𝟏𝟏✧𝐃𝐞𝐫 𝐌𝐨𝐫𝐠𝐞𝐧

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„Malea Noelle Theis!", schrie Elisabeth, weshalb ich zusammenzuckte und beinahe vom Stuhl fiel.
„Wieso schreist du denn jetzt so?", fragte ich empört und löffelte mir mein Müsli in den Mund, während ich genervt meine Augenbrauen zusammenzog.
Es war zu früh dafür, dass ich mir ihr Geschreie antun konnte.
„Deine Nerven hätte ich gerne. Dein Leon kommt in einer Stunde und du schlürfst die Milch aus dieser hässlichen Schüssel!"

So wie jedes Wochenende war Elisabeth da, um mir moralischen Beistand zu leisten, wenn wieder ein Treffen mit Leon anstand. Unter der Woche hatten wir beide keine Zeit uns zu treffen, so wurde es zur Tradition, dass wir uns am Wochenende treffen. Dann, wenn er nicht spielen musste. Doch heute war es anders. Er würde vorbeikommen, um mir zwei Karten für das Spiel heute vorbeizubringen, ehe ich nach besagtem Spiel zu ihm gehen würde.

Zu ihm. Abends. Panik!

„Du bist auch noch in deinem Pyjama!", schrie sie, als sie meine kuschelige Snoopy Hose sah. Während meine beste Freundin ausflippte, war ich noch einigermaßen gespannt. Panik würde ich noch früh genug bekommen. Spätestens, wenn es draußen dunkel wurde und ich im Auto zu ihm fuhr.
„Ist ja nicht so, als hätte er mich nicht bereits im Pyjama gesehen", murmelte ich. „Und daran bist du schuld!" Im letzten Teil wurde meine Stimme plötzlich so laut, dass Elisabeth diesmal diejenige war, die zusammenzuckte.

„Na gut, öffne halt Leon so", sie deutete mit ihrem Finger auf mich, „die Tür, während ich, frisch gestylt, daneben stehe." Verschmitzt grinste sie und ich wusste sofort, was sie dachte, ohne dass sie es aussprach.
„Weißt du, du kannst ihn gerne haben, solange du ihn mir für das Klassentreffen überlässt", antwortete ich schnippisch und stellte meine Schüssel, die im übrigen ganz und gar nicht hässlich war, sondern ein süßes Küken vorne drauf hatte, in die Spülmaschine.

„Malea, ich habe nie gesagt, dass ich ihn möchte." Die Rothaarige verzog ihr Gesicht, weshalb ich die Augen verdrehte.
„Ich kenne dich mittlerweile lang genug, um zu wissen, dass du dir niemals einen gutaussehenden Fußballspieler entgehen lassen würdest." Daraufhin stampfte ich aus der Küche und ließ sie verdutzt dort stehen.

Als ich gerade an der Tür meines Zimmers ankam, hörte ich noch ein: „Du hast zugegeben, dass er gut aussieht!" ehe ich die Tür mit einem lauten Knall zu schlug.

Auch, wenn ich am liebsten in meinem Pyjama geblieben wäre, tat ich Elisabeth nicht den Gefallen. Manchmal war ich von ihrer Männer-Besessenheit genervt.
Doch so war sie eben. Jeder Mensch hat ja bekanntlich seine Macken.

Erst als es an der Tür klingelte, kam ich aus dem Zimmer. Elisabeth musterte ich kritisch, als ich an ihr vorbeilief, ehe sie neugierig in Richtung Tür schaute.
Ich öffnete die Haustür und wartete darauf, dass Leon die Treppen hochkam.
„Och man", sagte er und schaute mich enttäuscht an. Verwirrt verzog ich mein Gesicht. „Ich habe gehofft, dass du mir wieder im Pyjama die Tür öffnest." Er lachte und zog mich in einer Umarmung, die ich, während ich Elisabeths Blick, auf mir spürte, erwiderte.

„Wollte ich, aber meine beste Freundin war dagegen." Ich deutete auf die Rothaarige, die daraufhin winkte.
„Hallo", begrüßte er sie kurz und widmete sich daraufhin wieder meiner Wenigkeit.
„Willst du noch die Karten oder hast du es dir anders überlegt?" Aus seiner Manteltasche zog er die Karten heraus, die er mir unter die Nase hielt. Als ich sie greifen wollte, zog er sie aber wieder blitzartig weg.
„Natürlich will ich sie noch. Was wäre ich denn für eine Fakefreundin, wenn ich auf keinem deiner Spiele war", witzelte ich und versuchte ihm die Karten aus der Hand zu reißen.
„Das stimmt, aber was krieg ich dafür?" Mit den Karten wedelte er vor meinem Gesicht herum, was mich dazu brachte, die Augen zu verdrehen.
„Ich komme heute zum Abendessen, das reicht doch wohl."

Leon grinste verschmitzt.
„Du und ich, eine Flasche Rotwein und gutes Essen."
Just in diesem Moment schoss mir das Blut ins Gesicht und ich merkte, wie mein Gesicht warm wurde. Es glühte förmlich.
„Den Rotwein musst du leider streichen. Ich muss immerhin noch nach Hause fahren." Leon überreichte mir die Karten und schien nachzudenken.
„Du könntest auch bei mir übern-", fing er an, doch ich unterbrach ihn sofort.
„Träum weiter, Leon."
Daraufhin lachte der Lockenkopf.

„Willst du noch reinkommen?" Es rutschte aus mir heraus, ohne das ich großartig darüber nachgedacht hatte.
Leon fing an, triumphierend zu grinsen.
„Das ist das Netteste, was du mich jemals gefragt hast." Natürlich verschwand sein dämliches Grinsen nicht aus seinem Gesicht. „Eigentlich liebend gern, aber ich muss wieder los. Wir sehen uns ja nachher." Der Brünette zwinkerte mir zu und verabschiedete sich mit einem breiten Grinsen.

Ich lehnte mich an den Türrahmen, um schaute ihm noch zu, wie er die Treppen runterlief, ehe ich die Tür schloss.
„Hier deine Karte." Ich drückte Elisabeth ihre Eintrittskarte für das Spiel in die Hand. Die Rothaarige musterte die Karte kurz, ehe sie etwas sagen wollte, doch sie schwieg.

Es war das erste Mal, dass Elisabeth die Worte wirklich fehlten. So hatte ich sie noch nie gesehen.

BUILD YOUR BOYFRIEND - leon goretzkaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt