Part 64

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Den Kram lasse ich auf meinem Schreibtisch liegen und begebe mich nach unten ins Bad.
Zuerst putze ich meine Zähne.
Danach fällt mir ein, dass ich mal das Tshirt verschwinden lassen sollte und gehe nochmal in mein Zimmer um mir einen Hoodie anzuziehen.
Das Tshirt lege ich unter mein Kopfkissen.

Duschen werde ich erst wieder, wenn ich weiß das Leo kommt.. hahaha

Im Wohnzimmer angekommen lege ich mich nochmal eine Weile aufs Sofa.
Franco kommt zu mir, hebt meine Füße an und setzt sich drunter.
Wir beide grinsen uns an.
"Woher....." möchte ich anfangen, aber er ist schneller:
"Ich bin nicht taub oder blöd!"
"Und Oli?" wird mir ganz warm.
"Ich glaube der hat nichts gehört!"
"Das war knapp! Aber so richtig!" schaue ich an die Decke.
"Das kannst du laut sagen!" lacht er leise.

Als es langsam Zeit wird fürs Abendessen, steh ich auf und deck den Tisch.
Tom steht mit verschränkten Armen im Türrahmen und beobachtet mich:
"Was führst du im Schilde?"
"Wieso? Weil ich mal keine Scheiße baue? Ausser dem beinahe Tod heute morgen?"
"Nein, irgendwas ist komisch!" analysiert er mich, aber ich ignoriere ihn.

Als alles vorbereitet ist, rufe ich zum Essen und die Herrschaften versammeln sich am Tisch.
Die Jungs unterhalten sich über verschiedenes und ich träume vor mich hin und muss wohl wieder irgendwas verpasst haben, da mich alle anstarren.
"Sorry, hab ich was verpasst?" erschrocken schaue ich in die Runde.
"Warum grinst du so vor dich hin und warum bist du so anders?" will Phil wissen
"Ich bin so wie immer!" wiederspreche ich.
"Nein bist du nicht!" mischt sich jetzt noch Stephan ein.
Alex sitzt wie immer da und beobachtet.
Gerade beiße ich von meinem Brot ab, da frägt Oli ob es was mit dem Telefonat mit meinem Vater zu tun hat.
Das Stück Brot bleibt mir fast im Hals stecken:
"Muss das jetzt sein?" bin ich gleich genervt.
"Was war denn?" will Tom wissen.
Ich steh mit meinem Teller auf und laufe in die Küche.
"Zoey was machst du?" nervt nun Franco.
"Mir ist der Appetit vergangen!" stichel ich wieder und entsorge das restliche Brot und nachdem der Teller weggeräumt ist, will ich wieder nach oben.
"Hierbleiben!" pfeift mich Tom zurück.

"Nein!"
"Zoey komm bitte her und erzähle uns was los ist. Vielleicht können wir helfen!"
"Es gibt nichts zu helfen und wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich muss lernen. Nächste Woche stehen drei Arbeiten an!" keiner hält mich auf.
Oben im Flur bleibe ich stehen und lausche.
Tom fragt bei Franco nach, was passiert ist.
"Martin war schon ziemlich sauer als er angerufen hat und Zoey hat ihn dann hochgeschaukel.
Sie meinte er hätte ihr schon das Handy und ihre Freiheit genommen und mehr könnte er ihr nicht nehmen. Danach sind ihr jegliche Gesichtszüge entgleist und Martin muss viel gesagt haben. Am Schluss hat sie gesagt, dass wenn er DAS macht, sie für immer weg wäre.
Danach hat sie mir einfach das Handy mit dem tobenden Martin in die Hand gedrückt".
Jetzt ist Oli dran:
"Nach dem Telefonat war sie erst nur aufgebracht. Aber nachdem Franco meinte, dass ihn gerade Alle Nerven kosten, hat sie bitterlich angefangen zu weinen und meinte, das Martin vielleicht recht hätte. Und danach war sie wie ausgewechselt. Auf Knopfdruck.
Wenn ihr mich fragt führt sie was im Schilde und das kann nichts Gutes sein!"
Stephan will wissen ob Franco noch was aus Martin herausbekommen hat.
Hat er aber nicht.
"Oh mann Leute, das kann ja echt noch heiter werden!" Phil ist nicht gerade glücklich.

Super, wieder fällst du zur Last... egal was du machst, du schaffst es einfach nicht normal zu sein!

In meinem Zimmer versuche ich wirklich ein bisschen Mathe zu lernen, was auch einigermaßen klappt.
Nachdem ich das meiste durch hab, leg ich mein Kopf in meine Hände und vergrabe mein Gesicht darin.

"Komm, ist gut für heute!"erschreckt mich Alex. "Boah, wo kommst du denn her?"
"Komm mit runter kuscheln!" befiehlt er mir.
Ich folge ohne protest und kuschel mich sofort an Alex dran.
"Hat es geklappt mit Mathe?" will er wissen.
"Ja, so ziemlich!"
Ich kämpfe enorm gegen meinen Schlafdrang an und schaffe es nicht meine Augen offen zu halten und döse mal mehr und mal weniger, vor mich hin.
Als er sich zum aufstehen komisch bewegt, drückt er mir genau an die Stelle des Knutschflecks und ich murre ausversehen.
Erschrocken schaue ich auf und verkünde das ich hochlaufen werde und mich Niemand hochtragen muss.
"Du kommst nicht mal bis zur Treppe!" lacht Alex und ich weiß das er recht hat.

Als er mich oben im Bett abläd, bin ich eigentlich schon wieder hellwach.
Genervt drehe ich mich hin und her und überlege was ich machen soll.

Wo willst du denn hin, wenn du gehst? - Keine Ahnung!
Sagst du Leo bescheid? - Nein! Du willst doch keine Last mehr sein!

Ich zieh mein Handy unter der Matratze hervor und öffne Google Maps.

Hamburg wäre doch ein Anfang... und danach sieht man weiter.
Vier Stunden Fahrt und 80,60 Euro.

Schwungvoll rolle ich mich aus dem Bett und hole meinen Lernblock.
Dort schreibe ich meine vorläufigen Pläne auf, die ich später auch nochmal überarbeiten kann.
1. Station: Hamburg
2.Station: Skagen?
Da sucht mich sicherlich keiner.
Leicht unentschlossen überlege ich, wie ich das überhaupt anstellen soll.

Mit meinen 14 Jahren werde ich vermutlich ordentlich Probleme bekommen.
Ich kann mir keine Wohnung mieten und das Geld reicht auch nicht ewig für Hotel oder ähnlich....
Vielleicht ergibt sich irgendwas und ich kann irgendwo unterkommen.
Morgen muss ich in Dad's Geldkassette nachschauen, wieviel Geld er dagelassen hat.
Das HeizÖl kann er sich selbst besorgen und Arm wird er deswegen auch nicht.
Er spart längerfristig eh Geld, wenn ich nicht mehr da bin.

Die restliche Nacht stöbere ich im Internet nach Informationen über Dänemark und freunde mich mit den Gedanken an meine neue Heimat an.

Weitere Notizen finden sich auf meinen Blatt ein:
Von Hamburg nach Skagen:
10 Stunden mit viermal Umsteigen und zirka 100 Euro.
Meer <3
Neue Sprache :( LERNEN!!

Es klopft an der Türe.
"Ja?" erwartungsvoll starre in zur Türe.
"Hey, warum bist du wach?" streckt Franco seinen Kopf rein.
"Mir ist was für die Schule eingefallen, was ich unbedingt noch machen muss. Darum konnte ich nicht schlafen...warum bist du wach?" lüge ich wieder einmal.
"Muss bald zum Dienst. Schlaf lieber wieder, dein Schulzeug kannst du auch tagsüber machen! Bis später. Schlaf noch gut!" verabschiedet er sich wieder.

Gegen fünf Uhr werde ich wieder müde und blätter in meinem Block eine Chemie-Übungsseite auf, falls Jemand zum wecken kommt.
Bevor ich richtig einschlafe, fällt mir Leos Tshirt ein und ich ziehe es unter dem Kopfkissen hervor.
Nachdem ich mich in das Shirt eingekuschelt habe, schlafe ich verdammt schnell ein.

Leben verbocken für Fortgeschrittene  (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt