Part 54

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So rappel ich mich auf und gehe nach unten.
"Mag jemand mit mir joggen gehen?" rufe ich durchs ganze Haus.
Pure semibegeisterung strömt mir entgegen.
"Frag Tom, aber du musst dich beeilen, der wollte gerade unter die Dusche!" gibt mir Franco, in einer Zeitschrift blätternd, einen Hinweis.
Stürmisch renne ich zum Badezimmer und hämmere gegen die Türe:
"Tom?.... Tom?...TOM!!" brülle ich so laut ich kann.
Tom reißt die Badezimmertüre auf und steht nur mit einem Handtuch um die Hüften da:
"Was ist los? Wo brennts?"
"Gehst du mit mir Joggen?" frage ich zuckersüß.
"Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein!" atmet er erleichtert aus.
"Ja sorry, gehst du jetzt mit mir bitte bitte bitte?"
"Bevor du nachher wieder wie ein Flummi auf und ab springst, dann ja".
"Aber heute schneller als sonst, okay?!" herausfordernd sehe ich ihn an.
"Tzzzz, wenn du meinst" er drückt die Türe wieder vor meiner Nase zu.

Auf der Treppe kommt mir Stephan entgegen:
"Kommst du auch mit joggen? Tom ist auch dabei!"
"Hmmmm, jetzt gleich?" er denkt noch darüber nach...
"Ja, komm schon" will ich ihn überreden und hüpfe auf und ab.
"Na das kann ja was werden, du bist ja jetzt schon total überdreht" er dreht sich lachend um und läuft zurück in sein Zimmer.
"Was heißt das jetzt genau?" ich verstehe seine Antwort nicht so ganz.
"Ja"
Freudig renne ich in mein Zimmer und ziehe mich um, schnapp mir meinen Ipod und die Airbuds und renne runter.

Tom und Stephan kommen kurz danach auch und zu dritt laufen wir los.
Diesmal laufen wir richtung Wald und ich renne den Herrschaften fast immer davon und muss immer wieder warten bis sie aufgeholt haben.
Irgendwann wird mir das zu blöd und ich laufe ohne Rücksicht auf Verluste einfach zu.
Als es anfängt zu dämmern, werde ich langsamer und schaue mich um.

Shit, hier ist gar kein Weg mehr. War ich jetzt wirklich so in Gedanken?

Passend fängt es auch noch an zu regnen.
Ich schalte die Musik aus und mir schaudert es, da alles so still ist. Mit der Dunkelheit habe ich normalerweise kein Problem, aber so alleine im Wald, ohne zu wissen wo man ist, ist nochmal ne ganz andere Sache.
Der Regen wird immer stärker und es gießt bald in Strömen.
Innerhalb weniger Minuten bin ich komplett durchnässt. Vielleicht sind die beiden ganz in der Nähe:
"TOM??? STEPHAN???"

Mann, die denken doch bestimmt wieder ich wäre abgehauen.

Da ich vor lauter herumdrehen schon gar nicht mehr weiß, aus welcher Richtung ich gekommen bin, entscheide ich mich für einen Weg und laufe so durch das Gestrüpp im strömenden Regen, in purer Dunkelheit durch den Wald.

Überall knackt es und ich sehe die Hand vor Augen nicht mehr.
So langsam steigt die Panik in mir hoch und ich bin mächtig am frieren.
Frustriert schreie ich immer wieder nach Tom und Stephan und bin kurz vorm verzweifeln.

Ich muss mich in Zukunft mehr konzentrieren und auf den Weg achten... falls ich jemals wieder heil zuhause ankomme.

Mit den Händen voran, taste ich mich Stück für Stück nach vorne.
Der Regen prasselt ordentlich durch die Baumkronen und es ist enorm laut.
Der Untergrund ist extrem matschig und ich versinke regelrecht mit meinen Turnschuhen darin.

Eigentlich habe ich gar keine Lust mehr weiter zu laufen, aber ich kann mich nicht einfach hier in den Matsch werfen und auf Hilfe warten.
Nach einem weiteren mal um Hilfe schreien, rutsche ich mit meinem linken Fuß ab und  schlittere ordentlich einen Abhang hinunter.
Mit meinem Rücken knalle ich gegen einen breiten Baumstamm und die Rutschpartie hat ein Ende.

Mit meinem schmerzenden Rücken lehne ich mich dagegen und sitze in der Hocke um kräftig durchzuatmen.
Das Gefälle ist nicht steil, aber durch den Matsch sehr rutschig und ich weiß nicht was hinter dem Baum kommt.
Desshalb entscheide ich mich hier sitzen zu bleiben und abzuwarten.
Meine Beine umklammere ich fest mit beiden Armen, aber da ich bis auf die Knochen nass bin, bringt das auch nicht viel.

Leben verbocken für Fortgeschrittene  (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt