Kapitel 25

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Oben ist noch ein Lied für euch:)
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"Dort hinten stand bloß eine Wache vor einer großen Tür. Eine Meile von hier aus."
Ich steckte meinen Pfeil wieder in den Köcher. Vor einer Stunde war ich alleine losgezogen und hatte den Tunnel erkundet. Diese Tür war so plötzlich hinter einer Ecke aufgetaucht, dass ich kaum Zeit gehabt hatte, um mich zu verstecken. Doch der Orc hatte mich zum Glück nicht gesehen.
Danach war ich umgehend zu Legolas zurück gekehrt.
"Gut. Mit der werden wir schon fertig. Komm, gehen wir!"
Ich zögerte.
"Was, wenn die Tür verschlossen ist?",fragte ich.
Legolas drehte sich um.
"Die Wache wird wohl einen Schlüssel haben. Und wenn nicht.....dann versuchen wir die Tür einzuschlagen."
Dieser Plan schien mir nicht besonders wasserfest, dennoch folgt ich ihm.
"Eine Meile, sagst du?"
Ich zuckte mit den Schultern:"Ungefähr.",antwortete ich kurz.
Als wir an der Ecke angekommen waren, späten wir zu dem Orc hin. Legolas sah mich verdutzt an.
"Das war noch nicht einmal eine halbe Meile.",sagte Legolas kopfschüttelnd.
Doch ich hörte ihm gar nicht zu. Langsam zog ich einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn in den Bogen.
"Bist du sicher, dass du...",flüsterte Legolas, doch da surrte auch schon der Pfeil durch die Luft.
Er traf den Orc genau zwischen den Augen. Seine Waffe fiel scheppernd zu Boden.
Sehr zufrieden mit mir schaute ich zu dem Elben hinauf.
"Dein Training war eben doch ganz nützlich. Das war mein bester Schuss."
Legolas ging vorsichtig auf den Orc zu, als glaubte er, dieser würde noch leben. Doch zum Glück hatte mein Pfeil ihn sofort getötet.
Der Elb stieß die Leiche mit dem Fuß zur Seite.
"Das Geschepper von dem Schwert war ziemlich laut. Hoffentlich hat das niemand gehört."
Ich gesellte mich zu ihm.
"Uns blieb nichts anderes übrig.",entgegnete ich.
Legolas nickte und späte in die Dunkelheit.
Ich ging zur Tür und rüttelte daran. Wie erwartet war sie verschlossen.
"Schau mal nach, ob der Orc einen Schlüssel hat, Legolas!"
Der Elbenprinz kniete sich hin und wüllte lange in den Taschen des Toten.
Ungeduldig trat ich von einem Bein auf das andere.
Legolas seufzte:"Nichts zu machen. Dieser Orc hat keinen Schlüssel."
Enttäuscht stöhnte ich auf.
Hatte sich denn wirklich alles gegen uns verschworen?
"Und jetzt? Umkehren können wir nicht. Der Eingang von diesem Tunnel ist verschüttet.",meinte ich verzweifelt.
Legolas stellte sich vor die Tür und begutachtete sie. Ich schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme.
"Die können wir nicht aufbrechen. Diese Tür ist aus Eisen. Wir haben keine Waffe, die stark genug ist."
Zweifelnd beobachtete ich Legolas, wie er durch das Schlüsselloch guckte.
"Hast du eine Haarnadel?",fragte er plötzlich.
Verwirrt schaute ich ihn an, zog dann aber eine Nadel aus meinen Haaren.
Legolas nahm sie und machte sich am Schlüsselloch zu schaffen.
Eine halbe Ewigkeit fummelte er an der Tür herum, während ich auf dem Boden saß und meinen Oberkörper hin und her wiegte. Für mich ging das alles viel zu langsam. Ich war nunmal etwas ungeduldig.
Als ich schon fast eingeschlafen war, hörte ich ein lautes Klicken.
Ich blinzelte und sah verdutzt, dass Legolas stolz vor der offenen Tür stand.
"Diese Art, Türen zu öffnen, hat mit meine Mutter auch begebracht. Hier!"
Er reicht mir die Haarnadel und ich klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.
"Ausgezeichnet! Das musst du mir bei Gelegenheit auch mal beibringen.",antwortete ich beeindruckt.
Der Raum dahinter war von ein paar Fackeln erleuchtet. Als ich erkannte, was dort gelagert wurde, stieß ich einen Freudenschrei aus.
"Psssssst! Bist du verückt? Du kannst hier doch nicht so herum schreien!",zischte Legolas.
Doch ich war auch schon hinein gerannt.
In die Speisekammer.
Dort gab es viele Dinge, die einfach wiederwertig aussahen, aber auch welche, die durchaus genießbar waren.
Brot, Beeren, geräuchertes Fleisch und sogar einen Kuchen.
Wo die Orcs den wohl herhatten?
Hungrig stürzte ich mich auf ein Stück Brot und biss genüsslich hinein.
"Bedien disch! Jetscht können wir unsch so rischtisch den Bauch voll schlaschen!",nuschelte ich mit vollem Mund.
Legolas stand immer noch im Türrahmen und lachte in sich hinein.
Ich sah verständnislos an.
"Wasch?",nuschelte ich wieder.
Legolas kam auf mich zu.
"Wenn es ums Essen geht, benimmst du dich wie ein Zwerg. Die stopfen sich auch immer alles rein. Haben dir deine Eltern denn keine Manieren gelehrt?"
Schnell kaute ich zuende.
"Doch! Aber in Minas Tirith musste ich auch nie Hunger leiden!",rechtfertigte ich mich.
"Hast du denn keinen Hunger?"
Legolas griff nach einem Stück Fleisch und biss ebenfalls hinein.
"Doch, sogar sehr.",sagte er lächelnd.
Wir aßen so viel, bis wir kein Essen mehr sehen konnten. Dann packten wir uns noch etwas für später ein. Doch es gab ein Problem:
Wie sollten wir den Tunnel wieder verlassen?
"Selbst wenn wir es schaffen, hier wieder herauszukommen, werden wir es niemals schaffen, per Zufall, alles auszukundschaften.",erklärte ich.
"Wir müssen deine Tasche mit den Karten wiederfinden. Die Orcs lagern sie bestimmt noch der Waffenkammer."
Legolas runzelte angestrengt die Stirn und dachte nach.
Ich blickte den dunklen Gang hinunter.
"Die finden wir nie wieder. Diese Stollen sind einfach zu groß. Wir bräuchten jemand, der sich hier auskennt.",nörgelte ich.
Ganz plötzlich sprang Legolas auf und strahlte mich an.
"Ismene, du hast mich auf eine Idee gebracht!"
Wie schon so oft, sah ich ihn verständnislos an.
"Hab ich das?"
Der Elb nickte glücklich.
"Hier laufen haufenweise Wesen herum, die sich hier auskennnen. Die Orcs! Wir nehmen einen Einzelnen gefangen und erpressen ihn solange, bis er uns den Weg zur Waffenkammer sagt."
Legolas schien ganz begeistert von seinem Plan und auch ich war beeindruckt.
"Das ist zwar grausam, aber diese Widerlinge haben auch nichts anderes verdient. Wie kommt es eigentlich, dass du immer die rettenden Ideen hast?"
Legolas zuckte betreten mit den Schultern, doch ich merkte, dass ihm mein Kompliment gefallen hat.
Ich ging zur Tür.
" Was würde ich ohne dich machen? Wenn man sich mal vor Augen führt, dass ich jetzt tot wäre, wenn du nicht gekommen wärst, dann musst du verstehen, dass ich mir manchmal dein Gehirn wünsche!",lachte ich.
Dabei war die Vorstellung von meinem Tod überhaupt nicht witzig.
"Du bist eifersüchtig auf meinen messerscharfen Verstand?",fragte Legolas, als wie den Gang betraten.
"Und das zurecht, oder?",meinte ich.
Nach einer halben Stunde gelangten wir an den verschütteten Eingang. Sogleich verschwand meine Hochstimmung.
Legolas kletterte geschickt den Steinberg hinauf.
"Komm rauf! Vielleicht schaffen wir es ein paar Stein wegzurollen."
Ich folgte ihm. Oben angekommen deutete der Elb auf einen riesigen Felsen vor uns.
Ich schaute mir den Stein zweifelnd an.
"Der ist ziemlich groß...."
"Bist du nun eine Elbe oder nicht? Komm, zusammen schaffen wir es vielleicht."
Mit vereinter Kraft zogen und zerrten wir an dem Felsen. Erst rührte sich gar nichts und ich wollte schon aufgeben. Doch dann bewegte sich der Stein Stück für Stück nach vorne.
Es war eine sehr anstrengende Arbeit und mir ging langsam die Puste aus. Aber plötzlich löste sich der Felsen und rollte mit einem lauten Gepolter den Berg hinunter. Vor Schreck wäre ich fast hinterher gefallen.
Das Loch, das sich jetzt vor uns auftat, war kleiner als erwartet. Legolas seufzte.
"Ich fürchte, du musst da alleine durch krabbeln."
Erschrocken sah ich ihn an.
"Wieso das denn?"
Der Elb verdrehte genervt die Augen, weil ich vermutlich wieder einmal schwer von Begriff war.
"Meinst du, ich bekomme meine breiten Schultern da durch? Du bist viel schmaler und kleiner als ich. Vielleicht kannst du dann von der anderen Seite versuchen, die Steine wegzuräumen."
Das klang einleuchtend.
"Ich werde es versuchen."
Mit einem unguten Gefühl im Magen steckte ich meinen Kopf durch die Öffnung. Dahinter war alles dunkel.
Meine Schultern und meine Oberkörper glitten problemlos hindurch. Doch dann verlor ich auf einmal den Halt und stürzte mindestens 2 Meter in die Tiefe. Ich schrie einen spitzen Schrei aus.
Dank meiner geschärften Sinne schaffte ich es gerade so, sanft zu landen.
"Ismene? Ist bei dir alles in Ordnung?"
Ich rappelte mich auf.
So etwas konnte auch nur mir passieren.
"Ja, ja! Alles bestens. Ich schieb jetzt den Stein neben der Öffnung in deine Richtung. Dann vergrößert sich das Loch.",rief ich.
Wie eine Echse kletterte ich hinauf und drückte kräftig gegen den Stein. Er lies sich erstaunlich leicht bewegen.
Nun war die Öffnung groß genug.
"Ich komm jetzt. Geh am besten ein wenig zur Seite!",hörte ich Legolas' Stimme hinter der Wand.
Ich stieg ein wenig nach unten und wartete.
Plötzlich hörte ich lautes Getöse von der anderen Seite. Stein polterten, Wände stürzten ein. Staub rieselte durch das Loch in meine Teil des Tunnels. Panisch kletterte ich den Berg wieder rauf.
Der Tunnel auf Legolas' Seite stürzte ein.
"Legolas!!! Bitte sag doch was! LEGOLAS!!!!
Keine Antwort.
Das Getöse hatte aufgehört. Doch kein blonder Haarschopf kam durch die Öffnung.
Ich schrie und schrie, bis sich mein Schreien in Wimmern verwandelte.
"Bitte..."

IsmeneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt