Kapitel 45

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Ich hab wieder ein Lied für euch gefunden, das ich sehr schön finden( Bild: Elerína)
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Von nun an wich ich Legolas nicht mehr von der Seite. Mein Herz sträubte sich dagegen.
Also blieben wir beide am großen Tor und der Prinz regelte hier alles. Neben ihm fühlte ich mich irgendwie etwas nutzlos, darum schlug ich vor, die Orcs vor dem Tor zu schlagen und nicht darauf zu warten, bis sie hier eingedrungen waren.
Es war einfach nicht meine Art, untätig zu sein, während andere um ihr Leben kämpften.
Legolas zögerte und ich sah ihn abwartend an.
"Vielleicht sollte das mein Vater entscheiden..."
Ich verdrehte die Augen und hob die Arme.
"Aber dein Vater ist nicht hier. Das musst du jetzt entscheiden. Bitte."
Der Elb machte den Mund auf und zu, sagte aber nichts. Er war nicht gerade der Spontanste, das musste ich leider zugeben.
"Also?"
Genau in diesem Moment rauschte Thranduil um die Ecke. Sein silbernes Gewand war mit Orcblut befleckt, aber er schien unverletzt. Seine Augen sprühten blaues Feuer.
So, fand ich, sah er wirklich aus wie ein König. Thranduil war ein ganz anderer, als der, den ich kennengelernt hatte.
Er erkannt uns und winkte uns zu sich.
Neugierig ging ich zu ihm. Als er unsere verwirrten Gesichter sah, lächelte er.
"Ada?*", sagte Legolas, dann schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht und ich begriff: Wie lange mochte es her sein, dass Legolas seinen Vater so lächeln gesehen hatte?
(*Vater?)
"Ich bin so stolz auf euch...", flüsterte Thranduil und legte seinem Sohn eine Hand auf die Schulter. In seinen Augen standen Freudentränen.
"Hannon le.*", erwiderte Legolas, nahm meine Hand und drückte sie, als müsste er sich vergewissern, dass dies kein Traum war.
(*Ich danke dir.)
Thranduil bemerkte diese Geste und nun rannen ihm die Tränen die Wange hinunter. Er sah mich an.
"Ich könnte mir keine Bessere für meinen Sohn vorstellen als dich, Ismene."
Betreten schauten ich zu Boden und lächelte ihn dann aufrichtig an. In diesem Moment sah ich in Thranduils Augen den ganzen Schmerz der vergangenen Jahre und begann ihn zu verstehen. Von ganzem Herzen wünschte ich mir für ihn, dass seine Frau nicht gestorben wäre. Er hat soetwas schlimmes nicht verdient. Das hat keiner.
"Ich werde gut auf ihn aufpassen. Versprochen!", sagte ich zum Spaß und spürte Legolas' überraschten Blick. Lachend pickste ich ihm in die Wange.
"Das war ein Scherz, Prinzlein!"
Hîr nín Legolas, hîr nín Thranduil!*", ertönte es hinter uns.
(*Mein Herr Legolas/ Thranduil)
Ein junger Anführer der Wachen eilte mit schnellen Schritten auf uns zu. Rotes Blut glänzte auf seiner Stirn.
"Die Orcs haben sich einen neuen Rammbock besorgt und auch unsere Truppen an den anderen Toren melden Probleme. Vorallem Heerführerin Tiranda und ihre Elben werden überrannt..." Legolas und ich sahen uns gleichzeitig geschockt an.
"...mein Herr....wir brauchen mehr Männer! Sonst werden wir das hier nicht überleben..."
Der Rest des Satzes wurde von einem Krachen übertönt. Gebäudegroße Steine rasten auf uns hinunter.
Thranduil schrie auf und scheuchte die Seinen zur Seite.
Legolas packte mich, zog mich zur Seite und schützte mich mit seinem Körper vor dem Steinschlag.
Ich kniff die Augen zusammen und spürte, wie mir wieder die Tränen kamen. Alles ging dahin.
Das Beben lies uns in die Knie sinken, ich immer noch in Legolas' Armen. Ich atmete die staubige und kalte Luft ein und musste husten.
"Ismeme, niben nín, steh auf, es ist vorbei.", hörte ich die leise Stimme des Elben.
In meinem Kopf dröhnte noch immer der Lärm der Steine nach, als ich aufstand.

Vor uns klaffte ein riesiges Loch, ein paar Meter tief. Die Decke war eingerissen und der Wind pfiff darüber hinweg. Dicke Schneeflocken landeten auf meiner Haut. Mein Körper schien einzufrieren.

Um den Krater sammelten sich Elben, unterhielten sich hektisch und strömmten dann wieder auseinander.

"Ich glaube, du hast recht.", meinte Legolas und sah sich ein wenig panisch um. "Wir müssen hier raus und kämpfen."

Schnell wechselte der Prinz ein paar Worte mit seinem Vater, während ich einer Gruppe Elbenkindern den Weg zu den unteren Hallen zeigte. Dort sollten sich die verschanzen, die nicht kämpfen konnten.

IsmeneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt