𝟗✧𝐃𝐢𝐞 𝐅𝐫𝐞𝐮𝐧𝐝𝐞

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Ich verfluchte meine Hose, die in diesem Moment nicht zugehen wollte. Am liebsten hätte ich vor lauter Verzweiflung und Zeitdruck aufgeschrien, ich spürte bereits, dass mein Gesicht knallrot war, und trotzdem versuchte ich mich in diese Hose zu zwängen. Zugegeben, es wäre vermutlich leichter gewesen, ich hätte aufgegeben und eine andere Hose aus meinem Kleiderschrank geholt, doch meine Sturheit verhindert dies.

„Das kommt davon, wenn man so viel Schrott isst, wie du”, kommentierte Elisabeth mein herumhampeln und kritisierte dabei mehr als deutlich meine Essgewohnheiten. Meine beste Freundin war extra über das Wochenende nach München gefahren, nachdem sie davon erfahren hatte, dass ich mich heute mit Leon treffen würde.

Völlig außer Atem zog ich die Hose wieder aus und schmiss sie an das andere Ende des Zimmers. Elisabeth verzog dabei verzweifelt ihr Gesicht, doch sagte, zu meinem Glück, nichts.
„Wieso tue ich mir das alles nochmal an?”, stöhnte ich auf, während ich mich dann doch für eine andere Hose entschied.
„Weil du nicht immer vor dem männlichen Geschlecht wegrennen kannst”, beantwortete sie die rhetorische Frage und kassierte daraufhin einen genervten Blick meinerseits.

„Übrigens siehst du echt scheiße aus, ich hoffe, du hast noch vor deine dunklen Augenringe zu überdecken.” Sie deutete mit ihrem Finger auf mein Gesicht. Es war offensichtlich, dass ich in der vergangenen Nacht kein Auge zudrücken konnte, dafür war ich viel zu aufgeregt.
„Kannst du auch etwas anderes, als mich zu kritisieren?”, motzte ich, woraufhin sie nur lachte. Auch wenn die Stimmung angespannt war, vor allem, wegen meiner Aufregung, entsprach das der gewöhnlichen Umgehensweise zwischen uns.

Glücklicherweise verlief die restliche Zeit ohne große Probleme, sodass ich knapp eine halbe Stunde später zufrieden vor dem Spiegel stand, um mein Aussehen zu begutachten.
„Shampoo-Boy wird das sicherlich gefallen”, gab Elisabeth augenzwinkernd von sich, weshalb ich sie sanft weg stoß.
„Sprich ihn bitte darauf an”, jammerte die Rothaarige. Ich hatte mir den Werbeclip immer noch nicht angeschaut, doch meine beste Freundin schien fasziniert davon zu sein.
„Wenn du mir dann nicht mehr damit auf die Nerven gehst, mach ich es.” Mit einem Schmunzeln verabschiedete ich mich von Elisabeth, nachdem sie dieser Forderung zugestimmt hatte.

Am gestrigen Abend hatte sie über nichts anderes, als über seine Fußballkarriere gesprochen. Anscheinend hatte sie viel Zeit damit verbracht, ihn zu googeln.
Während sie es kaum glauben konnte, dass ich mich mit einem deutschen Nationalspieler, von anderen Fußballmannschaften hatte Elisabeth offensichtlich keine Ahnung, treffen würde, war mir das komplett egal.
Immerhin bräuchte ich nicht seinen Ruhm oder seine fußballerischen Fähigkeiten, sondern seine bloße Präsenz bei dem Klassentreffen, was mittlerweile in zwei Wochen stattfinden würde.

Leon und ich hatten uns zum Brunchen verabredet. Da wir uns kennenlernen wollte, war das Essen gehen, die beste Option. Immerhin sollte es kein Date sein, sondern einfach ein Ort, an dem wir miteinander sprechen konnten. Wir mussten uns kennenlernen, das war Leons Forderung. Andererseits war das auch hilfreich, sodass wir wenigstens etwas übereinander wussten, wenn wir bei dem Klassentreffen gefragt werden würden.

Als ich an dem verabredeten Ort ankam, stand Leon bereits da und starrte auf sein Handy. Er trug einen Mantel und einen Rollkragenpullover, wofür ich ihn beneidete. Ich hatte bei meiner Kleiderwahl nicht darüber nachgedacht, dass es kalt sein könnte.

„Du stehst ziemlich verloren hier herum”, sagte ich, als ich vor ihm stand. Verwirrt hob er seinen Blick, doch als er mich erkannte, veränderte sich sein versteifter Gesichtsausdruck zu einem schelmischen Grinsen.
„Verloren, aber ich wurde gefunden”, gab er stolz von sich. Leon steckte sein Handy in die Manteltasche und musterte mich dabei kurz.
„Wir sollten reingehen, sonst wirst du noch zum Eis am Stiel.” Mein Zittern hatte er wohl nicht übersehen, auch wenn ich das gehofft hatte. Wieso war es plötzlich auch so kalt?

Der Lockenkopf ging voraus, um mir anschließend die Tür aufzuhalten. Eins musste man ihm lassen, bis auf seine Tischmanieren, schien er ziemlich gut erzogen worden sein. An den Tischmanieren konnte man jedoch noch arbeiten, weshalb es mich nicht großartig störte.

Leon hatte einen Tisch reserviert, zu welchem uns der Kellner geleitete, wobei wir noch einen kurzen Abstecher an der Garderobe machten. Ich behielt meine Jacke jedoch an, da ich immer noch mit der Kälte kämpfte.

„Schön dich wiederzusehen”, sagte Leon dann, als wir an dem Tisch saßen.
„Irgendwie habe ich gedacht, dass du dich nicht mehr meldest”, antwortete ich ihm mit einem breiten Grinsen. „Als Fußballspieler hat man doch bestimmt besseres zu tun, als  Fake Freund zu spielen.”
Der Braunhaarige nickte anerkennend.
„Du weißt, wer ich bin.”
„Meine beste Freundin hat dich gegoogelt.” Diese Aussage brachte ihm zum Lachen.

„Jetzt mal ehrlich, hast du keine Angst, dass es irgendwelche Gerüchte geben wird?” Mittlerweile war ich von dem Gedanken, Leon als Begleitung zu nehmen, nicht mehr allzu begeistert. Ich konnte getrost darauf verzichten, dass ich in irgendwelchen Klatschblättern zu finden war.
„Nein, eigentlich nicht”, murmelte er. „Ich war eigentlich immer recht gut darin, mein Privates aus dem Öffentlichen rauszulassen.” Er lächelte etwas wehmütig, weshalb ich ihn fragend anschaute. Doch dies ignorierte er gekonnt.

„Darf ich dich fragen, wie du auf die Idee gekommen bist, dich auf einer Datingplattform anzumelden?” Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand wie Leon, anderweitig keine Frauen kennenlernen würde. Außerdem, war es nicht etwas riskant, sich als berühmte Person dort anzumelden?
„Lange Geschichte”, gab er von sich und räusperte sich. „Sagen wir einfach, dass meine Freunde sich einen Scherz erlaubt haben.”

Das kam mir nur allzu bekannt vor.

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An dieser Stelle möchte ich mich entschuldigen, dass ich diese Story, im Vergleich zu meinen anderen Storys, sehr unregelmäßig update.

Irgendwie werden diese Geschichte und ich nicht ganz so warm miteinander, aber ich gebe mir weiterhin Mühe, das Beste daraus zu machen.


BUILD YOUR BOYFRIEND - leon goretzkaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt