Leben verbocken für Fortgeschrittene (ASDS)

Part 2

Nach ein paar Minuten kommen wir auch schon im Versteck an.

Inmitten einer verwinkelten Gasse, in der lauter leerstehende Fabrikgebäude sind, gibt es hinter einem Industriemülleimer eine Türe, durch die wir hindurchschlüpfen.

Dieses Versteck ist ein kleiner Raum, so ca. 36 Quadratmeter, in dem zwei alte ausgediente Ledersofas und ein kleiner Holztisch stehen.
In der einen Ecke sind ungefähr 5 Kisten Bier gestapelt und ein paar Flaschen Vodka und sonst gibt es nichts.
Keine Heizung, keine Decken, kein Waschbecken oder sonstiges.
Okay, es gibt Licht.
Zwei Schreibtischlampen und eine Batteriebetriebene Lampe auf dem Tisch.
Aber es erfüllt seinen Zweck.

Im Versteck warten schon Tessa, Ronja und Sam auf uns.
Sam begrüßt mich mit einer Umarmung und gratuliert mir. Nach einem bösen Blick der genannten Person, stehen auch Tessa und Ronja auf und umarmen mich halbherzig und gratulieren mir.
Von Tony bekomme ich drei Päckchen in die Hand gedrückt in denen sich ein Snipes Hoodie (schwarz mit weißer Schrift), ein Nike-Hoodie (blau mit weiser Schrift) und ein paar Nike Sneakers befinden.
Ich freue mich riesig und umarme nochmal Jeden um Danke zu sagen.

Tony drückt mir eine Flasche Bier in die Hand und wir stoßen zusammen an.

Gelegentlich trinke ich ein paar Bier mit, aber mich verballert es schon nach zwei Flaschen und ich muss aufpassen das Dad nichts riecht.

"Sweety, was ist los? Du bist so komisch heute?" Tony analysiert mich schon die ganze Zeit und anscheinend ist ihm mein bedruckter Zustand nicht ganz recht.
Ich erzähle ihm von Dad und das ich es scheiße finde, das er ausgerechnet heute, an meinem Geburtstag, nach Thailand los musste und ich ihn noch nicht einmal gesehen habe.
"Jetzt lass den Kopf nicht hängen, wir werden Spaß haben und das ist doch perfekt um ein paar Bierchen zu trinken" versucht mich Sam aufzumuntern.
"Ja vielleicht habt ihr recht!" ich grinse Sam an und nuckle an meinem Bier.
Nach einer halben Stunde kommt auch Leo.

Er ist sozusagen die rechte Hand von Tony, aber ich kann ihn ziemlich schlecht einschätzen.
Er sieht immer etwas grimmig aus und beobachtet mich ständig, dadurch habe ich immer das Gefühl etwas falsch zu machen.

"Tony, geht klar. In drei Tagen läufts" er schlägt bei Tony ein und krallt sich ein Bier.
"Hey kleine, alles Gute" er grinst ein wenig und ich finde, dass es ihm viel besser steht als sein komisches grimmiges Gesicht.
"Danke" lächle ich zurück.
Kurz danach verschwinden die angenehmen Gesichtszüge und sein Gesicht wird wieder so Ernst wie immer.
"Wir brauchen Musik, Konfetti, Kuchen und Alkohol" schreit Tony in die Runde und alle sind begeistert.
"Tessa, Ronja ihr besorgt Konfetti und Kuchen. Sam du besorgst mit Leo ne Bluetoothbox und ich kümmere mich um den Alkohol" weist er jedem eine Aufgabe zu.
"Was soll ich machen?" frage ich nach.
"Bleib einfach sitzen und warte, bis wir wieder da sind!" schüttelt Leo den Kopf und nach seinem "Auf, los gehts", verschwinden alle.

Okay, dann bleib ich halt hier sitzen und mach nichts.

Ich langweile mich zu Tode und gammle auf dem Sofa rum, als ich zwei streitende Stimmen höre.
Sam und Leo maulen sich gegenseitig ankommen ins Versteck gelaufen und steuern auf das Sofa zu.

"Ja, ich hoffe das du dir das mal merkst, Mann. Ausserdem musst du schneller sein, da ist ja ne Oma mit Krückstock mobiler als du!" Leo scheint ziemlich angefressen zu sein.
"Ja jetzt komm mal runter. Wird ja vielleicht bald einfacher" grinsend richtet er seinen Blick auf mich.
"Schauen wir mal. Schlimmer als du, geht gar nicht!" Leo läuft muffig zum Bierkasten, schnappt sich eine Bierflasche und zieht sich das Bier rein.
"Was ist los?" will ich vorsichtig wissen.
"Nichts" winkt Sam ab.
Ich hake mal nicht weiter nach, da ich die beiden nicht noch mehr verärgern will.

Nach geraumer Zeit erscheinen auch Tony, Tessa und Ronja wieder, die alle wesentlich entspannter sind.
Nach meinen zwei Bier bin ich auch total entspannt und bekomme einen Lachflash nach dem anderen und stecke den Rest damit an.
Sam liegt schon fast auf dem Boden, Tessa und Ronja kugeln sich auf dem Sofa und Leo kann seine Mundwinkel auch schon nicht mehr entspannen.
Tony steht auf und verschwindet hinter meinem Rücken.
Als ich damit beschäftigt bin mir meine Tränen aus dem Gesicht zu wischen, knallt mir plötzlich eine klebrige Masse ins Gesicht. Geschockt bewege ich mich kein Stück und erstarre augenblicklich.
Alle sind verstummt und ich lecke mir über die Lippen:
"Hmmm lecker, Schokokuss".
Das Gelächter bricht wieder aus und ich wische mir die Pampe aus dem Gesicht.
Ich scanne die Gegend und sehe Tony bei den Bierkisten, mit der Packung Schokoküsse, stehen.
"Das gibt Rache!" schwöre ich und mach mich auf den Weg zu ihm in die Ecke.
Leider ist er einen Kopf größer und als er die Packung in die Luft hält, komme ich absolut nicht dran.

Genervt stöhne ich auf und will gerade aufgeben, als mich Jemand an meinem Becken packt und nach oben hebt.
Mit einer schnellen Bewegung reise ich Tony die Schachtel aus der Hand und knalle ihm gleich die ganze Packung ins Gesicht.
Als ich wieder runtergelassen werde, bin ich überrascht als ich Leo hinter mir sehe.
Dieser gibt mir lachend Anweisung:
"Und jetzt RENN!"
Das lass ich mir nicht zweimal sagen und renne los.
Tony wischt sich noch den Rest der Pampe aus dem Gesicht und startet die Verfolgung.
Ich renne aus dem Versteck raus, durch die Gassen und direkt durch die Fußgängerzone und muss mir mein Lachen verkneifen, wenn ich denke wie verschmiert wir hier rumrennen.

Tony ist mir zwar dicht auf den Fersen, aber ich bin immer einen Schritt schneller als er.
Nachdem ich keine Lust mehr zu rennen habe, schlage ich einen Haken und mach mich wieder auf den Weg zurück.
Kurz vor meinem Ziel werde ich geschnappt und in eine feste Umarmung gepresst
"Hab ich dich!" Tony lacht wie verrückt, während seine Arme sich wie ein Schraubstock verhalten.
"Wo kommst du denn jetzt her?" damit hab ich echt nicht gerechnet.
Tony trägt mich die paar Meter zurück ins Versteck und wir werden gespannt gemustert.

"Das war total unfair! Der muss eine Abkürzung genommen haben, ansonsten hätte der mich nie bekommen!" beschwere ich mich und lass mich auf das Sofa fallen.
Tony grinst Sam und Leo zufrieden an und die beiden nicken ihm zu.

Was geht bei denen jetzt ab?

Nach einer ordentlichen Konfettischlacht, ein paar Stücken Kuchen und jede Menge Spaß, zisch ich mir noch ein Bier rein und verabschiede mich so langsam.

Es ist 22 Uhr und ich habe vor, morgen in die Schule zu gehen.
Alle sind total entspannt, sogar Leo lacht viel und ich mache mich, nach einer ordentlichen Verabschiedung, auf den Weg nach Hause.

Mein Weg zieht sich ordentlich in die Länge und ich brauche mehr Platz als sonst.

Vier Treppen muss ich auf den Weg zu unserer Haustüre erklimmen, was ganz schön anstrengend sein kann.
Ich bin froh, dass ich mich selbst nicht sehe!
Als ich vor der verschlossenen Türe rumschwanke fällt mir doch tatsächlich ein, das ich meinen Schlüssel vergessen habe.