𝟒✧𝐃𝐢𝐞 𝐀𝐧𝐦𝐞𝐥𝐝𝐮𝐧𝐠

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So kam es also, dass ich mich vor dem Laptop wiederfand und den Display anstarrte. Unschlüssig ob ich es wagen sollte, Hilfe suchend durch Gegend schauend, in der Hoffnung, dass ich eine Alternative finden würde. Doch woher sollte ich jetzt auf die Schnelle jemanden finden, der mich begleiten würde, wenn ich es mehr als zwanzig Jahre nicht geschafft hatte.

„Ach komm schon, Malea." Die Stimme meiner besten Freundin ertönte durch das Handy, mittlerweile hatten wir die Videofunktion angeschaltet, weswegen sie meine Verzweiflung sehen konnte.
„So schlimm ist das jetzt auch nicht", versuchte sie mich weiter zu überreden.
„Elisabeth, sei still!", antwortete ich gestresst und zog die Luft tief ein.
„Ich mach ja schon."
Die Rothaarige grinste breit und sie wusste, dass sie ihr Ziel erreicht hatte.

Als Erstes musste ich Informationen zu meiner Person ausfüllen. Während das, das vermeintlich Leichtere war, verzweifelte ich schon daran. Na gut, die festen Tatsachen, wie Name und Alter waren auch für mich ausfüllbar, doch sobald es zur Beschreibung meines Charakters kam, stand die Hilflosigkeit auf meiner Stirn geschrieben.

„Das kann man sich ja nicht mit ansehen", stöhnte Elisabeth und forderte mich dazu auf meinen Laptop zu schließen. Fragend schaute ich sie durch das Handydisplay an und erkannte, dass sie von ihrem Bett aufstand, um ihren Laptop zu holen.
„Du füllst das jetzt für mich aus?", fragte ich und stellte fest, dass diese Frage nur leicht überflüssig war. Natürlich würde sie das jetzt tun.

Eine Weile tippte sie, ohne, mich etwas zu fragen. Sie hob ab und zu nur ihren Blick und starrte mich überlegend an, ehe sie sich wieder ans ausfüllen machte, so als würde die Antwort auf diese Frage in meinem Gesicht stehen.
„Darf ich wissen, was du genau schreibst?", fragte ich sie nach einer Weile, da ich mittlerweile leicht nervös wurde.
„Ich beschreibe dich als hilflos, stur und einsam", antwortete sie trocken und warf mir einen gelangweilten Blick zu. Doch als sie sah, dass ich sie entgeistert anschaute, konnte sie sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Malea, 23 Jahre jung, aus München, ist eine intelligente, lebensfrohe und lustige Person, mit der man Pferde stehlen kann", korrigierte sie ihre vorherige Aussage. „Naja, wobei lebensfroh wahrscheinlich übertrieben ist."

Daraufhin antwortete ich nichts, denn der passenden Definition für lebensfroh, entsprach ich vermutlich nicht. Doch ich war zufrieden mit meinem Leben, bis zum heutigen Tag zumindest, und ich denke, dass würde irgendwie durchgehen.
„Und sie hat eine tolle und gutaussehende beste Freundin", fügte sie hinzu, um die Stimmung wieder etwas aufzulockern.
„Ja, das lässt du lieber weg", lachte ich, womit Elisabeth ihr Ziel erreicht hatte.

„Gut, die erste Hälfte hätten wir jetzt." Die Rothaarige tippte einige Male auf ihrer Tastatur rum, ehe sie sie anfing zu grinsen. „Jetzt geht es um deinen Traummann."
Meine Miene verhärtete sich. Wie stellte ich mir meinen Traummann vor?
„Soll ich Noahs Aussehen beschreiben?", sprach sie das aus, was ich ebenfalls dachte. Als ich ihr wieder nicht antwortete, beschloss sie es einfach zu tun.
„Lockige, braune Haare, sportlich, humorvoll und reich", plapperte sie vor sich hin.
„Das Reich lass ich lieber weg, so reich ist er nicht, wenn er arbeitet", lachte sie. Ich schaute sie bloß kopfschüttelnd an.
„Nur weil seine Eltern wohlhabend sind, ist er nicht gleich automatisch reich", quittierte ich ihre Aussage.
„Kaum geht es um Noah, kannst du ja doch wieder reden."

Nach einer Weile, in der Elisabeth einfach das Formular so ausfüllte, wie sie es wollte, grinste sie triumphierend in die Kamera.
„Ich bin fertig!", rief sie erfreut, ehe sie mir die Zugangsdaten gab.
„Jetzt heißt es nur noch abwarten."

Schnell meldete ich mich an, um zu sehen, wie Elisabeth alles ausgefüllt hatte. Meine Augen wurden riesig als ich das Bild sah, was für ein Bild sie von mir benutzt hatte.
„Was ist das bitte für ein Bild?", fragte ich geschockt und versuchte schnellstmöglich das aus dem Profil zu nehmen.
„Da warst du besoffen, Malea. Das einzige Mal in deinem Leben", antwortete sie bloß. „Das zeigt, dass du lebensfroh bist."

Panisch wechselte ich das Bild zu einem akzeptableren. Zu einem normalen Bild, auf dem ich nicht vollkommen fertig aussah.
„Spaßbremse", sagte Elisabeth, die anscheinend immer noch dort angemeldet war.
„Kannst du bitte aus meinem Profil herausgehen?", fragte ich daraufhin flehend. Ich hatte keine Lust darauf, dass sie dann mit den Typen schreiben würde, sobald der Algorithmus passende Matches gefunden hatte.

„Du bist ganz schön undankbar", bekam ich als Antwort, ehe sie mir per Kamera zeigte, dass sie sich abmeldete. „Hier bitte."
Ich bedankte mich, auch für ihre Hilfe, selbst wenn ich immer noch nicht begeistert von dieser Idee war.
Doch ich wollte auf dieses Klassentreffen und ohne Begleitung war das leider, aufgrund meines großen Mundes, unmöglich.

„Und wie lang dauert das jetzt?", fragte ich ungeduldig.
„Kann ein paar Minuten, aber auch ein paar Stunden dauern", sagte Elisabeth gähnend. „Den Rest schaffst du jetzt alleine, und ich muss mich jetzt erstmal bei jemanden entschuldigen, den ich deinetwegen weggeschickt hatte", sagte sie zwinkernd. Ich verzog mein Gesicht, denn ich hatte bereits vergessen, dass sie nicht alleine gewesen war, als ich sie angerufen hatte.

„Tut mir leid!", rief ich als Abschied, ehe Elisabeth auch schon aufgelegt hatte.
Daraufhin starrte ich eine Weile auf den Bildschirm, in der Hoffnung, dass sich schnell jemand finden würde, der laut Algorithmus passen würde.

Es passierte einige Zeit gar nichts, doch als ich bereits die Hoffnung aufgegeben hatte, bekam ich eine Benachrichtigung, dass jemand gefunden wurde.

BUILD YOUR BOYFRIEND - leon goretzkaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt