𝟕✧𝐃𝐞𝐫 𝐃𝐞𝐚𝐥

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„Das ist..." Leon versuchte vergeblich, die richtigen Worte zu finden. „Das lustigste, was ich jemals gehört habe." Der braune Lockenkopf legte seinen Kopf in den Nacken und begann zu lachen.
„Schön, dass meine Verzweiflung dich unterhält." Ich musste schmunzeln, was an seinem ansteckenden Lachen lag.
Theatralisch wischte er sich eine Träne weg, ehe er sich nach vorne beugte, um seine Arme auf den Tisch des Restaurants abzustellen.

„Das sind aber keine guten Tischmanieren." Ich deutete auf seine Ellenbogen, die er auf dem Tisch abgestellt hatte.
„Wir sind in keinem vornehmen Restaurant, die werden es schon verkraften." Kritisierend hob ich eine Augenbraue, beließ es jedoch dabei.
„Also wenn dir gute Tischmanieren so wichtig sind, hättest du das, in dieses Formular schreiben müssen." Er lachte wieder. Wenn er wüsste, dass ich dieses Formular nicht mal selbst ausgefüllt hatte.

Ich hatte Leon den Grund für meine Anmeldung bei der Datingplattform geschildert, was ihn offensichtlich sehr unterhaltsam fand. Die Tatsache, dass ich jedoch nicht auf der Suche nach einer Beziehung war, fand er nicht mehr ganz so lustig.
„Vielleicht bin ich aber so unwiderstehlich, dass es am Ende doch funkt", sagte er und zwinkerte.
„Bestimmt." Nun war ich diejenige, die lachte. Leon lächelte sanft und guckte anschließend auf die Tischdecke.

„Du brauchst also jemanden, der dich auf das Klassentreffen begleitet, damit du dich nicht blamierst?", fragte er nochmal nach, obwohl ich ihm genau das vor einigen Minuten gesagt hatte.
„Ja", antwortete ich deshalb nur. Ich hatte keine große Hoffnung, dass er dem zustimmen würde, weshalb ich schon über einen alternativen Plan nachdachte.

„Okay, unter einer Bedingung." Er hatte einige Zeit überlegt, in der er nach einer Serviette gegriffen hatte und diese faltete.
„Und die wäre?" Ich schaute ihn gespannt an und griff nach meinem Glas Cola.
„Okay, es sind zwei Bedingungen", fing er an. „Erstens trinkst du keine Cola in meiner Anwesenheit, das Zeug ist ungesund." Leon verzog sein Gesicht, als er sah, dass ich einen großen Schluck trank. „Und zweitens lernen wir uns bis dahin kennen. Ich muss wissen, auf wen ich mich hier einlasse."

Nachdem er seine Forderungen gestellt hatte, lehnte er sich gemütlich zurück.
Just in diesem Moment wurde unser Essen serviert, weswegen ich nicht direkt zur Antwort ansetzte. Als er sah, dass ich überlegte, hakte er nochmal nach.
„Oder bist du etwa doch nicht so verzweifelt und hast das nur als Vorwand benutzt, um mich kennenzulernen?" Er grinste verschmitzt.
„Du hast ziemlich viel Selbstbewusstsein, kann das sein?", fragte ich belustigt und schaute auf meine Pizza. „Na gut, abgemacht."

Mit diesen Worten widmete ich meinem Essen. Genüsslich verzehrte ich das erste Stück Pizza und konnte mir nicht verkneifen, meine Augen dabei zu schließen. Die Pizza schmeckte wirklich unglaublich.

„Na, dir scheint es ja zu schmecken." Leon schaute mich belustigt an, während er seine Pasta auf die Gabel drehte.
„Weißt du, ich lebe schon so lange hier in München. Wieso habe ich hier noch nie gegessen?" Ich biss noch ein Stück von meiner Pizza ab.
„Tja, hättest du mich mal früher kennengelernt." Leon lachte und grinste mich selbstsicher an.

„Dann wäre ich wahrscheinlich schon längst aus München weggezogen", konterte ich, ebenfalls mit einem selbstsicheren Grinsen.
Es überraschte mich, dass ich mit Leon so locker reden konnte und teilweise war ich selbst über meine Aussagen geschockt. Sein Selbstbewusstsein war wohl ansteckend.

Leon ging nicht weiter auf meine letzte Aussage ein. Vermutlich waren ihm die dummen Sprüche ausgegangen, weswegen ich triumphierend vor mich hin grinste.

Wir aßen in Ruhe unser Essen auf, was ich sehr genoss. Zwar fand ich es ziemlich unterhaltsam mich mit Leon zu unterhalten, doch mein Essen aß ich doch lieber in Ruhe.

Nachdem Essen, ich hatte mich schlichtweg nicht dazu überreden lassen, dass er das Essen bezahlte, verabschiedeten wir uns für den heutigen Tag. Leon meinte nämlich, dass er heute noch etwas vorhatte.

„Länger hätte ich dich sowieso nicht ausgehalten", witzelte sich, was bei ihm für entsetzen sorgte.
„Du bist echt böse..." Er schmollte kurz, ehe er mich in eine Umarmung zog.
Perplex ließ ich es über mich ergehen, wobei ich meine Augen aufgerissen hatte. Das kam doch etwas plötzlich.

„Wir sehen uns, Malea", sagte er zum Abschied.
„Ich hab ja keine andere Wahl." Ich schmollte, ehe ich anfing zu lachen.
„Manchmal man muss man die Menschen zu ihrem Glück eben zwingen." Mit diesen Worten und einem breiten Grinsen verschwand er.

Auf dem Weg zu meiner Wohnung war ich zwiegespalten. Einerseits war das Treffen nicht so katastrophal verlaufen, wie erwartet, doch andererseits wusste ich nicht, was ich von Leon halten sollte.

Das schrieb ich auch Elisabeth, die natürlich schon sehnsüchtig auf meinen Bericht gewartet hatte. Kaum hatte ich die Nachricht abgesendet, erreichte mich ein Anruf ihrerseits. Da ich sie kannte, wusste ich, dass sie jedes noch so kleine Detail hören wollte, weswegen ich einen knapp zehnminütigen Vortrag hielt, den sie aufmerksam verfolgte.

„Also ich mag ihn", kam sie zu dem Entschluss. „Wenn du ihn nicht willst, dann nehme ich ihn."
Ich verzog mein Gesicht.
„Und was ist mit diesem letzten Kerl? Ich habe seinen Namen vergessen..."
Elisabeth winkte gelangweilt ab.
„Er ist ein richtiges Muttersöhnchen. Ich brauche einen Neuen."

So war Elisabeth eben. Das komplette Gegenteil von mir.

BUILD YOUR BOYFRIEND - leon goretzkaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt