𝟏𝟐✧𝐃𝐢𝐞 𝐅𝐚𝐬𝐳𝐢𝐧𝐚𝐭𝐢𝐨𝐧

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Ich staunte nicht schlecht, als ich vor dem Stadion stand. Es trudelten viele Menschen an mir vorbei, die alle zum Eingang wollten, doch ich fand schon das Äußere des Stadions so faszinierend und das, obwohl ich nie etwas mit Fußball am Hut hatte. Natürlich hatte ich das Stadion schon einige Male von der Autobahn aus gesehen, doch direkt davorzustehen, hatte eine ganz andere Wirkung.

„Können wir jetzt weiter?", fragte Elisabeth leicht genervt. Warum hatte ich mich nochmal dazu entschieden, sie mitzunehmen? Natürlich, weil ich, erstens, nicht alleine gehen wollte und keine anderen Freunde hatte, zweitens, weil ich sonst ein schlechtes Gewissen haben würde, weil sie mich auf dieser Plattform angemeldet hatte.

„Weißt du, Elisabeth. Ein bisschen mehr Geduld würde dir nicht schaden." Dass sie absolut keine Geduld hatte, müsste mittlerweile jedem, der sie kannte, bekannt sein. Auch in ihrem Liebesleben spielte die fehlende Geduld eine große Rolle, deswegen funktionierte es nie. Ihr wurde einfach zu schnell langweilig.

Auch, wenn ich gerne noch weiter hier stehengeblieben wäre, ließ ich mich dazu überreden, in das Stadion zu gehen.
Ich staunte nicht schlecht, als ich das Spielfeld sehen konnte und von innen schien das Stadion noch größer zu wirken, als von außen. Es war gigantisch und ich war sprachlos. Auch zu sehen, wie sich das Stadion langsam füllte; wie viele Menschen sich auf den Weg gemacht hatten, dieses Spiel zu sehen, löste in mir ein unbeschreibliches Gefühl aus. Langsam verstand ich es, wieso Leute von weit her kamen, um auf ein Fußballspiel zu gehen.

„Weißt du, vielleicht hätten wir uns vorher etwas über die Mannschaften informieren sollen", wendete ich mich an meine beste Freundin, die mich fragend anschaute.
„Wieso?" Sie verzog irritiert ihr Gesicht. Wie so oft verstand sie mich nicht und das, obwohl wir uns schon so lange kannten. „Malea, ich bin aus reiner Neugier hier, nicht, weil ich danach zum Fußballfan werden möchte." Elisabeth setzte sich auf ihren Platz und kramte ihr Handy heraus, um anschließend ein paar Bilder von dem Stadion zu machen, bestimmt, um das in ihre Storys zu packen.

Währenddessen schaute ich mich weiter um und ich musste grinsen, als irgendwann die Spieler auf das Feld kamen, um sich aufzuwärmen. Natürlich erkannte ich Leon schon von weitem. Dieser schaute sich beim Betreten des Rasens im Publikum um. Ich wusste nicht, ob er mich sah, denn immerhin waren ziemlich viele Menschen hier anwesend, doch ich bildete mir zumindest ein, dass sich ein Lächeln auf seine Lippen schlich, als er in meine Richtung schaute.

Während des gesamten Aufenthaltes im Stadion, schien ich ein komplett anderer Mensch zu sein. Völlig von der Faszination übermannt, ignorierte ich die Tatsache, dass ich jedes Mal lächeln musste, wenn Leon am Ball war. Doch glücklicherweise würde er niemals davon erfahren, denn dann konnte ich mir den ganzen Abend lang seine dummen Sprüche anhören.

Als das Spiel endete, und Bayern gewann, wie so oft, - das wusste ich sogar, ohne dass ich etwas mit dieser Sportart zu tun hatte,- grinste Leon wie ein Honigkuchenpferd. Doch, dass das Spiel zu ende war, bedeutete wiederum, dass das Abendessen mit Leon näher rücken würde. Immerhin hatte er kein Tor geschossen, ansonsten hätte ich mir den ganzen Abend lang von ihm anhören können, wie toll er war.

Gemeinsam mit Elisabeth machte ich mich gemütlich auf den Weg nach draußen, wobei ich etwas wehmütig das Stadion verließ. Irgendwie hatte ich Gefallen daran gefunden, wahrscheinlich war es nicht das letzte Mal, dass ich auf ein Spiel gehen würde.

„War doch super, oder?", fragte ich meine Begleitung gut gelaunt, doch diese zuckte nur mit den Schultern.
„War in Ordnung." Sie schien nicht ganz so begeistert, wie ich gewesen zu sein. Doch das war mir egal. Nächstes Mal würde ich einfach alleine herkommen.

Gemeinsam fuhren wir nach Hause, wo sich Elisabeth dann von mir verabschiedete. Eigentlich wollte sie noch bis morgen bleiben, doch während der Autofahrt hatte sie mir klargemacht, dass sie nicht alleine bei mir zu Hause herumsitzen wollte, während ich bei Leon war. Ich verstand das natürlich, doch irgendwie bekam ich den Gedanken nicht los, dass sie eher genervt von mir oder der Situation war. Immerhin wollte sie mir nicht mal mehr helfen, ein passendes Outfit für den Abend herauszusuchen.

Einige Stunden, und viele Nervenzusammenbrüche später, fand ich mich im Auto wieder und fuhr zu der Adresse, die Leon mir geschickt hatte.
Innerlich befürchtete ich, dass er mich hereinlegen würde und ich gleich bei einer fremden Person klingeln würde.
Es war klar, dass Leon in dem Bereich von München wohnte, wo sich niemand Normales die Wohnungen leisten konnte. Doch Leon war nicht normal, aber das war mir ja von Anfang an klar. Wer würde sich denn auch sonst, auf so einen Deal einlassen?

Ich war sehr erleichtert, als mir tatsächlich Leon die Tür öffnete, auch, wenn ich mir schon Ausreden zurechtgelegt hatte, wenn plötzlich jemand ganz anderes vor mir stehen würde.

„Malea!" Der Lockenkopf grinste über beide Ohren und streckte seine Arme aus. Etwas widerwillig erfüllte ich ihm den Wunsch einer Umarmung und direkt stieg mir sein Parfüm in die Nase. Es war noch frisch, vermutlich hatte er sich gerade erst damit eingesprüht, zumindest war dieser Duft nie so intensiv gewesen.

Als er mich hineinbat, nutzte ich diese Möglichkeit, um ihn zu mustern, ohne, dass er es mitbekam. Ich war froh, dass ich mich einigermaßen schick gemacht hatte, denn Leon trug ein Hemd und eine Hose, die man zu normalen Anlässen nicht trug.

Doch genau das brachte mich zum Nachdenken. Denn, nicht nur er hatte sich herausgeputzt, als wäre das ein besonderer Anlass, sondern auch ich.
Ich musste schlucken. Was passierte hier?

BUILD YOUR BOYFRIEND - leon goretzkaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt