5. Flattern

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Drei Tage waren vergangen, seit ich das letzte Mal mit Kuroo gemeinsam zur Schule und wieder zurück gegangen war.
Kenma hatte mich zuverlässig jeden Morgen vor der Tür abgeholt, doch Kuroo war dann bereits auf dem Weg. Nachmittags meinte er, dass er noch länger bleiben musste und wir schon einmal voraus gehen könnten. Obwohl wir im Unterricht nebeneinander saßen und uns beim Training sahen, hatte ich den Eindruck, dass er mir aus den Weg ging.
Als auch am heutigen Freitagmorgen, Kenma ohne Kuroo vor meiner Tür stand, war ich mir absolut sicher. "Hey, Kenma?", murmelte ich, während wir gemeinsam zur Bahn schlenderten. Wir hatten uns in den letzten Tagen auf unseren Vornamen geeinigt. "Hm?"
Ich warf ihm einen unsicheren Seitenblick zu, während er seine Augen auf seine Konsole gerichtet hatte. "Findest du, dass Kuroo sich anders verhält?" Kenma legte seinen Kopf leicht schief. "Hm. Ein wenig. Er scheint zum Frühaufsteher mutiert zu sein.", stellte er leise fest. Ich griff nach meinem Arm und strich leicht darüber. Zugegeben, lange kannte ich Kuroo noch nicht. Doch in diesen zwei Tagen, hatte ich zumindest den Eindruck, dass er ein sehr offener, sarkastischer Mensch war, dem sein Herz auf der Zunge lag. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dieses Verhalten sich von heute auf morgen einfach grundlos änderte. "Hmmm.", erwiderte ich nur etwas abwesend und sah nachdenklich in der Gegend herum. Eine Weile waren wir schweigend weiter gegangen. "Frag ihn doch selbst?" Kenmas Stimme riss mich aus meinen Gedanken und überrascht sah ich zu ihm herüber. "A-Ach was, ich bilde mir das bestimmt nur ein." Beschwichtigend hob ich meine Hände und lächelte verlegen. "Ich kenne ihn nicht gut genug, um ihn einfach so etwas zu fragen." Kenma blickte von seiner Konsole hoch und direkt in meinen Augen. "Ihr kommt gut miteinander und du bist unsere Managerin. Wenn du das Gefühl hast, dass etwas nicht mit ihm stimmt, sprich ihn an.", erklärte er ruhig. Meine Augen weiteten sich leicht. Irgendwie hatte Kenma da schon recht.
In der Schule angekommen, verabschiedeten wir uns voneinander und wandten uns unseren jeweiligen Schulfluren zu. Ich öffnete die Tür zu meinem Klassenraum und erblickte Kuroo, der bereits auf seinem Platz saß. "Hey.", begrüßte ich den dunkelhaarigen Schüler freundlich und nahm neben ihm Platz. Er hob seinen Blick und warf mir ein eher distanziertes Lächeln zu. "Hallo (d/nn). Wieder mit Kenma gegangen?" Ich legte meinen Kopf leicht schief und kratzte mich leicht am Hinterkopf. "Ja. Er hat mich abgeholt. Wo.. warst du denn?", erkundigte ich mich vorsichtig. Kuroo wandte seinen Blick ab und hob nur eine Hand, die er einmal hin und her bewegte. "Ach, ich musste noch etwas erledigen. Für den Club." Ich runzelte leicht meine Stirn.
"Du... Kuroo?" Sein Blick richtete sich wieder auf mich. "Also, ich wollte dich fragen, ob..." In dem Moment ging die Tür zum Klassenraum auf. "Hello students." Unsere überaus motivierte Englischlehrerin betrat den Klassenraum. Frustriert presste ich meine Lippen aufeinander. "Können wir später kurz reden?", fragte ich eilig. In den Pausen war er in letzter Zeit meistens abgehauen, doch heute wollte ich ihn davon abhalten, ehe es zu spät war. Ein leicht zögerlicher Ausdruck lag in Kuroos Augen, doch zu meiner Erleichterung, nickte er. "Okay."
Als es zur Pause klingelte, klappten die Schüler ihre Bücher zu und verfielen in ihre Gespräche. Einige standen auf, um sich etwas zu Essen zu kaufen, andere wollten raus gehen. "Wollen wir zum Reden irgendwohin?", fragte ich. Kuroo sah mich unschlüssig an. "Ja, ich kenne da einen Platz."
Er stand auf und führte mich durch das Treppenhaus, hinauf auf das Dach des Gebäudes. Mit großen Augen sah ich mich um und strich mir eine (d/hf) Strähne hinters Ohr, als der Wind durch mein Haar fuhr. "Es ist echt schön hier. Bist du hier öfters?" Der große, dunkelhaarige Junge drehte sich zu mir um und zuckte leicht mit den Schultern. "Ja, wenn ich Nachdenken möchte." Ich musste etwas lächeln. "Also? Worüber möchtest du mit mir reden?" Kuroo hatte seine Hände in seine Hosentaschen gesteckt und sah mich mit leicht hochgezogenen Schultern an. Verlegen erwiderte ich seinen Blick und strich mir wieder eine Strähne hinters Ohr. "Ist alles okay bei dir?", fragte ich dann schließlich. "Ich habe seit ein paar Tagen das Gefühl, dass du mir aus dem Weg gehst.", gestand ich. Kuroo kratzte sich verlegen am Hinterkopf und wandte seinen Blick ab. "Wie kommst du darauf?" Ich hob meine Augenbrauen. "Na ja. Also klar, wir kennen uns noch nicht lange, aber du verhältst dich einfach anders. Du gehst doch sonst immer mit Kenma zur Schule und wieder zurück, oder? Am Anfang sind wir dann ja auch zu dritt gegangen, doch seit ein paar Tagen kommst du nicht mehr mit. In den Pausen haust du auch ab." Kuroo wandte sich mir wieder zu und erwiderte meinen Blick. "Muss ich denn mit dir zur Schule gehen? Oder meine Pausen mit dir verbringen?", raunte er. Oh Mist... Verlegen sank mein Blick zu Boden. Natürlich musste er das nicht! Eventuell hätte ich gar nicht erst dieses Gespräch starten sollen, ich schien es mir doch nur eingebildet zu haben... Wie hatte ich auch nach zwei Tagen annehmen können, wir wären schon Freunde? "Tut.. mir leid Kuroo. Das musst du natürlich nicht.", sprach ich beschwichtigend, jedoch ohne ihn anzusehen.
Eine Weile schwiegen wir einander an. "A-Also ist alles wie immer?", fragte ich dann doch, nachdem ich einmal tief ein und aus geatmet hatte. Ich wollte auf keinen Fall, dass es nun seltsam zwischen uns wurde.
Kuroo zuckte leicht mit den Schultern. "Klar. War nie anders.", erwiderte er neutral. Ich bin so blöd... Ahhhh, ist das peinlich. Am liebsten hätte ich mich gerade vergraben. Ich nickte leicht und wollte mich zum Gehen abwenden, da brach Kuroo überraschend noch einmal die Stille. "Sag mal... Zwischen dir und Kenma, läuft da etwas?" Ich hielt abrupt inne, meine Wangen nahmen einen roten Ton an und mit geweiteten Augen sah ich zu ihm herüber. "W-Was? Nein!", stieß ich überrascht aus. "Wie.. kommst du denn darauf?" Und wieso sprach er es jetzt an? Kuroo zuckte wieder leicht mit seinen Schultern. "Ihr habt eure Nummern ausgetauscht und so. Sprecht euch auch beim Vornamen an." Ein seltsamer Gedanke überkam mich. Hatte Kuroo sich deshalb so verhalten? Nein. Völliger Unsinn. Er hatte mir ja gerade schon klar gemacht, dass wir uns quasi kaum kannten. Den Fehler, zu viel in seine Worte und sein Verhalten hinein zu interpretieren, würde ich gewiss nicht zwei mal machen. "Ich wollte mit dir auch Nummern tauschen. An dem Tag habe ich es irgendwie vergessen und danach hattest du so viel zutun und bist Morgens nicht mehr mit uns gekommen.", erklärte ich ruhig und warf ihm ein Lächeln zu. "Kenma und ich sind nur Freunde.", stellte ich klar. "Kenma hat einfach angefangen, mich beim Vornamen zu nennen und ich bin mit eingestiegen. Unter Freunden macht man das doch sowieso, oder?" Ich sah das mit den Anreden ohnehin etwas lockerer, seit ich drei Jahre in Deutschland gelebt hatte. Ich bildete mir ein, etwas Erleichterung in Kuroos Augen aufflammen zu sehen. "Ahh..", machte er und kratzte sich mit einem kleinen Grinsen am Hinterkopf. "Also um ehrlich zu sein, dachte ich, dass ihr einander eventuell mögt. Und ich wollte euch nicht stören.", erklärte er. Also doch! Er war mir also doch aus dem Weg gegangen. "Findest du das nicht etwas unnötig?", erwiderte ich ernst und schien ihn damit unvorbereitet zu treffen. "Angenommen, ich würde Kenma mögen - und er mich. Dann würden wir uns bestimmt einfach für ein Date verabreden. Aber das heißt doch nicht, dass wir mit unseren Freunden nichts mehr machen wollen.", tadelte ich ihn mit leicht verschränkten Armen. "Und wenn wir alleine sein wollen würden, dann würden wir es von uns aus sagen." Kuroos Augen weiteten sich leicht. "Also magst du ihn?" Echt jetzt? "Nein, Kuroo. Sagte ich doch schon." Nun musste ich etwas lachen. Meine Angespanntheit wich und ich wurde wieder lockerer. "Ich habe mit Jungs nicht so gute Erfahrungen gemacht.", gestand ich. Meine Wangen wurden leicht rot. Eigentlich redete ich darüber nicht sonderlich gerne. "Ich glaube, ich muss einen Jungen schon etwas mehr kennenlernen, um ihn zu mögen und ihm zu vertrauen." Kuroo legte seinen Kopf leicht schief und sah mich aufmerksam an. "Was meinst du damit?"
Ich hob eilig meine Hände. "Nicht so wichtig. Eine langweilige Geschichte, nicht der Rede wert.", sprach ich direkt. Kuroo zog seine Augenbrauen leicht zusammen, doch entschied wohl, nicht weiter nachzuhaken, was ich ihm hoch anrechnete. Stattdessen kam er zu mir und legte mir breit grinsend einen Arm um die Schultern. Ich spürte, wie das altbekannte Flattern in meiner Brust wieder auftauchte, als er mich so ansah. Da war es wieder. Sein offenes, freches Grinsen. Seltsam, dass ich es vermisst hatte, obwohl wir uns erst eine Woche kannten. "Okay, Kitten. Du schuldest mir jetzt aber wenigstens noch deine Nummer. Ich möchte auch so schöne Fotos von Kenma auf meinem Handy haben."

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Hallooo (: Falls das hier irgendjemand liest: Frohe Weihnachten!

Ich hoffe, die Fanfiction ist nicht allzu langweilig, haha. Aller Anfang ist schwer. xD Ich verspreche, die Romantik wird kommen. xD (Und mit ihr das Drama. ((: )

Mal schauen, ob ich gleich noch ein Kapitel schaffe. Ansonsten geht's morgen weiter. c:

Eins zu sieben Milliarden (Kuroo x Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt