Kapitel 20

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Wie sollte ich das alles in meine Tasche bekommen?

Verzweifelt blickte ich auf meine Ledertasche und auf den Berg an Sachen daneben.

Kleidung, Verpflegung, Waffen, Bücher und Landkarten.

Ich war gestern Nacht noch in die Bibliothek geschlichen, um mir Aufzeichnung und Karten der Blauen Berge zu besorgen. Eine lange Zeit hatte ich gar nichts gefunden, doch schließlich hatte ich ein sehr altes Buch entdeckt, welches Hinweise auf geheime Eingänge zu den Bergen enthielt.

Zur Sicherheit hatte ich auch noch ein paar Bücher über Heilpflanzen mitgehen lassen. Man konnte ja nie wissen...

Mühselig bekam ich dann doch alles in die Tasche. Darauf zog ich mir einen braunen Reisemantel um und hängte mir mein Gepäck über die Schulter.

Ich gähnte.

Es dämmerte noch nicht.

Legolas hatte darauf bestanden, dass wir früh los ritten. Der Weg war weit.

Gründlich sah ich mich im Zimmer um, ob ich auch nichts vergessen hatte.

Ob ich es wohl je wieder sehen werde? Legolas bezeichnete die Aufgabe als Todesurteil. Doch noch gab es Hoffnung, dass wir zurückkehren würden.

Ich zog mir die Kapuze über den Kopf und machte mich auf den Weg. Unten wartete Legolas schon mit den beiden Pferden Arod und Blattsturm. Ich war so froh, dass der Hengst mich letzte Nacht gefunden hatte. Jetzt würde er mich auf die Reise meines Lebens begleiten.

Schweigend lud ich meine Tasche auf Blattsturms Rücken und schwang mich in seinen Sattel. Legolas sagte kein Wort.

Wie zwei Geister ritten wir hinaus, der langsam aufgehenden Sonne entgegen.

Auch der Elb zog sich die Kapuze über, sodass ich sein Gesicht nicht mehr erkennen konnte.

Unsere Pferde fielen in eine schnelles Galopp über. So jagten wir dahin, ohne zu wissen, was uns an unserem Ziel erwarten würde.

Nach einer Ewigkeit brach Legolas das Schweigen.

"Du hast Bücher aus der Bibliothek gestohlen, richtig?"

"Ja. Ich wollte Hinweise zu den Blauen Bergen sammeln. Ist das so schlimm?", fragte ich.

Er lachte laut auf.

"Nein, angesichts unserer Lage ist das unser kleinstes Problem. Du scheinst nicht viel über diese Berge zu wissen."

"Nein, wieso auch?",antwortete ich ein wenig zu trotzig.

Legolas sagte von nun an nicht mehr viel, er wies nur manchmal auf den Himmel und in die Landschaft. Der Wald lichtete sich, je weiter wir nach Norden kamen. Hier gab es immer mehr Felsen und weiter hinten erhob sich eine graue Bergreihe aus den Wolken.

"Wir werden hier rasten.", entschied Legolas knapp und lenkte sein Pferd Arod auf eine große Eiche zu.

Dort angekommen kletterte der Elb geschickt den mächtigen Baum mitsamt seines Gepäcks hoch.

Ohne lang zu überlegen folgte ich ihm. Oben in der Krone machte es sich Legolas gerade einigermaßen gemütlich.

Seufzend setzte ich mich neben ihn auf einen großen Ast.

"Wieso müssen wir oben rasten?",murrte ich.

Kopfschüttelnd sah er mich an.

"Immer musste du alles in Frage stellen und bist doch mit keiner Antwort zufrieden. Wir sind hier oben, damit uns die Orcs nicht finden, welche in dieser Gegend recht häufig vorkommen."

IsmeneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt