𝟔✧𝐃𝐞𝐫 𝐮𝐧𝐚𝐧𝐠𝐞𝐤𝐮̈𝐧𝐝𝐢𝐠𝐭𝐞 𝐁𝐞𝐬𝐮𝐜𝐡

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Aufgrund mangelnder Erfahrung in Sachen Dating, war die Verzweiflung schon vorherzusehen. Doch irgendwie hatte ich gehofft, dass ich es auch ohne Hilfe hinbekommen würde.

„Och Malea." Elisabeths Stimme bahnte sich ihren Weg durch den Lautsprecher meines Handys. Natürlich war ich so überfordert gewesen, dass ich Leon bisher nicht geantwortet hatte und erst nachdem ich zu Hause angekommen war, konnte ich Elisabeth anrufen, um sie um Hilfe zu bitten. „Irgendwie bist du schon echt traurig, was kannst du eigentlich alleine?"

Doch ich verdrehte die Augen, was sie am Telefon nicht sehen konnte. Im Gegensatz zum letzten Mal war dieser Anruf kein Videoanruf.
„Deine Steuererklärung", antwortete ich trocken, woraufhin meine beste Freundin für einen Moment still war, weswegen ich triumphierend grinste.

„Na gut, und wie soll ich dir helfen?" Natürlich ging sie nicht mehr auf meine vorangegangene Aussage ein.
„Sag mir was ich schreiben soll oder noch besser, schreibst du mit ihm." Ich seufzte, denn mit Worten tat ich mir immer noch schwer. Wenn ich mit Leon schreiben würde, dann würde ich ihn sofort vergraulen, genauso wie jeden anderen Mann.
„Du bist unmöglich, Malea", sagte Elisabeth, doch nachdem ich sie verzweifelt angefleht hatte, gab sie klein bei und versprach, dass sie sich darum kümmern würde.
„Aber mit ihm treffen, musst du dich schon selbst", beendete sie das Gespräch, nachdem ich mich mehrfach bei ihr bedankt hatte.

Nachdem sie aufgelegt hatte, realisierte ich jedoch erst, was sie gesagt hatte. So weit hatte ich gar nicht gedacht. Irgendwann müsste ich mich mit ihm, oder einem anderen Mann, treffen und dann konnte mir Elisabeth nicht mehr helfen. Vor diesem Moment graute es mir jetzt schon.

Die Tage vergingen und ich konnte mich vollkommen auf meine Arbeit konzentrieren, nachdem Elisabeth das Schreiben übernommen hatte.
Mittlerweile war mein Kopf sogar so fokussiert auf die Arbeit, dass ich es komplett verdrängt hatte. Auch das Klassentreffen hatte sich in den hinteren Teil meines Gedächtnisses geschoben. Zum Glück, denn so konnte ich beweisen, dass meine Beförderung keinesfalls unverdient war.

Ich hatte es also komplett vergessen, zumindest bis zu jenem Wochenende, an dem es an meiner Tür klingelte. Natürlich war ich verwundert darüber, denn eigentlich besuchte mich niemand unangekündigt. Meine Familie kam eigentlich nie her, denn meistens war es einfacher, wenn ich zu ihnen fuhr und Elisabeth tauchte auch nicht ohne Ankündigung auf.

Noch etwas verschlafen und vor allem im Pyjama schlich ich zur Tür und öffnete diese gähnend, als ich den jungen Mann entdeckte. Er stand grinsend mit einem Blumenstrauß vor mir.
„Hey, hier bin ich: Dein perfekter Freund." Der Lockenkopf überreichte mir die Blumen, doch bemerkte dann, mein Auftreten.
„Oh, hast du vergessen, dass ich dich abholen wollte?" Er musterte mich und konnte sich ein Schmunzeln nicht verdrücken.

„Was?", fragte ich, denn natürlich wusste ich nicht mal was von dem Treffen. Doch da er davon nichts wissen sollte, tat ich so, als würde ich Bescheid wissen.
„Ach so, ja. Tut mir leid, habe vergessen meinen Wecker zu stellen und wenn ich gerade erst aufgestanden bin, bin ich etwas durcheinander." Ich gab mein bestes mir nichts anmerken zu lassen, doch in mir brodelte es. Was fiel Elisabeth nur ein, ohne mein Einverständnis ein Treffen zu planen?

Ich starrte für einen Moment den Blumenstrauß an, ehe ich ihn hereinbat. Glücklicherweise hatte ich einen kleinen Ordnungsfimmel, weswegen meine Wohnung eigentlich immer aufgeräumt war. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie es wäre, wenn mein Wohnzimmer das reinste Chaos wäre.
„Setz dich doch, willst du was trinken?"
Es fiel mir schwer, meine Überforderung zu überspielen und am liebsten würde ich jetzt schreiend durch die Wohnung rennen.
„Nein, alles gut, danke." Leon lächelte.

„Gut, dann mach es dir bequem, während ich mich fertig mache?" Es war offensichtlich mehr eine Frage, als eine Aussage, weswegen Leon auch nickte.

Schnell flitzte ich in mein Zimmer und war froh, als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Ich musste erst einmal tief durchatmen, denn ich war kurz vorm Überschnappen, als ich nach meinem Handy suchte und Elisabeth anrief.

Es ertönte einige Male das Freizeichen, ehe sie den Anruf entgegennahm.
„Hast du mal auf die Uhr gesehen?", fragte sie mit schläfriger Stimme.
Elisabeth schlief am Wochenende gerne mal bis Nachmittags, weswegen diese Uhrzeit für sie früh war.
„Ja, habe ich. Aber möchtest du mir mal erklären, wieso mittags um zwölf Uhr ein gewisser Typ vor meiner Tür stand?", stellte ich die Gegenfrage.
„Oh, verdammt", grummelte sie. „Ich hab voll vergessen, dir das zu sagen."
„Das habe ich auch bemerkt." Allmählich sank mein Puls wieder und ich wurde ruhiger. „Was muss ich noch wissen?"

Schnell erzählte Elisabeth die wichtigsten Informationen:
Leon und ich waren zum Essen verabredet, weil ich ihm von meinem Dilemma namens Klassentreffen erzählen wollte.

„Ansonsten sei einfach du selbst, du schaffst das schon." Mit diesen Worten verabschiedete Elisabeth sich. Das sagte sie so einfach. Der Tag würde definitiv in einer Katastrophe enden, wobei er auch schon katastrophal begonnen hatte. Also würde sich die Katastrophe einfach nur über den kompletten Tag ziehen.

Da ich Leon nicht allzu lange warten wollte, denn irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mir tatsächlich bei meinem Problem helfen konnte, machte ich mich schnell fertig und kramte dafür sogar mein Parfüm aus.

Nachdem ich mich kurz im Spiegel betrachtet hatte, ging auch zu ihm ins Wohnzimmer, in welchem er sich befand und aus dem Fenster schaute.
„Wollen wir los?", fragte ich ihn, nachdem er mich anscheinend noch nicht bemerkt hatte.

Der Lockenkopf drehte sich zu mir und musste lächeln.
„Also deinen Pyjama fand ich auch ganz süß, aber jetzt siehst du unglaublich aus."

BUILD YOUR BOYFRIEND - leon goretzkaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt