𝟑✧𝐃𝐚𝐬 𝐓𝐞𝐥𝐞𝐟𝐨𝐧𝐚𝐭

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Mit einem Mal war die Beförderung vergessen. Ich war nur noch verzweifelt und von den Gefühlen überwältigt.

Nachdem ich mich von Noah verabschiedetet hatte, verließ ich das Café. Eigentlich war auch meine Lust auf Kaffee verflogen, doch konnte ich das Café nicht einfach ohne wieder verlassen. Das wäre viel zu auffällig.
Meine Hände zitterten, und das ohne, dass ich einen Schluck Kaffee getrunken hatte.

Auch bei der Arbeit waren meine Gedanken bei Noah, der mir mittlerweile die Informationen zum Klassentreffen geschickt hatte. Ich war so ein Idiot.

Glücklicherweise hatte ich sowieso nicht vorgehabt, hinzugehen. Dennoch kreisten meine Gedanken nur noch darum.

Ich war froh, dass ich meine Arbeit irgendwie noch erledigen konnte. Was für einen Eindruck würde ich hinterlassen, wenn ich nach einer Beförderung meine Arbeit nicht ordentlich machen würde? Keinen guten auf jeden Fall.

Erst als ich Abends in meiner Wohnung ankam, konnte ich mich einigermaßen beruhigen. Ich schmiss mich auf mein Bett und atmete tief ein und aus.
Kurz darauf entschied ich mich Elisabeth anzurufen, um ihr von meinem Tag zu erzählen.

Es dauerte nur wenige Sekunden bis sie den Anruf entgegennahm.
„Malea, mein Lieblingsmensch, was kann ich für dich tun?", plapperte sie ins Telefon, woraufhin ich verwirrt schaute.
„Warum hast du so gute Laune?", fragte ich bloß und als ich daraufhin eine männliche Stimme hörte, benötigte ich keine Antwort mehr.
„Das willst du nicht wissen", antwortete sie bloß und lachte, ehe sie leise etwas zu der Person sagte, die bei ihr war.
Angewidert verzog ich das Gesicht.
„Soll ich später nochmal anrufen?"
„Nein, alles gut. Wir sind schon fertig."
Am liebsten hätte ich geschrien. Wieso war sie so?

Ich hörte es im Hintergrund rascheln.
„Also, was gibt's?", fragte Elisabeth ungeduldig.
„Willst du erst die gute oder die schlechte Nachricht hören?"
Sie überlegte kurz, entschied sich aber relativ schnell für die gute Nachricht.
Ich teilte ihr also mit, dass ich eine Beförderung bekommen hatte, was sie aufschrien ließ.
„Das müssen wir feiern!", schrie sie und ich musste mein Handy erstmal weiter weghalten, sonst hätte ich vermutlich einen Gehörschaden erlitten.
Ich gab mein Einverständnis dazu, denn immerhin bekam man nicht allzu oft eine Beförderung.

„Und die schlechte Nachricht?", erkundigte sie sich, nachdem sie bereits komplett durchgeplant hatte, wie wir feiern würden.
„Ich hab Noah gesehen", murmelte ich undeutlich.
„Wen hast du gesehen?" Elisabeth lachte. „Ich habe kurz gedacht, dass du Noah gesagt hast."
„Hab ich auch", antwortete ich bloß, woraufhin sie wieder aufschrie. Eindeutig, Gehörschaden.

„Das ist doch super!" Sie war richtig euphorisch. „Sieht er immer noch so heiß aus?"
Ich grummelte.
„Sogar noch heißer", erwiderte ich, ehe ich es sofort bereute, ausgesprochen zu haben.
„Sowas aus deinem Mund zu hören, Malea Noelle." Ihr verschmitztes Grinsen konnte ich sogar hören. Am liebsten hätte ich sie jetzt geschlagen.
„Ich hoffe, du hast ihn nicht nur angegafft, sondern auch mit ihm geredet?" Man merkte sofort, dass das Thema Männer Elisabeths Lieblingsthema waren. Für sie war diese Nachricht vermutlich sogar besser, als die meiner Beförderung.

„Hab ich, er hat mich sogar angesprochen."
Nachdem Elisabeth zum dritten und hoffentlich letzten Mal geschrien hatte, denn ein weiteres Mal würden meine Ohren nicht aushalten, erzählte ich ihr alles. Auch das Klassentreffen und meine kleine Flunkerei verschwieg ich nicht.
Das war bereits das erste Anzeichen von Verzweiflung.

„Wieso tust du sowas?" Elisabeths Stimme war laut und bohrte sich in meinen Kopf. Ich wusste, dass ich dämlich war, dass musste sie mir nicht auch noch vorwerfen.
„Ich weiß es nicht!", schrie ich zurück. Falls jemand unser Gespräch abhören würde, hätte er definitiv danach Ohren- und Kopfschmerzen.
„Aber ich werde einfach nicht hingehen." Triumphierend stellte ich ihr die Lösung des Problems dar, mit dem sie sich aber nicht zufrieden stellte.
„Nein, du wirst hingehen!", forderte sie. „Und wenn ich dich persönlich dorthin tragen werde." Da sie nicht lachte, wusste ich, dass es ihr Ernst war. Elisabeth würde ich sowas auch zutrauen.
„Du willst doch Noah bestimmt wiedersehen, oder?"

Damit hatte sie einen wahren Punkt angesprochen. Jeder hatte eine Person, bei der man schwach werden würde, egal wie lang das letzte Mal schon her war. Noah war meine Person, die jedes Mal dafür sorgen würde, dass ich, komplett mit dem Nerven am Ende, im Bett liege und stundenlang nachdenke. Er war viel mehr als ein Jugendschwarm, und das, obwohl er mich früher nicht mal beachtet hatte. Vielleicht machte gerade die Tatsache so schwierig, dass er mich heute beachtet hatte.

„Mal angenommen, ich würde hingehen...", fing ich also an, um Elisabeth klarzumachen, dass ich Noah tatsächlich wiedersehen wollen würde. Ja, ich hatte nach Jahren immer noch den Traum, dass ich ihn irgendwann heiraten würde. „Ich kann doch nach meiner Lüge nicht ohne Begleitung auftauchen. Dann weiß er das ich gelogen habe und dann denkt er, dass ich immer noch so armselig bin, wie früher."
„Bist du ja auch", antwortete meine beste Freundin stumpf. „Aber wann ist denn dieses Klassentreffen?"
Ich schaute nochmal auf die Nachricht, die Noah mir geschickt hatte.
„In drei Wochen."

Elisabeth stöhnte auf.
„Das wird schwierig." Sie schwieg kurz, ehe sie voller Stolz sagte. „Aber ich wäre nicht ich selbst, wenn ich nicht schon die perfekte Lösung hätte!"

BUILD YOUR BOYFRIEND - leon goretzkaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt