"Herzlichen Glückwunsch, es ist ein Mädchen!" rief jemand laut. Ich starrte allerdings auf die Decke und bewegte nicht einen Muskel. "Wollen Sie es mal halten?" Jetzt musste ich sie doch anschauen. Dieses komische Wesen in ihren Armen schrie so erbärmlich laut. Es war kaum auszuhalten. Außerdem hatte es so eine ekelhafte Schicht auf der Hand. Nein, sowas wollte ich nicht anfassen. Ohne ihr eine Antwort zu geben, sah ich wieder hoch zur Decke. Ich verspürte rein gar nichts. Keinen Schmerz, keine Freude, nichts. Nichts, bis auf diese dumpfe Leere in mir. Ohne zu wimmern oder einen Ton von mir zu geben, rollte mir still eine Träne die Wange hinunter. "Sollen wir Ihre Eltern informieren? Oder den Vater?" Schon wieder reagierte ich nicht. Das würde doch eh zu nichts führen. "Mrs. Cooper?" Sie zwang mich förmlich dazu, ihr in die Augen zu sehen.
Ohne zu wissen wie, war ich plötzlich in meinem Zimmer. Die Decke war eben noch dunkelblau und nun war sie weiß. Das hätte ich doch gemerkt, wenn mich jemand hierher geschoben hätte. Ich setzte mich auf und sah mich um. Das Zimmer war verdammt riesig. Mein Bett stand in der Mitte des Raums und rundherum gab es rein gar nichts. Irgendwie fühlte ich mich auch so. Leer, Hoffnungslos. Plötzlich hörte ich wieder dieses unerträgliche Schreien und zuckte kurz zusammen. Als ich mir vor Schock die Hand an die Brust hielt, merkte ich, dass ich gar nicht mehr die OP Klamotten anhatte. Stattdessen war ich in einer blutigen Jeans und einem noch blutigeren Pulli gekleidet. Panik stieg in mir auf, denn ich wusste genau, woher das Blut kam. Ich fing an, schneller zu atmen und meine Augen wurden nass. Aber darum ging es jetzt nicht. Jetzt war nicht die Zeit dafür. Dieser kleine Mensch hatte mittlerweile aufgehört zu schreien und ich wickelte ihn schön warm ein. Was ich jetzt tun müsste, gefiel mir nicht, war aber absolut nötig. Ich sah an meiner Bettseite herunter und tatsächlich standen dort diese ebenfalls blutigen weißen Chucks. Es gab keine andere Möglichkeit, also schlüpfte ich in diese herein und stand auf. Auch dabei fühlte ich keine Schmerzen, obwohl ich gerade noch operiert worden bin. Das mittlerweile schlafende Etwas nahm ich vorsichtig in die Hand und legte es unter meinen Pulli, damit es auch ja keiner sah. Am Ende des Raumes befand sich eine Tür, zu welcher ich lief. Doch es fühlte sich an, als würde ich keinen Zentimeter weiter voran kommen. Außerdem bewegte ich mich wie in Zeitlupe. Ich musste diesen schrecklichen Moment also doppelt und dreifach so lange durchstehen. Aber als ich es endlich geschafft hatte die Türe zu erreichen, öffnete ich diese einen Spalt weit und sah mich um. Es war weit und breit nicht eine einzige Person zu sehen. Weder Pfleger, noch Patienten. Also öffnete ich sie noch mehr und trat hinaus. Es war nicht einmal ein Licht an. Noch mehr Angst machte sich in meiner Brust breit. Schnellen Schrittes lief ich zum Ausgang des Krankenhauses und dann rannte ich. Ich rannte, was das Zeug hält. Wenn mich jetzt jemand sah, dann wäre es mein Ende. Selbst auf der langen Straße, auf welcher ich um mein Leben rannte, war nicht ein einziges Auto zu sehen. Keine Menschenseele. Und ehe ich es mich versah, hatte ich auch schon eine Feuerwache erreicht. Auch dort war kein Licht an und kein einziger Mensch zu sehen. Alle Einsatzfahrzeuge waren ebenfalls nicht da. Ich blieb stehen und atmete schwer. Doch selbst, als ich mich beruhigt hatte vom Rennen, keuchte ich immer noch. Es fühlte sich an, als würde mir die Luft ausgehen. Es fühlte sich an, als würde ich sterben. Mit zitternden Händen legte ich das Kind vor die Türe der Wache und ließ es dort liegen. Nun brachen bei mir alle Dämme und unzählige Tränen rollten meine Wange hinab. Ich war ein Monster, daran war absolut nichts auszusetzen. Nur Monster würden sowas tun.
"Es ist nur ein Traum." sagte das Wesen plötzlich. Während ich darum kämpfte etwas Luft zu bekommen, sah ich zu dem Kind auf den Stufen. "Es ist nur ein Traum." Ich dachte ich hätte ein Mädchen bekommen. Wieso redete sie dann wie ein Mann? Und wieso konnte sie überhaupt schon reden. "Es ist alles gut. Ich bin ja da."
Keuchend sprang ich auf und lag jetzt nicht mehr im Bett, sondern saß dort. Meine Brust fühlte sich wie zugeschnürt an. Ich spürte, wie mir eiskalter Schweiß den Rücken hinab lief und ich immer noch so hektisch atmete, wie eben noch. Mein ganzer Körper begann zu zittern und durch die Enge in meiner Brust, musste ich noch mehr nach Luft ringen. Mein Herz raste so wild, dass ich dachte, es würde mir jeden Moment die Haut zerreißen und hinausspringen. Dieses Engegefühl, das Herzrasen, die Atemnot und das Zittern, alles verschlimmerte meine Panik noch so viel mehr, dass es langsam schwarz in meinen Augenwinkeln wurde.
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Mason Mount - 𝑚𝑦 𝑜𝑛𝑒 𝑖𝑛 𝑎 𝑚𝑖𝑙𝑙𝑖𝑜𝑛...
FanfictionMeredith hat den Job ihrer Kollegin bekommen und ist nun verantwortlich dafür, dass die Bilder für den FC Chelsea perfekt werden. Bei ihrem neuen Job lernt sie unter anderem auch einen jungen Mann kennen, welcher der Frau, die Liebe für Schwachsinn...