
Ich bin so blöd. So unendlich blöd. Warum hab ich nicht gesehen, dass ich jahrelang von der Marine manipuliert wurde?! Dass sie mich nur gequält und benutzt haben. Wie viele meiner Opfer haben um Gnade gebettelt, an mein Gewissen appelliert, versucht mich zu bestechen und ich bin hart geblieben, emotionslos, wie ich es sein sollte. Und lediglich ein paar Sätze von Shanks reichten aus, um Zweifel zu säen. Und nicht nur das, ich glaube ihm, dass er mich für tot gehalten hat. Ich habe die Freude, aber auch den Schmerz in seinen Augen und die Bilder von mir auf dem Nachttisch gesehen. Shanks war mir noch nicht einmal böse, dass ich ihn töten wollte. Er hat mich einfach nur in den Arm genommen und getröstet. Er hat nicht versucht, mir lügen aufzutischen, von wegen alles wird gut. Er zeigt mir die Realität und wartet, bis ich eigene Schlüsse ziehe. Er ist so lieb und fürsorglich und ich hätte ihn fast auf dem Gewissen! Ich hätte beinahe meinen Vater ermordet! Was bin ich nur für ein schlechter Mensch und eine grauenhafte Tochter. Er hat mich all die Jahre geliebt und ich habe ihn gehasst, weil ich schwach bin. Weil ich schwach und manipulierbar bin. Bis tief in die Nacht hänge ich meinen Gedanken nach, als mich endlich der Schlaf einholt. Ich bin so erschöpft, dass ich ausnahmsweise einen traumlosen Schlaf habe.

Ich werden von panischen Schreien auf Deck geweckt. Was ist denn jetzt los? Marine? Seufztend stehe ich auf, nehme meinen Dolch, das Katana liegt noch bei Shanks, und gehe an Deck. Doch dort wartet nicht die Marine. Mit Fischernetzen und Kartoffelsäcken versuchen die Männer ein blaues Wesen einzufangen und gleichzeitig nicht von den Messerscharfen Klauen getroffen zu werden. Shanks, Ben und Kairo stehen etwas abseits und lachen sich kaputt. Ich stelle mich neben den Kaiser. „Was machen die da?" Er sieht mich an. „Das kleine blaue Wesen saß plötzlich auf der Reling. Gustav und Louis waren der Meinung, es könnte unser Maskottchen werden, aber scheinbar hielt es von der Idee nicht allzu viel und griff die zwei umgehend an. Die anderen sind dann zur Hilfe gekommen, wollen es aber auch nicht verletzen." Grinsend beobachte ich die verzweifelten Männer noch eine Weile. Dann pfeife ich einmal laut. Der kleine blaue Drache zuckt plötzlich mit dem Kopf und fliegt dann in einem Affenzahn auf Ben, Shanks und mich zu. Ohne zu zögern stecke ich meinen Arm aus und ignoriere Shanks Warnung, das Vieh würde mich zerkratzen. Denn stattdessen landet Kaida auf meinen Unterarm und klickert mich fröhlich an. „Ich hab dich auch vermisst." Mit der Hand streiche ich ihr über den schuppigen Kopf und ernte einige ungläubige Blicke von Shanks Mannschaft und der große Captain guckt auch ziemlich doof aus der Wäsche. „Leute darf ich vorstellen, Kaida, meine Partnerin. Kaida, das sind die Rothaarpiraten." Der 60 Zentimeter lange Drache macht es sich auf meiner Schulter bequem und schnurrt zufrieden.

Alle Anwesenden starren mich fassungslos an

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Alle Anwesenden starren mich fassungslos an. „D-Du hast einen Drachen?" „Ja, Ben, ich habe einen Drachen. Darf sie an Bord bleiben ?" Den letzten Satz richte ich an Shanks. „Ja, ich denke schon, solange sie meine Männer nicht angreift." Kaida und ich sehen ihn wütend an. „Gehts noch? Deine Männer wollten meine Freundin als Maskottchen einfangen. Sie hat sich nur gewehrt." Meine wütende Aussage wird von einigen zornigen Klickgeräuschen begleitet. Shanks hebt abwehrend die Hand. „Schon gut, Wildfang, tut mir leid. Natürlich darf Kaida bleiben. Aber wir beide sollten gleich mal reden." Unsicher nicke ich mit dem Kopf, traue mich aber nicht, ihn anzusehen. Kaida spürt meine Angst und Nervosität und reibt tröstend mit ihrem Kopf über meinen Hals. Mit laut klopfendem Herzen folge ich Shanks in seine Kajüte. Ich habe nicht darüber nachgedacht, wie ich mich jetzt verhalten soll. Ich habe einfach angenommen, dass er mich nach meiner Aktion hassen würde. Aber scheinbar tut er das nicht. Oder er kann es ziemlich gut verbergen. Unsicher stehe ich nun in seiner Kajüte, Kaida an mich gedrückt, und warte auf eine Reaktion von Shanks. Langsam, es kommt mir fast wie Zeitlupe vor, dreht er sich um. Ich erwarte Wut, Zorn, Hass, Enttäuschung in seinen Augen, doch stattdessen finde ich Mitleid und Reue. Da er noch immer nichts gesagt hat, öffne ich den Mund. „Du wolltest mit mir reden, also sag auch was. Aber bevor jetzt ein ausschweifender Monolog deinerseits kommt, ich werde von deinem Schiff verschwinden und du wirst mich nie wieder sehen. Das wolltest du mir doch sagen, oder? Immerhin habe ich versucht dich zu töten und..." Weiter komme ich nicht, denn Shanks zieht meinen Kopf an seine Brust und hält mich fest. Ich kann sein Herz klopfen hören, es beruhigt mich. Nach einer Weile versuche ich, mich wieder zu bewegen, doch er ist zu stark. „Shanks?" Unsicherheit liegt in meiner Stimme. Was tut er da ? „Glaubst du wirklich, ich lasse dich jetzt wieder gehen? Glaubst du im Ernst, ich will mein kleines Mädchen ein zweites Mal verlieren? Ich kann dich nicht zwingen zu bleiben, aber ich bitte dich inständig darum." Seine Stimme wird leiser, ist kaum mehr als ein Flüstern. „Bitte bleib, Liv. Bitte bleib bei mir." Ich zögere, unsicher, wie ich reagieren soll. Er jagt mich nicht fort? Er fleht mich sogar an, dass ich bleibe? Das kann nicht sein, es ist nicht mehr als ein Traum. Meine Stimme wird mit jedem Word lauter. „Ich kann leider nicht. Ich bin ein Monster, ein schreckliches Wesen. Wie viele Menschen ich getötet habe kann ich schon gar nicht mehr zählen, ich habe irgendwann damit aufgehört. Verdammt, Ich wollte DICH töten! Ist dir das egal?!" Bockmist. Ich spüre schon wieder die Tränen in meinen Augen. Seit wann bin ich nur so verflucht emotional. Das wurde mir doch von Vizeadmiral Okagara abtrainiert. „Weil du einer Lüge gefolgt bist, einem Irrglauben. Jeder macht Fehler in seinem Leben, ich wahrscheinlich mehr als die meisten. Aber ich vertraue dir, Liv." Ungläubig starre ich auf seine Brust, da er mich noch immer festhält. „Vor weniger als 5 Stunden hab ich dir eine Klinge an die Kehle gehalten, mit der festen Absicht, dich in deinem trunkenen Zustand zu töten. Wie kannst du da jetzt einfach so sagen, dass du mir vertraust? Du bist naiv." Ich spüre das Lachen in seiner Brust. „Nicht direkt. Letzte Nacht bin ich aufgrund deiner deutlich spürbaren Mordlust wieder nüchtern geworden. Doch die spüre ich nicht mehr. Du bist viel eher unschlüssig, verwirrt und verletzt, hab ich nicht recht?" Darauf kann ich nichts erwidern, bin zu sehr damit beschäftigt, die Tränen zurückzuhalten, wobei Shanks wahrscheinlich eh meinen hektischen Atem bemerkt hat. Seine Hand streicht sanft über meinen Rücken und über mein Haar. „Das ist vollkommen okay, Liv. Niemand verlangt von dir, deine komplette Sichtweise so plötzlich um 180 Grad zu drehen. Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst, um dir deiner Gefühle bewusst zu werden. Lerne die Mannschaft kennen und finde in aller Ruhe heraus, wer du bist." In mir tobt ein Chaos aus Unsicherheit, Nervosität, Verwirrung und ein wenig Glück. „D-Das...ich weiß nicht, ob ich...ob ich das schaffe. Es ist das komplette Gegenteil zu dem, was die Marine mir eingetrichtert hat." Ich spüre, wie Shanks mit dem Kopf nickt und mir gleichzeitig durchs Haar streicht. „Veränderungen sind niemals leicht." „Und ich darf wirklich auf der Red Force bleiben?" „Solange du willst, Wildfang. Und wenn du möchtest, sage ich meinen Männern nicht, dass du meine Tochter bist, deine Entscheidung." Ich vergrabe mein Gesicht tiefer in Shanks Brust und nicke zaghaft. Ist vielleicht erstmal besser so. „Aber ich werde euch Probleme machen. Die Marine wird mich suchen." Als Shanks lacht kann ich es an seiner Brust vibrieren spüren. „Kleines, ich bin einer der vier Kaiser. Glaubst du nicht, dass die Marine uns ohnehin jagt?" Seine tiefe Stimme wird wieder ernst. „Außerdem wäre mir das egal. Ich werde nie wieder zulassen, dass diese Monster dich mitnehmen. Fest versprochen, Kleines." Ich weiche einen Schritt zurück und boxe Shanks leicht in den Bauch. „Ich bin nicht klein." Sein tiefes, wunderschönes Lachen erfüllt den Raum. „Du bist auf einem Schiff voller Männer. Ich wage zu behaupten, dass du die Kleinste hier bist. Außerdem wirst du für mich immer mein kleines Mädchen bleiben. Was mich zu meinem nächsten Punkt führt. Warum diese Klamotten? Ich hab dir auch viel weniger freizügige gegeben." Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. „Ich ziehe doch keine Herzchenblusen und Strickjacken an." „Dann hättest du aber deine Haut bedeckt." Mit einem Lächeln zupfe ich mein Outfit zurecht und verlasse den Raum. Hinter mir höre ich Shanks genervt seufzten.
Ich gehe wieder auf Deck und sehe mich um. Die Feuerfaust kämpft gerade gegen Yasopp, Ben sitzt rauchend auf der Reling, einige Männer spielen Poker und zwei jüngere sehen dem Zweikampf begeistert zu. Ich stelle mich neben sie und augenblicklich wandern ihre Augen meinen Körper auf und ab. „Hey, wer seid ihr denn?" Hastig bemühen sie sich zu antworten. „Ich bin Louis. Ich bin schon 16 Jahre alt und neu auf dem Schiff." Seine Wangen bekommen eine rötliche Färbung, als ich ihm ein Lächeln schenke. Er trägt ein Schwert auf dem Rücken, seine blonden Haare haben einen Undercut und an seinem Ohr blinkt ein langer Ohrring.

Der andere stellt sich dann auch schüchtern vor

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Der andere stellt sich dann auch schüchtern vor. „M-Mein Name ist Gustav." Ich grinse in mich hinein, sage aber nichts. „Ich bin ein Jahr jünger als mein Bruder und finde dich mega hübsch." Augenblicklich werden seine Wangen knallrot und er macht sich hastig daran, seinen Dolch zu schleifen.

" Augenblicklich werden seine Wangen knallrot und er macht sich hastig daran, seinen Dolch zu schleifen

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„Ihr seid also Brüder ?" Louis nickt stolz und drückt seine Brust raus. Unbemerkt verdrehe ich die Augen. Was ein arroganter Angeber. Wenn Shanks sein Verhalten sehen würde, dürfte der Arme Junge keine 10 Meter an mich heran. „Was machst du eigentlich auf der Red Force? Mädchen haben in Piratenbanden nichts zu suchen." Ich verdrehe die Augen. Also entweder ist er extrem unreif, oder sexistisch. Mit der Stimme, mit der ich zu einem Kleinkind sprechen würde, gebe ich ihm eine Gegenfrage als Antwort. „Und warum bist du der Meinung, Mädchen hätten auf einem Piratenschiff nichts verloren?" „Weil Mädchen nicht kämpfen können." Ich sehe mir den Großkotz genau an. Ich könnte ihn in einer Sekunde in den Boden stampfen. „Du kennst doch bestimmt die Piratenkaiserin Boa Hankokk. Ist die etwa wehrlos?" Er schüttelt den Kopf. „Die zählt nicht, weil sie alle ihre Gegner vorher ablenkt." „Ihre Gegner sind selbst Schuld, wenn sie sich ablenken lassen." Plötzlich brüllt er siegessicher über das gesamte Schiff. „Ich fordere dich zum Kampf heraus!" Sämtliche Augenpaare drehen sich zu uns und selbst Shanks kommt neugierig an Deck.

Home ist where your love blossoms (one piece ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt