𝟏𝟎✧𝐃𝐚𝐬 𝐄𝐬𝐬𝐞𝐧

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Ich bekam mich kaum mehr von Lachen ein, als ich Leons Gesichtsausdruck sah, nachdem ich ihn auf das Werbevideo angesprochen hatte. Seine Augen wurden riesig und er kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„Oh Gott, ich hätte nicht gedacht, dass mir dieser Werbespot mal so peinlich wäre.” Er trank einen Schluck, um seine Überforderung zu überspielen.
„Ich bin mir sicher, deine Mutter ist stolz auf ihren Sohn, dass er sich im Fernsehen die Haare wäscht”, witzelte ich. Daraufhin fehlten dem selbstbewussten Leon tatsächlich, für einen kurzen Moment, die Worte.

„Naja, immerhin suche ich keinen Typen im Internet, der mich zu einem Klassentreffen begleitet”, sagte er und hustete dann theatralisch.
„Wenigstens muss ich mir bei dir keine Sorgen machen, dass du deine Rolle verkackst. Immerhin bist du ein super Schauspieler, anders kann ich mir nicht erklären, wieso du in einem Werbevideo mitspielen darfst.”

Er kniff die Augen zusammen und fing daraufhin an zu lachen.
„Also wenn man es genau nimmt, war es nicht nur ein Werbevideo”, murmelte er.
„Warte, was?” Ich schaute ihn erschrocken an. „Zeig her!”
Leon kramte widerwillig sein Handy heraus und öffnete YouTube, wo er mir erst eine Autowerbung der Nationalmannschaft und anschließend die eines Nasensprays zeigte.
Letzteres brachte mich wieder zum Lachen und ich hatte schon Angst, dass wir bald aus dem Restaurant geworfen werden, weil ich lautstark lachte.

„Ich mag dein Lachen”, sagte er, nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte.
„Und ich mag diese Videos”, antwortete ich, was ihn dazu brachte, die Augen zu verdrehen.
„Ich habe mir zwar ein anderes Kompliment erhofft, aber immerhin habe ich überhaupt eins bekommen”, kommentierte er meine Aussage, ehe er sein Handy wieder wegpackte.

„Tja, Leon. Ein richtiges Kompliment musst du dir erst verdienen.” Ich griff nach meinem Glas, ohne dabei den Augenkontakt mit ihm zu unterbrechen, und trank einen Schluck.
Leon räusperte sich und schaute daraufhin in Richtung Küche, um zu sehen, ob das Essen kam.

Als hätte Leon es geahnt, kam just in diesem Moment das Essen. Auf meinen Lippen bildete sich ein breites Grinsen, so sehr freute ich mich über das Essen.
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass mein Gegenüber mich belustigt musterte.

Wir aßen in Ruhe und es war vermutlich die ersten Minuten an diesem Tag, in denen wir uns nicht gegenseitig aufzogen, sondern friedlich dort saßen und die Anwesenheit des jeweils anderen nicht störte.

Zugegeben, ich mochte Leon. Er war lustig und hatte immer die richtigen Worte, um meine Sprüche zu kontern.
Auch, wenn er manchmal ziemlich von sich selbst überzeugt war und dies auch deutlich zeigte, glaubte ich fest daran, dass wir gute Freunde werden konnten.

„Kriege ich vielleicht deine Nummer?”, fragte er, nachdem der Kellner die Teller abgeräumt hatte.
„Wovon träumst du nachts?”, fragte ich und verzog das Gesicht. Daraufhin grinste er verschmitzt.
„Also in meinen Träumen habe ich deine Nummer bereits.”
Ich riss meine Augen auf und wollte etwas erwidern, doch sein dämliche Grinsen brachte mich vollkommen aus der Fassung.

„Na gut, aber nur, weil ich mich dann nicht immer auf dieser bescheuerten Internetseite anmelden muss.” Ich erinnerte mich daran, wie mein Chef mich dabei erwischt hatte. Es war deutlich unauffälliger, wenn ich an meinem Handy war, um Leon zu schreiben.
„Ja klar, eigentlich freust du dich, dass ich dich danach gefragt habe.”

Ich hob eine Augenbraue und schüttelte den Kopf.
„Dein Ego hätte ich gerne.”
Der Lockenkopf begann zu grinsen und hielt mir sein Handy unter die Nase.

Ich verdrehte die Augen, nahm es ihm dann jedoch ab, um meine Nummer einzutippen.
Just in diesem Moment bekam er eine Nachricht und natürlich konnte ich mir nicht verkneifen, einen Blick darauf zu werfen.

„Wer ist Serge?”, fragte ich belustigt und gab ihm sein Handy wieder.
„Warum?” Leon war verwirrt, doch als er die Nachricht las, wusste er wieso.
„Ja, Leon. Erzähl mir mal, wie läuft es so mit der Süßen?” Ich wiederholte den Wortlaut seines Kontaktes, woraufhin er nur den Kopf schüttelte.

„Keine Ahnung, verrat' du es mir, Süße.” Dabei betonte er das letzte Wort, weshalb ich das Gesicht verzog. Leon fing an zu lachen, doch ich kniff die Augen zusammen.
„Nenn mich nie wieder so!”

Zufrieden lächelte er, ignorierte meine Aussage jedoch komplett.
„Okay Süße, wollen wir bezahlen?”
Ich stöhnte genervt auf, nickte dann jedoch. Natürlich wusste Leon, dass ich ihn nicht bezahlen lassen würde. Immerhin hatte ich keine Lust, dass mein Essen, von Werbeeinnahmen finanziert wird.

BUILD YOUR BOYFRIEND - leon goretzkaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt