Kapitel 9

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Als die beiden Männer vor der Klinik standen, hielt Severus dem Direktor stumm seinen Arm hin. Dieser griff danach und gleich darauf standen sie in Spinner's End. Severus ging vor und Dumbledore folgte ihm, bis sie im Haus des Tränkemeisters standen, hatte keiner von ihnen ein Wort gesagt.

»Wollen Sie einen Tee?«, fragte Severus.

»Gerne«, sagte Dumbledore und setzte sich nach Aufforderung in einen der beiden Sessel, die vor dem Kamin standen. Severus verschwand kurz und kam schließlich mit einem Tablett zurück, auf welchem eine Kanne Tee und zwei Tassen standen. Er goss sich und Dumbledore ein und setzte sich dann in den anderen Sessel.

»Severus ich ...«, begann der Direktor, aber der andere hob die Hand.

»Nein Professor, jetzt hören Sie erst einmal mir zu«, sagte er und stellte die Tasse auf die Seite. Dumbledore schien überrascht, nickte aber lediglich.

»Sie wollen sicher wissen, wie ich in all das geraten bin, und ich werde es Ihnen sagen. Black kam zu mir, nachdem er Harry und Dudley gefunden hatte. Er brachte die beiden her, da er hoffte, dass ich mit meinen Fähigkeiten Harry helfen könnte, aber ich war machtlos, ein Gefühl, welches ich lange nicht mehr gespürt hatte. Der Junge war dem Tod näher als dem Leben als wir ihn ins Mungo's brachten. Seine Verletzungen, die Lungenentzündung und Unterernährung hätten ihn beinahe umgebracht. Es ist den Heilern zu verdanken, dass er langsam auf dem Weg der Besserung ist. Auch um Dudley stand es schlecht, als Muggel muss er sogar noch mehr kämpfen als Harry. Heute sprachen die beiden mit einer Mentalheilerin und was sie erzählten ... die Kinder mussten, seit sie Kleinkinder waren Schlimmes durchleiden und auch wenn Dudley es vermeintlich besser traf, so ist auch er schwer traumatisiert. Ich habe die letzten Tage kaum geschlafen oder irgendetwas anderes gemacht und bei alldem frage ich mich eines, wie konnte es so weit kommen? Sie, Direktor hatten die Verantwortung für Harry, Sie haben dafür gebürgt, dass er es guthaben würde und nun? Was wäre gewesen, wenn Dudley nicht den Mut gefunden hätte, mit Harry zu fliehen? Wenn Black nicht seinen eigenen Lebensgefährten hintergangen hätte, um den Aufenthaltsort der Kinder herauszubekommen? Wenn sie nur ein paar Minuten später bei mir gewesen wären? Was dann? Ich sage es Ihnen, dann wäre der Held der Zauberwelt, der Junge der überlebte jetzt tot und es mag pathetisch klingen, aber Ihre Schuld daran ließe sich kaum leugnen«, schloss Severus und spürte die Wut immer weiter in sich hochkochen. Er hatte sich geschworen, ruhig zu bleiben, aber nun fiel es ihm immer schwerer. Dumbledore hatte ihn die gesamte Zeit ruhig angesehen. Severus fand es schwer, im Blick des Älteren etwas zu lesen, aber nun schien tiefe Betroffenheit sich in dessen Augen zu spiegeln.

»Severus, du musst mir glauben, dass ich keine Ahnung hatte. Und ja du hast recht, Harry lag in meiner Verantwortung. Ich brachte ihn zu Petunia in der Hoffnung, er könnte dort ein gutes Leben haben. Zwei Wochen nach Lilys und James' Tod ging ich in den Ligusterweg, um nach ihm zu sehen. Damals schien es ihm gut zu gehen. Petunia bat mich, von Besuchen abzusehen, damit Harry unbelastet aufwachsen konnte. Ich verstand ihr Anliegen und versprach mich fernzuhalten. Ich war sicher naiv, aber ich glaubte, es sei das Beste. Als er vor einem Jahr, seinen Brief erst mit Hilfe von Hagrid bekam, dachte ich, es sei lediglich Petunias Wunsch nach Normalität geschuldet gewesen. Du musst mir glauben, nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass er in Gefahr sein könnte.«

»Haben Sie ihn im letzten Jahr je gefragt, wie es ihm geht? Verstehen Sie mich nicht falsch uns allen hätte auffallen müssen, dass etwas nicht stimmt. Seine Schüchternheit, seine Körpergröße, die viel zu großen Sachen, das alles hätte uns stutzig machen müssen, aber Sie Direktor hätten mit ihm sprechen müssen, ihm erklären, warum er überhaupt bei Tante und Onkel lebt.«

»Severus, ich weiß das und du wirst dich sicher wundern, aber auch ich bin nur ein Mensch und mache Fehler...«

»Ja, der größte von allen war, ihn damals nicht an seinen Paten zu übergeben.«

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